„Wir dürfen absolut niemanden mehr hinein lassen!“ Wie oft die Security-Mitarbeiter diesen Satz am Freitagabend sagen mussten, wurde nicht gezählt – aber obwohl es die begehrten Eintrittsbändchen bereits eine Stunde vor Partybeginn um 20.30 Uhr zu kaufen gab, pilgerten die Besucher auch bis weit nach 22 Uhr in Scharen von der Jakobus-Kirmes Richtung Festzelt auf dem Marktplatz.
Wer es versäumt hatte, sich frühzeitig um eines der Bändchen zu kümmern, der verpasste eine ausgelassene Party, bei der DJ Manuel wie immer das richtige Fingerspitzengefühl am ‚Mixer‘ hatte und die Stimmung unter den Gästen konstant auf trink-, sing- und tanzfreudig hielt.

„Gute Freunde“ und „Layla“ waren auch im Zelt
Und immer mittendrin im Getümmel des eher jüngeren Publikums: die Junggesellen-Schützen, unverkennbar in ihren blauen Kitteln, gern auch mit Sonnenbrille – wie es offensichtlich unter der jüngeren Generation aktuell ‚angesagt‘ ist – und manchmal auch die Vereinsfahne mitten auf der Tanzfläche schwingend.
„Gezaubert“ wurde bis in die frühen Morgenstunden hinein: gegen 3 Uhr gab es das letzte Bier im Ausschank und vom DJ den letzten Song zum Ausklang. Da waren allerdings nicht mehr alle Junggesellen-Schützen anwesend, denn einige von ihnen hatten sich vorgenommen, am Samstag neuer König zu werden.
Hier gibt’s eine Foto- und Videogalerie von der Zeltparty:
































Der rechte Flügel flog zuerst runter
Am Samstagvormittag traten die aktuell rund 50 Junggesellen-Schützen um 11 Uhr auf dem Marktplatz an, zogen von dort aus durch den Ortskern, um ihren alten König Henning Meyer abzuholen.
Von dort aus ging es in Richtung Schießwiese an der Sport- und Freizeitanlage wo sich gegen 13 Uhr bereits Hunderte Zuschauer eingefunden hatten.

Geschossen wurde auf einen hölzernen Vogel, den – traditionell – Artwig Spannagel klassisch aus Fichte-Tanne gebaut hat. „Auf den Tag genau vor 50 Jahren war ich selbst Pfänderschütze“, erzählt er. Damals fand das Königsschießen noch sonntags statt: „Am 29. Juli 1973 habe ich den linken Flügel runter geholt“, erinnert er sich.
Vom Holzknüppel zum Eichenbalken
Familie Spannagel ist seit Jahrzehnten mit dem Junggesellen-Schützenverein verbunden. Die Tradition des „Vogelbaus“ zum Königsschießen hat Artwig Spannagel von seinem Vater August-Wilhelm übernommen. Dieser war es auch, der 1969, als Dietmar Möller Junggesellen-Schützenkönig wurde, den ersten ‚Knusten‘ aus einem Eichenbalken gebaut hat.
„Meinem Vater als Tischler gefiel der ‚Knusten‘, der damals ein einfacher Holzknüppel war, natürlich überhaupt nicht“, lacht Artwig Spannagel. „Also baute er einen Schöneren aus einem Eichenbalken. Diese Tradition habe ich bis heute beibehalten.“
Mini-Knusten zum Anhängen
Und sogar noch verfeinert: „Als ich selbst 1994 Knustenkönig von Matthias Weißmann wurde, habe ich für mich als Erinnerung einen kleinen Mini-Knusten zum Anstecken angefertigt – seither bekommt jeder neue Knustenkönig neben dem eigentlichen Balkenstück ebenfalls einen kleinen Knusten dazu.“

Pfänderschießen startete gegen 13.15 Uhr
Auf der Schießwiese ging es aber erst einmal nur um den Vogel, den die Junggesellen-Schützen von der Stange holen mussten. Das Pfänderschießen begann gegen 13.15 Uhr und das erste Pfand – der rechte Flügel – fiel nach etwa einer Stunde mit dem 129. Schuss durch Paul Henneberg. Als weitere Pfänderschützen gingen im Verlauf des Nachmittags Felix Weißmann (linker Flügel), Max Siering (Kopf), Jannik Voigt (Rumpf) und Niklas Oehme (Stoß) hervor.
Sechs Junggesellen schafften die Qualifikation
Gegen 19.50 Uhr begann dann das Königsschießen, zu dem sich insgesamt sechs Junggesellen-Schützen qualifiziert hatten. Die Reihenfolge, wer von den Titelaspiranten als erster in den Schießstand treten durfte, wurde ausgelost.
Und das war – wie LokalDirekt berichtete – am vergangenen Samstag Marvin Boesler, der nach einer kurzen Konzentrationsphase auf die kleine blaue Gipsscheibe zielte, traf – und wenige Sekunden später von seinen Vereinskameraden jubelnd aus dem abgesperrten Schießstand durch die nicht weniger jubelnde Zuschauerreihen getragen wurde.

