Wenn die gelernte Industriekauffrau Diana Lammert nicht gerade Angebote und Rechnungen an ihrem Schreibtisch in einer Federnfabrik im Iserlohner Ortsteil Letmathe schreibt oder Firmenanrufe beantwortet, ist sie meistens in ihrer „KunstklitscheDiLa“ an der Mendener Straße 105 in Hemer zu erreichen – jeden Mittwochnachmittag auf jeden Fall, oder nach vorheriger Terminabsprache.
„Den kuriosen Namen fand ich lustig und passend, weil hier drin ja wirklich nicht viel Platz ist“, erklärt Lammert. Ein kleiner Tisch, ein Stuhl und eine Staffelei – für mehr Mobiliar ist in der Tat nicht viel Platz. Das liegt auch daran, dass die Wände voll sind mit ihren Bildern, Skulpturen oder bemalten Alltagsgegenständen wie etwa Möbel und Tassen. „Bei schönem Wetter zeichne und male ich auch draußen vor dem Laden, direkt auf der Straße“, verrät die verheiratete 33-Jährige. Dann müssen Campingtisch und Klappstuhl reichen. Viel Platz ist auf dem Stichweg oberhalb der vielbefahrenen Bundesstraße 7 mit Blick auf den leergeräumten REAL-Markt auch nicht. „Aber man kommt mit den Leuten, die hier vorbeikommen, ins Gespräch.“
Jedes Jahr einen Waldkunst-Kalender
Ihr Ehemann ist Erzieher – mit dessen und ihrem Gehalt für den Halbtagsjob kommen beide gut über die Runden. „Reich werde ich mit meinen Bildern, Skulpturen und Drucken nicht“, gibt die junge Frau zu. Das ist auch nicht ihre Intention. Es ist die Begeisterung für ihre Arbeit und ihre Passion als Künstlerin. So ganz im Verborgenen werkelt Lammert aber dennoch nicht.
Sie kann durchaus auf einige Ausstellungen verweisen. Außerdem lässt sie seit 2020 jährlich ihren eigenen Kalender, den Waldkunst-Kalender, drucken. Für die Bilder des Kalenders fotografiert der Naturmensch Lammert bemalte Skulpturen, meistens aus Holz, im Wald. „Was könnte es für eine hübschere Kulisse als unseren Wald geben?“, fragt die Künstlerin. Die spektakuläre Aktion fand auch das Interesse der regionalen Medien.

Diana Lammert wurde 1990 in Hemer geboren. Sie beginnt in ihrer frühen Kindheit mit dem Malen, Zeichnen und kreativen Gestalten. Das war ihr von ihrer Familie schon quasi in die Wiege gelegt worden. Sie bezeichnet sich als Autodidaktin.
„Ich bilde mich selber weiter in den Bereichen, die mich interessieren. Ich bin davon überzeugt, dass meine Kunst dadurch viel individueller ist, als sie es mit den Einflüssen, die alle bekommen, wäre.“ Als sich vor drei Jahren die Möglichkeit ergab, mietet sie sich in einem kleinen, freien Ladenlokal an der Mendener Straße in Hemer ein und eröffnet ihre „KunstklitscheDiLa“.
Seit 2014 nur noch halbtags im Beruf
Die 33-Jährige arbeitet mit Acryl- und Ölfarben, Kohle und Bleistift sowie allen Materialen, wonach es ihr gerade beliebt. Der ausgeprägte Drang zum Malen und Zeichnen sind der Grund dafür, dass Diana seit 2014 nur noch halbtags als Industriekauffrau arbeitet und den Rest ihrer Zeit dem künstlerischen Schaffen widmen kann. 2019 beginnt sie, Gedichte zu ausgewählten Bildern zu schreiben. „Mir ist es wichtig, dass der Betrachter den Kontext und die Gedanken zu gewissen Werken versteht und sich damit beschäftigt.“
2022 fängt sie an, mit der Kettensäge Skulpturen zu schnitzen, die sie anschließend weiterbearbeitet und bunt bemalt. „Das Bemalen von Holz ist schon lange eine große Liebe von mir. Dann dachte ich mir irgendwann, wie praktisch es doch wäre, es selbst in Form bringen zu können. Das ist zwar anstrengend, aber ich finde, es lohnt sich. Gerade weil man die Skulpturen dann auch im Außenbereich aufstellen kann, hat es einen besonderen Reiz.“
Darüber hinaus gibt sie in regelmäßigen Abständen Workshops zu verschiedenen Themen. Diese Workshops können auch für Events wie Junggesellen oder Junggesellinenabschiede sowie Kindegeburtstage gebucht werden. Die Themen können individuell angepasst werden. Privatunterricht für Kinder gibt sie ebenfalls. In der ersten Maiwoche veranstaltet Diana Lammert die nächsten Workshops. Diese finden in der PeRo Kunstkapelle in Hemer an der Kantstraße 42 am evangelischen Friedhof statt. Am Freitag, 5. Mai, lädt sie von 19 Uhr bis 22 Uhr zum „Malabend nach Hundertwasser“ ein.
Aktuelle Ausstellung im Romantik Hotel Neuhaus
Diana Lammert hat sich noch etwas Besonderes einfallen lassen: „Alter Ramsch in neuem Glanz“. „Das ist ein ‚Upcycling Workshop‘, in dem wir ausgedienten Gegenständen neues Leben verleihen. Es wird so viel weggeworfen, was nicht sein muss. Umso schöner ist es dann, die alten Dinge wie Möbel oder Dekostücke selber wieder aufzupeppen und sich daran zu erfreuen.
Man kann das Design seinem Geschmack anpassen und passend zum Raum gestalten. Für alle meine Workshops habe ich Techniken und Ideen erarbeitet, die auch Anfänger gut umsetzen können. Es macht mich sehr glücklich, meine Fähigkeiten weitergeben und den Menschen zeigen zu können, wie sie tolle Sachen selber machen können, um sich und anderen eine Freude zu bereiten“, so Diana Lammert.

