„Machen Sie es sich bequem, denn es gibt verdammt viel zu erzählen“, eröffnete Geschäftsführer Harald Rutenbeck die offizielle Feier mit mehr als 250 geladenen Gästen. Recht hatte er: Eine 150-jährige Geschichte steckt hinter dem Familienunternehmen, die im Jahr 1873 begann – wir berichteten. Die insgesamt fünf Generationen seien in der Vergangenheit durch aufregende und krisengeprägte Zeiten gegangen. Er erinnerte an die Zeiten, als die Schmiede seines Ur-Opas 1880 vollständig niederbrannte, als die Weltwirtschaftskrise 1929 das Unternehmen vor Herausforderungen stellte oder an den Verlust von Familienmitgliedern.
Aber trotz jener Unzufriedenheit, die es mal gegeben hat oder geben wird, betonte Rutenbeck deutlich: „Wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, aus Enttäuschungen politische Kräfte zu unterstützen, die mit unserer Verfassung nichts zu tun haben, ausländerfeindlich sind und Europa verteufeln“.
Familienunternehmen meistert Herausforderungen
Harald Rutenbeck sprach von wirtschaftlichen Veränderungen, die eine schnelle Anpassung an den Markt erforderten. Dazu gehörten Maßnahmen wie die von der Bundesregierung beschlossene Postreform Mitte der 80er Jahre oder die Wiedervereinigung, die mit dem Fall der Mauer eine Expansion in den Osten ermöglichte. „Wir reagierten schnell. Am Ende hatten wir ein neues Kind: Unsere Tochterfirma FMT in Marksuhl in Thüringen“, erzählte der Geschäftsführer.
Ein Zeitsprung in das Jahr 2021: Die Flutkatastrophe machte auch vor dem Familienunternehmen nicht halt. „Der nächste Morgen zeigte ein Bild des Schreckens: Überall Schlamm, kaputte Maschinen und überschwemmte Keller“, blickte Rutenbeck zurück. Keiner hätte die Flutwelle vorhersehen können. Doch nach kurzer Zeit – durch den Zusammenhalt des Unternehmens – lief alles wieder auf Hochtouren.
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„Wir mussten unseren Kurs immer ändern, um dieses stolze Jubiläum aufrecht erhalten zu können. Dies war aber kein Werk einzelner“, sagte Rutenbeck und verwies auf seine Brüder sowie die fünfte Generation: Tobias, Alexander und Holger Rutenbeck.
Unternehmen „Made in NRW“
In seiner Ansprache lobte SIHK-Präsident und DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels die schnelle Anpassungsfähigkeit und de zukunftsorientierten Kurs der Rutenbecks: „Es sind die mittelständigen Familienunternehmen, die in Generationen denken und nicht nur den schnellen Erfolg im Blick haben“. Der Blick über den Tellerrand und das Folgen sowie Erkennen von Trends seien das Erfolgsrezept für ein solch seltenes Jubiläum. Ralf Stoffels überreichte Harald Rutenbeck eine SIHK-Urkunde zum 150-jährigen Bestehen.
In einer Videobotschaft gratulierte auch Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dem Schalksmühler Unternehmen und dankte diesem für die generationsübergreifende Treue gegenüber dem Land NRW. „So sieht Erfolg ‚Made in NRW‘ aus“, hob er hevor. Die Firma Rutenbeck sei einer wichtiger Treiber der Digitalisierung und einer der führenden Anbieter in der Datennetzwerktechnik im deutschen Markt und schaffe so Wohlstand, Arbeitsplätze und Sicherheit in der Gesellschaft.
„Hier liegt das industrielle Herz“
Bürgermeister Jörg Schönenberg unterstrich in seiner Rede die örtliche und persönliche Verantwortung, die die Firma Rutenbeck für das Gemeinwohl, die Gemeinde und die Region übernehme. Das Engagement einzelner Familienmitglieder sei besonders – die Gemeinde könne froh sein, ein heimisches Unternehmen wie Rutenbeck in Schalksmühle zu haben. „Es ist schön, dass wir auf euch zählen können. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich“, freute sich auch Landrat Marco Voge. Das sei nicht der Verdienst der Politik oder Verwaltung, sondern ganz allein der Familie Rutenbeck. „Hier liegt das industrielle Herz. Nicht im Ruhrgebiet, sondern im Märkischen Kreis, im Kreis Olpe, in Südwestfalen“, so Voge weiter.
Johannes Vogel, Bundestagsmitglied und stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, widmete sich der Bedeutung der Firma Rutenbeck für Deutschland. Aus einem Schmiedebetrieb sei ein Unternehmen geworden, das Produkte für die Digitalisierung entwickelt, welche unsere Gesellschaft zusammenhalten. „Danke, dass ihr die die Vernetzung unserer digitalen Welt mit prägt, und das schon seit einigen Jahren. Langfristiges Denken ist Teil ihrer DNA“, so Vogel. CDU-Bundestagsabgeordneter Florian Müller betonte: „Eine wichtige Botschaft, die sie verinnerlicht haben, ist Beständigkeit. Beständigkeit im Versprechen der Region, zur Familie und zu den Kunden“. SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari fand zum Ende noch kurze Abschlussworte: „Ich möchte Ihnen herzlich zum Jubiläum gratulieren und hoffe, dass sich das, was sie alle mit vereinten Kräften geschaffen haben, weiterhin positiv entwickelt“.
Eine Zeitreise durch die Geschichte Rutenbecks
Während „Clown Lino“ die Kinder unterhielt, hatten die Erwachsenen die Gelegenheit, eine Ausstellung zur Geschichte von Rutenbeck zu besuchen, bei der Produkte des Unternehmens im Laufe der Jahrhunderte präsentiert wurden. Der Abend klang mit den Gästen bis in die späten Abendstunden aus.