Wie LokalDirekt berichtete, tritt am 10. Juni das Lkw-Durchfahrtsverbot für Lüdenscheid und den Ortsteil Brügge in Kraft. Dieses gilt dann für alle Fahrten, die nicht das Lüdenscheider Stadtgebiet zum Ziel haben beziehungsweise dann, wenn der Radius zwischen dem Belade- und Zielort mehr als 75 Kilometer beträgt.
Nach Auslegung der 75-Kilometer-Radius-Regelung dürfte ein Lkw, der beispielsweise in Hagen beladen wird und Frankfurt am Main als Ziel hat, nicht durch Lüdenscheid fahren.
Auch wenn die Autobahn GmbH – zusätzlich zu den Hinweisen auf die der Vollsperrung der A45 an den Autobahnkreuzen Westhofen und Olpe – auch gesondert auf das Lkw-Durchfahrtsverbot in Lüdenscheid hinweisen will, geht André Dahlhaus nicht davon aus, dass Lkw-Fahrer oder Speditionsunternehmen einen großräumigen Umweg über die Autobahn in Kauf nehmen.
Google führt durch Breckerfeld
Vielmehr sei ein Ausweichen auf die Landstraße zu erwarten: „Sucht man im Navi oder Google-Maps nach einer Umfahrung Lüdenscheids, führt der direkteste Weg ‚dummerweise‘ genau durch Breckerfeld“, sagte Dahlhaus im Gespräch mit LokalDirekt.
Bedauerlicherweise sei weder die Stadt Breckerfeld, noch der Ennepe-Ruhr-Kreis im Vorfeld in die Gespräche involviert gewesen: „Tatsache ist, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis von der Stadt Lüdenscheid erst mit Datum des endgültigen Beschlusses, also am 10. Mai, gebeten wurde, bis zum 24. Mai eine Stellungnahme zum Lkw-Durchfahrtsverbot abzugeben.“ Diese will der Verwaltungschef noch im Laufe dieser Woche vorlegen – und sie werde „sicher alles andere als positiv ausfallen“, sagt Dahlhaus. „Für den Moment heißt es von unserer Seite aus: Wir sind klar dagegen.“
Fahrbahn an der engsten Stelle nur 5,50 breit
Argumentieren will der Bürgermeister – zunächst – hauptsächlich mit den Gegebenheiten im Ortskern der Hansestadt: „Die Frankfurter Straße ist gar nicht für einen Lkw-Durchgangsverkehr ausgelegt und geeignet.“ Insbesondere im Bereich des ‚Hotel Böving‘ sei die zweispurige Fahrbahn nur rund 5,50 Meter breit: „Nicht selten müssen zwei sich entgegenkommende Lkw die Spiegel einklappen oder warten, bis sie versetzt aneinander vorbeifahren können.“
Passanten sind eine Armlänge vom Verkehr entfernt
Abgesehen davon: Auch die an die Fahrbahnwege grenzenden Bürgersteige sind in oben genanntem Bereich sehr schmal und sorgen schon heute speziell im Berufsverkehr für kein sicheres Gefühl bei Passanten, wenn ein Sattelschlepper im Abstand von 40 bis 50 Zentimetern vorbeifährt.
„Spannend“ werde es auch, wenn der Ortskern für das Junggesellenschützenfest beziehungsweise die Kirmes im Juli gesperrt werde und der Verkehr dann – wie üblich – mittels einer Einbahnstraßenregelung über den West- und Ostring geleitet werde.
Stadt will Verkehrsdaten sammeln
Weil der Beschluss seitens der Stadt Lüdenscheid aber nun gefallen sei, werde die Stadt Breckerfeld die Entwicklung des Verkehrsaufkommens im Ort nach dem 10. Juni sehr genau beobachten, um dann nach drei bis sechs Wochen mit „Daten und Fakten“ argumentieren zu können.
Hagen erwartet „insgesamt signifikante Mehrbelastung“
Auf „Daten und Fakten“ verlassen will sich auch die Nachbarstadt Hagen, die mit ihrem Ortsteil Eilpe sowie der Selbecker Straße ebenfalls davon betroffen wäre, wenn der Lkw-Transitverkehr sich für eine Umfahrung des Lüdenscheider Durchfahrtsverbotes über Breckerfeld entschließen sollte.
Auf Anfrage von LokalDirekt an Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz, ließ dieser über seine Pressestelle mitteilen, die Stadt Hagen stehe in regelmäßigem Austausch mit der Stadt Lüdenscheid und dem Märkischen Kreis: „Die Belastung durch Lkw-Durchgangsverkehr hat nach unseren Beobachtungen insgesamt abgenommen, da bereits ab Westhofen beziehungsweise Olpe umgeleitet wird. Auf der Achse Selbecke-Breckerfeld-Halver erwarten wir somit keinen großen Lkw-Durchgangsverkehr. Insgesamt erwarten wir aber eine signifikante Mehrbelastung, die wir beobachten und entsprechend bewerten werden.“