Um große Freude geht es auch in ihrer aktuellen Ausstellung „Im Hier und Jetzt“ im Romantik Hotel Neuhaus in Iserlohn-Lössel. Die Ausstellung zeigt noch bis Anfang Juli viele atemberaubende Aus- und Ansichten aus der heimischen Region sowie aus Urlauben der Künstlerin. Hauptsächlich gemalt in Acryl und Öl. „Ich genieße es so sehr, in der Natur zu sein – zu sehen, zu staunen, zu erleben.
Oft komme ich aber gar nicht dazu, rauszugehen, weil die Arbeit und der Alltag mich einnehmen oder ich mir einfach nicht die Zeit dazu nehme. In den vergangenen Jahren habe ich die Natur studiert und gemalt, teilweise direkt vor Ort. Eins dieser Bilder hing bei uns zuhause, und ich bemerkte eines Tages, starrend auf das Bild, wie ich förmlich hineingezogen wurde. Ich verspürte ein Gefühl, das ich auch draußen fühle. Ein Gefühl von Glückseligkeit. Manche Tage hat mir ein Bild auch symbolisch in den Hintern getreten, in den Wald zu gehen“, lacht Diana Lammert.
Kleine Momente der Glückseligkeit
„Ich denke, so geht es vielen – gehetzt vom Alltag und Verpflichtungen nehmen wir uns immer weniger Zeit für uns. Daher habe ich mich für meine letzte Serie darauf konzentriert, diese Thematik in meinen Werken umzusetzen. So können auch andere Menschen von diesem kleinen Moment der Glückseligkeit für Zwischendurch oder dem Tritt in den Hintern profitieren. Und nebenbei macht sich so ein Landschaftsbild sehr gut an der Wand und passt perfekt zu Holzmöbeln.“
Lammert stellt die Szenen lebhaft dar, neben detailreichen Landschaften und Wäldern sind bei den Bildern „Drop“ und „Flow“ sogar springende Fahrradfahrer zu sehen. „Ich wollte den Moment darstellen, den Moment der Freiheit, wenn du abspringst und schwebst, den Moment, in dem du absolut im Flow den Trail herunter rast und diese Erfüllung verspürst.“

Eine weitere Serie, die in der Ausstellung zu sehen ist, ist die „Waldbaden“-Serie. Drei außergewöhnliche Bilder, gemalt in Öl auf Leinwand. Zu sehen sind die Beine der Künstlerin in ihrer Badewanne – mit Blick in die Ferne in farbenfrohe Weiten. „Eines Tages lag ich in der Badewanne und träumte davon, dass meine Wanne und ich irgendwo in der Natur stehen. Eine Badewanne mit Aussicht, das wäre etwas Feines!“ Nach einigen Beinfotos und Vorskizzen entstand dann diese Serie. Und welcher Titel würde besser dazu passen als „Waldbaden“?!
Eine aktuelle Ausstellung hängt im Frisörsalon „Cut an Color“ in Hemer. Zu sehen sind einige Hemeraner Ansichten – beispielsweise das Felsenmeer und der Jübergturm – in Kohle, als Aquarell und als 3D-Bild, bestehend aus bemalten Holzplatten. Thematisch lässt sich diese Ausstellung eindeutig in den Frühling und den Sommer verorten. Aktuell zu sehen sind ihre Werke auch in Dortmund, in dem neuen Café & Bisto „Aliento“, Im Defdahl 10.
Fotogalerie:



Diana Lammert
„KunstklitscheDiLa“
Internet: kunstklitschedila.business.site