„Die Fallzahlen sind in 2023 gesunken und damit hat sich die Kriminalitätsentwicklung im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis auf einem niedrigen Niveau stabilisiert“, lautet das positive Fazit der polizeilichen Kriminalstatistik, die Landrat Olaf Schade, Kriminaloberrat André Pieper und Polizeidirektor Frank Kujau am Mittwoch, 3. April, in Schwelm vorstellten.
Sie betonten, dass sich in den Fallzahlen keine besonderen Auffälligkeiten durch Flüchtlingsströme wie zum Beispiel aufgrund des Ukraine-Konfliktes widerspiegeln: „Der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger lag nach 29,6 Prozent in 2022 bei 30,4 Prozent in 2023.“
Mehr als die Hälfte der Fälle aufgeklärt
Im vergangenen Kalenderjahr wurden im Ennepe-Ruhr-Kreis insgesamt 11.855 Straftaten registriert, was ein Minus von 1034 Fällen (-8,0 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2022 impliziert. Die Aufklärungsquote aller Straftaten konnte dabei mit 56 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau gehalten werden.

322 Straftaten in Breckerfeld
Die meisten und damit gut ein Viertel aller Straftaten passierten in Hattingen (2987 Fälle), gefolgt von Schwelm (1805 Fälle), Gevelsberg (1764 Fälle) und Ennepetal (1729 Fälle). In Breckerfeld ging die Anzahl nochmals um 102 Fälle auf insgesamt 322 Kriminalitätsdelikte im Jahr 2023 zurück.
Einen aussagekräftigen Wert über die Sicherheitslage einer Region oder Stadt zeigt die Kriminalhäufigkeitszahl (KHZ), die aus der Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner errechnet wird. Aus ihr lässt sich ableiten, wie groß die Gefahr ist, Opfer einer Straftat zu werden.
Die KHZ für den gesamten Bezirk der Kreispolizeibehörde lag im Jahr 2023 bei 5170, was ein Minus von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (5677). In Breckerfeld sank die KHZ sogar um 25,3 Prozent. Hier lag die Kriminalitätsbelastung bei einem Wert von 3562, heißt: das Risiko, in der Hansestadt als Bürger mit einer Straftat konfrontiert zu werden, liegt bei zirka 3,6 Prozent.
Die Verteilung nach Straftatgruppen
Der Großteil der Straftaten ereignete sich im Bereich der Diebstahlsdelikte, die mit 3566 Fällen etwas über 30 Prozent aller Taten ausmachten. Waren die Zahlen von beispielsweise Taschendiebstählen und Wohnungseinbrüchen in der Pandemiezeit deutlich rückläufig, so lagen sie 2023 beinahe wieder auf dem Niveau der „Vor-Corona-Jahre“: „Volksfeste, Weihnachtsmärkte und andere Veranstaltungen haben im vergangenen Jahr in den Kommunen wieder im vollen Umfang stattgefunden und damit gleichermaßen auch Möglichkeiten zur Begehung von Straftaten erneut erhöht“, heißt es in der Erläuterung zur Kriminalstatistik.

Gestiegen – wenn auch mit +0,3 Prozent nur leicht – ist die Zahl der registrierten Rohheitsdelikte, zu denen Körperverletzung zählt: 2294 Mal wurden solche Taten im vergangenen Jahr von der Kreispolizeibehörde im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis erfasst, mit 87,4 Prozent war die Aufklärungsquote dabei sehr hoch.
Rückgang bei Sexualdelikten
Im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung konnte in 2023 nach 591 Fällen im Vorjahr ein deutlicher Rückgang auf 375 Delikte verzeichnet werden.