„Ich bin überglücklich und kann es überhaupt noch nicht fassen“, rief Marvin Boesler in die Runde und genoss sichtlich die vielen herzlichen Umarmungen und Glückwünsche seiner Gratulanten.
Von der Schießwiese aus ging es zu einem kleinen Umtrunk in die neue Königsresidenz und vor dort aus gesammelt mit einem Festumzug über die Jakobus-Kirmes zum Krönungsball ins Festzelt.
Hier gibt’s Eindrücke vom Königsschießen in einer Foto- und Videogalerie:



















Schlange bis zum Autoscooter
War der Andrang zur Zeltparty am Freitag schon groß, so war der Eintritt zum Krönungsball noch begehrter. Ab 21 Uhr gab es keine Bändchen mehr: „Keine Chance – es wird niemand mehr hineingelassen“, hieß es von der Security.
Schlechte Nachricht also für alle vor dem Zelt, die dicht gedrängt – in einer Schlange, die bis zum Autoscooter reichte – darauf hofften, doch noch irgendwie Zutritt zu ‚der‘ Party des Wochenendes zu bekommen.

Diejenigen, die es ins Festzelt hinein geschafft hatten, feierten den neuen Junggesellen-Schützenkönig Marvin Boesler, der – begleitet von seiner Lebensgefährtin und nun auch Königin – Vanessa Zimmermann an der Schützentafel auf dem Podest die Glückwünsche des Bürgermeisters André Dahlhaus und Ehefrau Janina, Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr Breckerfeld und zahlreicher anderer Breckerfelder Vereine sowie befreundeter anderer Schützenvereine entgegennahm.

Als zu späterer Stunde der ‚offizielle Teil‘ vollbracht war, heizte der „Horrido Express“ die Stimmung auch musikalisch auf. Die dreiköpfige Band aus Bayern wird seit vielen Jahren von den Junggesellen-schützen als Partyband gebucht und enttäuschte die Breckerfelder Zeltbesucher auch in diesem Jahr nicht.
Von Party-Krachern wie „Layla“ und „Bumsbar“ und rockigere Töne wie „Auf gute Freunde“ oder „Narcotic“ über Drum&Bass-Sounds bis hin zum – in Breckerfeld traditionellem – ‚Zelt-Rudern‘ zu „Aloha Heja He“ von Achim Reichel wurde so ziemlich jedes Musikgenre bedient und die Erwartung der Besucher erfüllt.
Hier gibt’s eine Foto- und Videogalerie vom Krönungsball:




































Frühschoppen mit Knustenkönig-Bekanntgabe
Die Nacht von Samstag auf Sonntag war kurz, denn der „Horrido Express“ spielte bis nach 3 Uhr (und bei vielen Breckerfeldern dürfte im Anschluss an den Zeltbesuch noch beim traditionellen ‚Eier-Braten‘ im privaten Bereich weitergefeiert worden sein).
Doch als das Festzelt am Sonntagmorgen um 11 Uhr wieder seine Türen zum traditionellen Frühschoppen öffnete, füllte es sich erneut schnell mit Menschen.

Denn alle waren neugierig, wen die Junggesellen-Schützen als Knustenkönig der neuen Majestäten Marvin Boesler und Vanessa Zimmermann präsentieren würden. Für die Junggesellenschützen-Saison 2023/24 ist dies Heinz-Werner Holthaus, der das Königspaar nun während seiner Amtszeit (auch finanziell) begleiten und unterstützen wird.
Holthaus übernimmt von Hausen
Unter großem Applaus nahm Holthaus den Knusten von seinem Vorgänger Jannik Hausen im Kreis der Junggesellen-Schützen und zahlreicher ehemaliger Knustenkönige entgegen: „Ich habe mich riesig gefreut als Marvin den Königsschuss gesetzt hat und freue mich darauf, ihn und seine Königin durch die Amtszeit zu begleiten.“

Tanz bis in den Sonntagnachmittag
Zunächst aber hieß es noch einmal: Feiern bis sich die Balken biegen.
Auch wenn dem ein oder anderen Junggesellen nach den Festtagen die Stimme kratzig geworden war und die müden Augen mit spiegelverglasten Sonnenbrillen geschützt (oder versteckt) wurden: die Beinmuskulatur funktionierte einwandfrei und so brachte der „Horrido-Express“ die jungen Männer in ihren blauen Kitteln und weißen Hosen schnell wieder zum Tanzen und Hüpfen. Auch die Frühschoppenbesucher ließen sich von der Partystimmung mitreißen und tanzten bis der Zeltboden wackelte.
Hier gibt’s eine Foto- und Videogalerie vom Sonntag:












































Vorstand rundum zufrieden mit dem Schützenfest
Niklas Oehme, der 1. Vorsitzende der Junggesellen-Schützen, zeigte sich abschließend vollends zufrieden mit dem diesjährigen Wochenende: „Wir hatten Freitag eine super Stimmung auf der Zeltparty und am Samstag ein spannendes Vogelschießen mit vielen Zuschauern, einem überglücklichen König und besserem Wetter als vorhergesagt“, sagte er angesichts der tatsächlich nur mal kleineren Regenschauern.
Auch für den Krönungsball und den Frühschoppen resümierte Oehme: „Mega Stimmung und rappelvolles Zelt, es war ein rundum gelungenes Junggesellen-Schützenfest!“
Und offenbar die beste Werbung für den Verein: Schon am Samstag auf der Schießwiese haben mehrere junge Männer ihren Vereinsbeitritt unterschieben und prompt ihren blauen Kittel erhalten. Manche sogar die von ihren Vätern oder Großvätern – denn einige Jahre Mitglied bei den Junggesellen-Schützen zu sein ist für junge Männer in Breckerfeld Tradition. Seit 1396.