Auch Britta und Dominic Schröder sind der Faszination Koi verfallen. „Es hat vor neun Jahren angefangen, als mein Vater uns einen „Baumarkt-Koi“ für unser damals noch kleines Becken schenkte“, erinnert sich Britta Schröder. Inzwischen haben sie 15 stattliche, echte Kois in ihrem nun deutlich vergrößerten Teich schwimmen. „Wenn wir von der Arbeit kommen, brauchen wir uns nur ans Wasser zu setzen, den Fischen zuzusehen und können sofort abschalten und den Stress des Tages abstreifen“, sagen beide.
Die eleganten Tiere mit unterschiedlichsten Mustern sind handzahm und fressen ihren Besitzern buchstäblich aus der Hand. Gleich mit dem ersten Fisch sind beide dem Hobby Koizucht verfallen. „Wir haben damals angefangen uns intensiv mit der richtigen Haltung zu befassen“, sagen sie.
Im Laufe der Zeit haben sie jede Information gesammelt, die zu bekommen war und haben nach und nach alles auf die Bedürfnisse der Fische umgeändert. Mit verbesserter Filtertechnik, Mikroskopie, Überwachungssystemen und vielem mehr wurde den Kois das perfekte Umfeld geschaffen.
Ihr Becken fasst inzwischen 15 Kubikmeter Wasser, wovon einmal pro Woche zehn Prozent ausgetauscht werden müssen. „Wichtig ist dabei, einen sehr guten Filter zu haben. Bei schlechterer Technik kann man weniger Fische ins Becken einsetzen. Als Faustregel gilt: Ein Fisch pro 1000 Liter Wasser, dann fühlen sich die Tiere wohl. Außerdem bedeutet gute – dann aber auch teure – Technik auch weniger Arbeit. Man erkauft sich also ein bisschen Freizeit“, hat das Ehepaar gelernt.
Die Zucht
Die größte Faszination liegt für beide in der Koi Zucht, die sie aber nicht selber versuchen. „Das ist viel zu komplex und aufwändig, denn aus den rund 20.000 Eiern, die ein Koi-Weibchen legt, entwickeln sich maximal zehn so gut, dass sie als „beste Klasse“ gewertet werden“, begründen sie ihre Überlegung.
Daher sind Dominic und Britta Schröder auf den Kauf angewiesen, wenn sie ihren Koi-Bestand erweitern wollen. „Der Züchter sitzt in Japan“, erklären sie das Prozedere. „Der eröffnet regelmäßig Versteigerungen, bei denen man sich dann den Fisch, den man haben möchte, aussucht. Aber man muss schon sehr aufpassen, dass man das sich selbst gesetzte finanzielle Limit beim Bieten nicht überschreitet“, wissen beide aus Erfahrung.
Die ersteigerten Fische werden dann per Flugzeug nach Frankfurt transportiert und dort von einem zertifizierten Händler im Empfang genommen. Der bringt sie nach Abstatt bei Stuttgart, von wo sie dann von den Käufern abgeholt werden können.
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„Wenn wir nach Abstatt fahren, um den ersteigerten Fisch abzuholen, kann das natürlich auch dazu führen, dass wir statt nur mit diesem einen, gleich mit einem oder gar zwei weiteren Tieren nach Hause kommen“, erzählt Dominic Schröder. „Es kann halt passieren, dass man sich vor Ort in die Optik eines Tieres verliebt und es dann einfach mitnehmen muss.“ Daher lässt er die Tiere von Abstatt aus auch gerne per Nachtkurier nach Hause liefern. „Das ist für die Tiere eine sehr schonende Transportweise“, ist er sich sicher.
Dass er sich seine Kois nicht generell in Abstatt kauft, hat einen einfachen Hintergrund: „Bei der Versteigerung kann ich mir genau die Tiere aussuchen, die ich unbedingt haben will. Da kommt es auf die Zeichnung, die Qualität der Farben, die Körperform und einiges anderes mehr an. Mit Glück finde ich bei der großen Auswahl in Japan genau das richtige Tier. Mein Auge ist inzwischen für diese Details geschult. Der Händler in Deutschland kann mir diese Auswahl nicht bieten. Da ist es Glückssache, was ich kriege.“
Der perfekte Fisch
Je näher ein Koi aber dem absoluten Idealbild dieses Fisches kommt, umso teurer wird er natürlich. Der teuerste Koi der Welt wechselte für 1,5 Millionen Euro den Besitzer. „Das ist natürlich nicht meine Preisklasse“, sagt Dominic Schröder, „aber dennoch versuche ich dem – finanzierbaren – Ideal meines Fisches immer näher zu kommen.“ Wenn er ein solches Exemplar findet, muss im Normalfall einer seiner anderen Fische weichen. „Das Becken ist jetzt gut gefüllt. Bei Neuzugängen gebe ich Kois aus meinem Bestand an andere Liebhaber in Deutschland weiter.“
Sein größter Fisch – ‚Big Red‘ – hat aktuell eine Gesamtlänge von 72 Zentimetern und ist damit schon ein stattliches Exemplar. Sein Name verrät auch gleich noch seine Farbe. Auch ‚Dodge‘ hat, wie alle Fische im Hause Schröder, seinen Namen seinem Aussehen zu verdanken. „Als er hier bei uns ankam, hatte er eine Delle auf der Nase, die er sich wahrscheinlich beim Transport zugezogen hat. Inzwischen ist die weg, aber der Name ist ihm geblieben“, schmunzelt Britta Schröder.
Während sie inzwischen mit dem Bestand ihrer Fischgruppe zufrieden ist, träumt ihr Mann aber weiterhin vom perfekten Fisch. „Der wäre dann aber schon im Wert eines Porsches. Da muss die Vernunft wohl siegen“, sagt er.
Winterruhe
Bevor die Fische in die Winterruhe gingen, musste Britta Schröder noch einen Test auf Parasitenbefall durchführen. Dazu wird ein Abstrich von den Schuppen genommen und unter dem Mikroskop untersucht. Je nach Ergebnis werden die Fische dann medizinisch behandelt. Die gleiche Prozedur wiederholt sich dann im Frühjahr noch einmal.
Jetzt im Winter wird die Beckenheizung gedrosselt, so dass das Wasser nur noch eine Temperatur von fünf Grad Celsius hat. „Die Fische legen sich dann unten im Becken ab, die Pumpen arbeiten auf Minimalbetrieb weiter und Sauerstoff wird weiterhin eingeleitet. Kleine Kunststoffbälle die auf der Wasseroberfläche schwimmen, verhindern, dass das Wasser einfriert.
Beim Einwintern sind die Monate November und Dezember, beim Auswintern im Frühjahr März und April am heikelsten, da müssen die Koi-Liebhaber mit der Temperierung des Wasser sehr aufpassen. „Die Saison beginnt für uns wieder im April, sobald der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Tag nicht mehr so gravierend ist“, freuen sie sich schon auf das Frühjahr. Um die Fische über den Winter nicht allzu sehr zu vermissen, beobachtet eine Überwachsungskamera, die mit dem Fernseher im Wohnzimmer verbunden ist, über dem Becken ihr Verhalten. Und das im Bedarfsfall auch durch ein Loch im Eis.“