Maisfeld weicht Freiflächensolarenergieanlage – so weit ist es noch nicht, wäre aber zumindest im Sinne des Investors ksolar Projekte GmbH aus Brilon, der an der L528 zwischen Krausebuche und Edelkirchen auf rund zehn Hektar eine solche Anlage errichten möchte. Dieses Vorhaben rief am Mittwoch, 7. Februar, sowohl einige Edelkirchener als auch Landwirte auf den Plan, die der Ausschusssitzung für Planung und Umwelt beiwohnten und ihrem Unmut über das Vorhaben Luft machten.
Mit einem Vor-Ort-Termin an eben dieser Ackerfläche begann am Mittwochnachmittag die Ausschusssitzung. Die politischen Vertreter ebenso wie die Anwohner machten sich ein Bild von der Gesamtfläche, mit der ksolar liebäugelt. 12,5 Megawattstunden Strom pro Jahr könnte die Anlage in Edelkirchen liefern. Das würde 3220 Haushalte versorgen und der Kommune bis zu 25.000 Euro Gewerbesteuer einbringen, rechnete Dr. Steffen Knepper von ksolar später im Rathaus vor.
Aber die Edelkirchner wird das nicht überzeugen können. „In Edelkirchen wollen wir Photovoltaik nicht!“, machte eine Anwohnerin unmissverständlich deutlich. Und auch ihre Mitstreiter können dem Vorhaben unmittelbar vor ihren Haustüren nichts Gutes abgewinnen. „Es muss doch eine Fläche in Halver geben, die keinen juckt?!“, fragte einer.
Unterstützung bekamen die Bürger von einigen Landwirten, die sich im Rathaus unter die Gäste des Ausschusses gesellten. Ortslandwirt Michael Loitz ergriff sogleich das Wort: „Wir sind als Landwirte der Meinung, dass Landwirtschaft und Photovoltaik gut zusammen passen. Aber nur auf dem Dach. Oben auf dem Dach wird der Strom gemacht und unten werden die Kühe gemolken.“ Die Landwirte seien mit gutem Beispiel vorangegangen, hätten nahezu alle Dächer auf ihren Höfen mit Solaranlagen versehen. „Wenn ich mir da die großen Firmendächer in Halver anschaue, glaube ich, dass wir noch ausreichend freie Fläche haben“, so Loitz. „Schreiben Sie doch mal die Unternehmer an, bevor wir hier die guten Flächen bebauen“, richtete der Landwirt das Wort an die Verwaltung. Erst die Dächer, dann die Freifläche, machte Loitz den Standpunkt der Landwirte deutlich.
Weiter rechnete er vor, der mittlerweile gekündigte Pächter verliere mit der Fläche in Edelkirchen die Futtergrundlage für 20 seiner 80 Kühe. „Wir brauchen die Flächen!“ Es müssten, so Loitz, Entscheidungen getroffen werden, die für alle akzeptabel seien.
Dem pflichtete auch Christoph Berbecker bei. Der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsvereins betonte, dass es sich bei der ins Auge gefassten Fläche um „gutes Ackerland“ handele. „Davon haben wir hier nicht viel.“ Als viehstarke Region brauche man ebendiese Flächen für den Anbau von Futtermittel und für die Ernte von Silage. Auch er schlug vor, vorerst bereits versiegelte Flächen zu bebauen.
„Wir stehen noch ganz am Anfang, es ist noch nichts passiert“, versuchten indes Ausschussvorsitzende Martina Hesse (CDU) und Bauamtsmitarbeiter Peter Kaczor den Stand der Dinge einzuordnen. Es gehe noch nicht um Detailfragen, sondern darum, mithilfe eines eingeleiteten Bauleitplanverfahrens erforderliche Maßnahmen wie Artenschutz, Umweltbelange und die Positionierung der Bezirksregierung zu erfahren beziehungsweise an den Start zu bringen. Kämmerer Simon Thienel bezeichnete mögliche in Gang zu setzende Verfahren als „Blaupause“, um herauszufinden, wie die Bezirksregierung auf die Einleitung eines Verfahrens reagiert. „Es würde noch gar nichts passieren“, so Thienel.
Projektleiter Dr. Steffen Knepper versuchte die Bürger in ihren Sorgen abzuholen, reagierte argumentativ vorbereitet auf die Kritik. „Ich möchte mit Ihnen in den Dialog gehen. Es geht nur transparent und gemeinsam“, so Knepper, der betonte, nicht proaktiv auf die Suche potenzieller Flächen zu gehen, sondern, wie auch im Fall Edelkirchen, von den Grundstückseigentümern angesprochen wird. Knepper erläuterte zudem, dass die Belegung großer Dächer innerstädtisch wegen geringer Netzkapazitäten oft problematisch sei. Deshalb weiche man in Form von Freiflächenphotovoltaik auf Landlagen aus.
„Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms
aus erneuerbaren Energien stammen“, fuhr Knepper fort. Das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien sieht vor, die Kapazität von Solaranlagen von derzeit circa 70 GWp auf 215 GWp zu erhöhen. Mindestens die Hälfte der Kapazitäten soll dabei durch Freiflächensolarenergieanlagen beigesteuert werden. „Es ist nicht mehr die Frage, ob wir tätig werden, sondern wann; und wo. Und ob wir es schaffen wollen die Klimaziele 2030 einzuhalten“, so Knepper.
Verwaltung zieht mit
„Durch die Aufstellung des Bebauungsplans sowie die Aufstellung der Änderung des Flächennutzungsplans möchte die Stadt Halver in dem ihr möglichen Rahmen einen Beitrag leisten, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Primärenergieverbrauch zu erhöhen. Damit soll im Interesse des Klima- und Umweltschutzes der Verbrauch fossiler Energieressourcen sowie energiebedingter CO2-Emissionen reduziert werden“, formuliert zudem die Stadt Halver ihren Standpunkt in der Sitzungsvorlage.
Zu einem Beschluss kam das Gremium am Mittwochabend nicht. Sina Löschke (Grüne) erkannte bereits zu Beginn der Sitzung, dass die Lokalpolitik „ihre Hausaufgaben“ offenbar noch nicht gemacht habe. „Es gibt zu viele offene Fragen. Wir müssen als Politik erstmal gemeinsam eine Position finden. Wir müssen wissen, was wir wollen.“ Es gelte herauszufinden, wie Belange von Landwirtschaft, Klimaschutz und Menschen unter einen Hut zu bringen seien. Das Gremium entschied daher einstimmig, zunächst in einer Arbeitskreis-Sondersitzung zusammen zu kommen. Mit ins Boot holen wolle man Landwirte, Flächeneigentümer und Investoren gleichermaßen.