45 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern
Als Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gelten unter anderem sexuelle Übergriffe, Nötigung und Vergewaltigung, der sexuelle Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen sowie die Erstellung und Verbreitung, der Erwerb und Besitz kinder- und jugendpornographischer Schriften. Während die Fallzahlen bei letzterem von 384 in 2022 auf 156 in 2023 um mehr als das Doppelte zurückgingen, wurden 2023 – nach 44 Fällen in 2021 und weiteren 44 Fällen in 2022 – im Ennepe-Ruhr-Kreis in 45 Fällen Kinder sexuell missbraucht.
Straßen- und Gewaltkriminalität sind gestiegen
Unter den Begriff Straßenkriminalität fallen alle Straftaten, die zu öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen einen speziellen Bezug haben oder sich dort ereignen, auch Taschendiebstähle sind in diese Kategorie inkludiert. In diesem Bereich stiegen die Fallzahlen leicht von 2482 Delikten im Vorjahr auf 2559 in 2023.
Hier registrierte die Kreispolizeibehörde für sieben der neun Kommunen steigende Falzahlen, lediglich in Gevelsberg (insgesamt 363 Fälle in 2023, 78 Delikte weniger als 2022) und Breckerfeld (insgesamt 70 Fälle in 2023, 22 Delikte weniger als 2022) ging die Straßenkriminalität zurück.
Einen deutlicheren Anstieg gab es bei der Gewaltkriminalität: Mit 384 Fällen stieg diese nun zum zweiten Mal in Folge (2021: 311, 2022: 353 Fälle). Den Hauptanteil machten dabei mit einer Anzahl von 292 (+18,7 Prozent) erneut Straftaten im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung, dreimal lag der Tatbestand Mord beziehungsweise Totschlag vor.

Wohnungseinbrüche im Fokus
„Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls bleibt weiterhin im Fokus“, betont die Kreispolizeibehörde. Entsprechend seien Beamte auch im vergangenen Jahr zielgerichtet dort eingesetzt worden, wo Einbrüche stattgefunden haben oder zu erwarten gewesen wären. So gab es mit 359 Fällen, darunter 12 in Breckerfeld, insgesamt zwar wieder mehr Wohnungseinbrüche als 2022 (302 Fälle), jedoch ist diese Anzahl im Vergleich zu 2016 (743 Fälle) noch immer vergleichsweise niedrig: „Trotz aller eigenen Anstrengungen ist die Polizei in diesem Bereich besonders auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass verdächtige Beobachtungen im Wohnumfeld sofort über den Notruf gemeldet werden“, betont die Behörde.
Cyber-Kriminalität gesunken
„Die Computerkriminalität und das ‚Tatmittel Internet‘ erlangen entsprechend der zunehmenden und immer komplexer werdenden Digitalisierung der Gesellschaft eine herausragende Bedeutung im Rahmen der Strafverfolgung und der Prävention“, so André Pieper, Direktionsleiter Kriminalität. „Die polizeiliche Reaktion darauf ist mit weiteren Anstrengungen und Herausforderungen für die Kreispolizeibehörde verbunden.“ Allerdings seien in 2023 trotzdem deutlich gesunkene Fallzahlen – von 631 auf 371 – verzeichnet worden.
Positiv hervorzuheben sei außerdem der Fakt, dass Anzahl der Straftaten, die durch jugendliche Täter unter 21 Jahren begangen wurden, erstmals seit 2020 rückläufig sind.
Fazit
„Kriminalität ist nicht statisch und verändert sich stets! Die Tatausführungen werden intelligenter, die Tätergruppen werden einfallsreicher und perfider“, waren sich André Pieper, Frank Kujau und Olaf Schade einig. Beispielhaft seien hier Straftaten zum Nachteil älterer Menschen angeführt, bei denen es den Tätern trotz intensiver medialer Berichterstattung und der Sensibilisierung potenzieller Opfer immer wieder gelinge, hohe Geldsummen zu erbeuten.
Die Behörde sei bestrebt, Kriminalitätsphänomene, die sich schwerpunktmäßig in den Feldern Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch, Cybercrime sowie Einbruchskriminalität befinden, verstärkt zu bekämpfen: „Die Kreispolizeibehörde wird nachhaltig darauf hinwirken, dass die Fallzahlen in den nächsten Jahren kontinuierlich gesenkt werden.“
2023 sind die Fallzahlen im Ennepe-Ruhr-Kreis gesunken und damit habe sich die Kriminalitätsentwicklung im Bereich der Kreispolizeibehörde auf einem niedrigen Niveau stabilisiert, so Direktionsleiter André Pieper. „Das Risiko, im Ennepe-Ruhr-Kreis Opfer einer Straftat zu werden, ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt, womit das Kreisgebiet im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde zu einem der sichersten Landkreise des Bundeslands NRW gehört.“
Die vollständige polizeiliche Kriminalstatistik für den Ennepe-Ruhr-Kreis können Sie hier einsehen.