Es geht um kleine Gefälligkeiten, um eine helfende Hand, um eine Stunde Unterhaltung und Aufmerksamkeit – all‘ das verbirgt sich hinter der Taschengeldbörse Herscheid, die engagierte Jugendliche und Bürger mit einem Hilfsanliegen zusammenführt. Ein ordentliches Taschengeld winkt als Lohn für überschaubare Hilfe.

Es stimmt einfach nicht, dieses Vorurteil, dass die junge Generation in den Alltag hineinlebe und sich nicht einbringe. Ute Reisener, ehemalige Lehrerin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Plettenberg, hat ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie betreut gemeinsam mit Meryem Yilmaz von der Gemeindeverwaltung die Taschengeldbörse.  

Die Taschengeldbörse Herscheid bietet den Bürgern die Möglichkeit, unkompliziert Unterstützung durch engagierte Jugendliche zu erhalten. Ob im Garten, im Haushalt, beim Einkaufen, bei einem Brettspiel oder bei der Betreuung von Haustieren – die Jugendlichen packen auf Anforderung gerne mit an.

Das Projekt ist eine Initiative der Ehrenamtsbörse Schwungrad und wird von Ute Reisener koordiniert. Die Lehrerin hat gemeinsam mit Meryem Yilmaz die Grundlagen gelegt, damit die Taschengeldbörse in der Ebbegemeinde erfolgreich gestartet ist. Dabei ist Ute Reisener die Koordinatorin für die Jugendlichen, während Meryem Yilmaz die Scharnierfunktion zukommt.

Das war vder Start einer Erfolgsgeschichte: Über die Herscheider Taschengeldbörse bieten Jugendliche kleine Dienstleistungen für Personen mit Unterstützungsbedarf an. Ute Reisener (3. von rechts) und Meryem Yilmaz (links) übernahmen von Anfang an die Koordination.
Foto: Schlütter | Archiv

Die Taschengeldbörse vermittelt kleine, einfache Tätigkeiten an Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren. Die Einsätze erfolgen flexibel und auf freiwilliger Basis – nach individueller Absprache zwischen Auftraggeber und Jugendlichen.

Jugendliche, die hilfreich sein möchten und sich ein Taschengeld zwischen sechs und zehn Euro je Einsatzstunde verdienen wollen, können sich im Rathaus bei Meryem Yilmaz registrieren lassen. Sie fragt ab, welche Fähigkeiten und Vorlieben die jeweiligen Jugendlichen mitbringen, und gibt die Informationen an Ute Reisener weiter. Die Zustimmung der Eltern ist natürlich erforderlich.

Auch Bürger, die Bedarf an einer Handreichung, einer wie auch immer gearteten Hilfe haben, melden sich im Rathaus bei Meryem Yilmaz unter Telefon 02357 / 909325 oder per E-Mail unter [email protected]. Sie erfragt den konkreten Bedarf und gibt auch diese Information an Ute Reisener weiter. Diese leitet dann den Einsatz in die Wege, bringt beide Seiten zusammen. Einige wenige Tage Vorlauf sollte man einkalkulieren.

Beide, Yilmaz und Reisener, sorgen dafür, dass es bei der Taschengeldbörse stets um Gefälligkeiten, nicht um einen Job geht. Deshalb fällt die Handreichung auch nicht unter das Mindestlohngesetz. Und: Es sind Jugendliche, die Bürgern zur Hand gehen – und weil die Gemeindeverwaltung immer mit im Boot ist, ist ein „Ausnutzen“ der Jugendlichen ausgeschlossen. „Einmal gab es eine Anfrage, ob wir einen Jugendlichen für den Winterdienst organisieren könnten“, berichtet Meryem Yilmaz. „Das kam wegen der Uhrzeiten und der Regelmäßigkeit natürlich gar nicht infrage“, berichtet sie weiter – und erzählt dann von der Seniorin, die immer wieder von einer Schülerin besucht wird. Die beiden spazieren dann durchs Dorf; die Schülerin reicht der Seniorin den stützenden Arm.

Die Taschengeldbörse hat sich gut entwickelt, hat aber noch Kapazitäten frei. Sowohl Bürger, die eine Hilfstätigkeit erbitten möchten, als auch Jugendliche, die helfen wollen, können sich gerne melden.

Womöglich kommt die gute und erfolgreiche Idee nun auch nach Plettenberg: Gemeinsam mit der Plettenberger Seniorenvertretung wird über eine Ausweitung der Taschengeldbörse auf die Vier-Täler-Stadt nachgedacht.