1000 Brote in einer Backsaison waren es mindestens. Eher mehr. Einmal im Monat wurde von Mai bis Oktober an den Brenscheider Mühlen gebacken. Für die Brote aus dem historischen Ofen der Kornmühle kamen die Kunden aus dem Ruhrgebiet, dem Hochsauerland oder dem Rheinland nach Nachrodt-Wiblingwerde. Es war einfach etwas Besonderes. Das Rezept wurde vom Team immer wieder verfeinert und perfektioniert. Wenn Kornmühlen-Chef Hans-Otto Camphausen die Zeitung zückte, um die Temperatur zu kontrollieren, schauten die Gäste gespannt zu. Färbte sich das Papier nur braun, war die Temperatur perfekt, fing es Feuer war der Ofen zu heiß.

Wann es wieder Brote aus der Kornmühle gibt und ob das überhaupt noch einmal was wird, ist aktuell ungewiss. „Uns fehlen einfach die Leute“, erklärte Camphausen. Erst kam Corona und dann die Flut. Nun sei es einfach nicht mehr möglich. „Ich möchte die Mühle natürlich trotzdem weiter zeigen. Ich werde weiter Schulklassen, andere Gruppen und Wanderer mit in die Kornmühle nehmen und zeigen, wie das früher hier so war“, betonte Camphausen. Deutlich mehr Sorgen bereite ihm aktuell die Ölmühle.
Die Ölmühle wird auch die kleine Schwester der Kornmühle genannt und liegt wunderbar verwunschen in dem kleinen Bachtal. Sie wirkt gar ein bisschen wie ein Märchenhaus aus Bruchstein. 1845, als Johann Dietrich von Hagen die Mühle baute, drehte sich das Mühlrad pausenlos. Das Wasser, das von den Bergen hinabfloss, setzte die Mühle in Gang. Hochsaison war während der Rapsernte. Die Aufgabe der Ölmühle bestand darin, Raps zu Öl zu verarbeiten. Das wurde aber nicht nur zum Kochen genutzt, sondern vor allem für Licht. Durch die industrielle Konkurrenz wurde die Mühle zu Beginn des 20. Jahrhunderts stillgelegt. „Nur im Ersten Weltkrieg wurde sie noch einmal reaktiviert. Durch die Hungersnot wurde von den Bauern wieder vermehrt Raps angebaut“, erklärte jahrelang Peter Rehnert den Gästen. Die kleine Mühle mit der alten aber extrem komplexen Technik war sein Ein und Alles. Er kannte jeden Winkel des denkmalgeschützten Gebäudes. Schon als kleiner Junge spielte er dort.
„Leider gibt es aktuell niemanden, der die Mühle für Besucher öffnet. Der Besitzer ist erkrankt und sein Neffe soll sich wohl kümmern“, berichtete Hans-Otto Camphausen. Der wohne allerdings weiter weg und sei nur schwer als Ansprechpartner zu erreichen. Für Gruppen oder Wanderer sei die Mühle aktuell gar nicht zugänglich. Ein weiteres Problem: Dort befinde sich auch die öffentliche Toilette für diesen Bereich. „Die Leute wissen nicht wohin“, betonte Camphausen das Problem. Bürgermeisterin Birgit Tupat will nun das Gespräch mit dem Märkischen Kreis suchen, der für das Denkmal zuständig ist, um so eine Lösung zu finden.

Nach der Flut 2021, die den Bereich extrem stark traf, gibt es immer noch einige Baustellen. Beispielsweise musste eine Brücke im Bereich der Ölmühle abgerissen werden. Auch sei das fehlende Wasser in den Zuläufen an den Mühlen ein Problem. „Das Rad der Kornmühle ist trocken und steht still. Das ist nicht gut. So geht es kaputt“, sagte Camphausen. Des Weiteren sei die Wandertafel in keinem guten Zustand. Da der Bereich extrem gut von Wanderern frequentiert wird, soll nun geprüft werden, wie die Tafel wieder hergerichtet werden kann oder ob eine Neuanschaffung sinnvoll ist.