Anlass ist die Befreiung des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel am 12. April 1945 und der Stadt Lüdenscheid durch die US-Armee am 13.April 1945.
Die Gedenkfeier folgt dem Leitsatz der Gedenkstätte Auschwitz: „Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen.“
In ihrer Einladung schildern der Verein Ge-Denk-Zellen und die Friedensgruppe die Geschehnisse von vor 80 Jahren:
„Als im März 1945 die alliierten Truppen unter dem Kommando der US-Amerikaner das Rheinland besetzten, wurden viele hundert Gefangene aus dem Judenlager Köln-Müngersdorf, dem Arbeitserziehungslager Köln, dem dortigen Gefängnis Klingelpütz, dem Lager Brauweiler, dem Messe-lager, dem Gefängnis Siegburg und anderen Haftorten durch das Bergische Land nach Lüdenscheid-Hunswinkel getrieben. Die Gestapo tötete mehr als 300 im Arbeitserziehungslager und auf dem Exekutionsplatz Hühnersiepen. Es waren zivile Gefangene aus mindestens neun europäischen Staaten, die meisten Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion. Sie wurden oft in Gruppen von ca. 25 Personen gezwungen, ein Massengrab auszuheben, um von der Gestapo erschossen zu werden.
Wer die „Russengräber“ in der Nordwest-Ecke des alten evangelischen Friedhofs Mathildenstraße oder auf anderen Lüdenscheider Friedhöfe besucht, findet dort viele dutzend Grabsteine aus den beiden letzten Kriegsmonaten März und April 1945. Auf Kriegsfriedhöfen für Deutsche ist ebenfalls die große Zahl der Gefallenen zu finden, von denen mehr als die Hälfte im letzten Kriegsjahr 1944/45 ihr Leben lassen musste, bis alliierte Soldaten das Lager am 12.4.1945 befreiten.
Aber das war alles noch nicht genug. Fast an allen Nachbarorten Lüdenscheids (u.a. Valbert, Halver) und in der Stadt waren Feldjäger (von vielen „Bluthunde“ genannt) unterwegs, die kriegsmüde Soldaten festnahmen und zu Standgerichten brachten. So wurden auch drei junge Soldaten in Lüdenscheid festgenommen und vom Standortkommandanten in der Kaserne am Buckesfeld zum Tode verurteilt. Der befahl, sie am 9. April zu erschießen und ihre Körper auf dem heutigen Rathausplatz und damaligen Adolf-Hitler-Platz auszustellen.

Der regierungstreue Lüdenscheider Generalanzeiger meldete am 10.April 1945: „Todesstrafe für Verräter. Am Montag, dem 9. April wurden in Lüdenscheid drei Wehrmachtsangehörige wegen Verrats an der deutschen Sache durch den Spruch des Standgerichts zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am frühen Morgen vollstreckt. Die Leichen der Hingerichteten wurden als abschreckendes Beispiel auf dem Adolf-Hitler-Platz zur Kenntnis der Öffentlichkeit gebracht. Wer den Tod in Ehren fürchtet, stirbt ihn in Schande.“
Um den Kampfeswillen der Schulkinder zu stärken, mussten die Jungen der höheren Volksschulklassen an dem Tag zum Adolf-Hitler-Platz kommen, um sich die Hingerichteten anzusehen.
Aber auch diese Hinrichtungen reichten noch nicht aus. Als am 13. April 1945 die alliierten Truppen am frühe Nachmittag die Stadt besetzten, hatte am Vormittag der Offizier des Versorgungs- und Lebensmittellagers Wefelshohl mit einem Kollegen den kriegsversehrten Frisörmeister Hermann Massalsky von seinem Haus am Bräuckenkreuz abgeholt und im Wefelshohler Wäldchen erschossen. Der Grund war, dass sich bei dem Frisör viele Kritiker des Nationalsozialismus in Lüdenscheid die Haare schneiden ließen und Informationen austauschten. Nach dem Krieg wurde der Täter abgeurteilt, aber nach kurzer Haft wieder entlassen.
Zwei Luftangriffe der Siegermächte forderten im März 1945 zahlreiche Opfer. Im Rahmedetal waren es 77 überwiegend Lüdenscheider Zugreisende der Schnurre bei Mühlenrahmede und auf dem Bahnhofgelände in Brügge 14 meist osteuropäische Tote. Hinzu kamen noch mehrere Tote bei der Beschießung des Krankenhauses, des Worthagens und vereinzelter anderer Orte.
Im Juni 1945 übernahm die britische Militärverwaltung die öffentlichen Aufgaben und ernannte zum 2. Januar 1946 eine vorläufige Stadtvertretung aus 18 Mitgliedern der wieder zugelassenen Parteien (SPD, KPD, CDU, LDP/FDP), 12 Vertretern von Berufsgruppen und zwei Kirchenvertretern. Ihnen erklärte der Kreiskommandant A. Christian: „Das Endziel ist, dass die gewählten Volksvertreter die Politik führen… Das bedeutet, dass auch der Mann auf der Straße für die Politik verantwortlich ist. Es besteht nicht die Absicht, Deutschland zu regieren oder die Nazi-Regierung durch eine britische Diktatur abzulösen.“
Der Nationalsozialismus verursachte den Tod von mehr als 4000 Menschen mit Bezug zu Lüdenscheid: ca. 2.800 Soldaten auf allen Kriegsschauplätzen, ca. 512 überwiegend sowjetische zivile Häftlinge im Arbeitserziehungslagers Hunswinkel, 234 sowjetische Kriegsgefangene im Lazarett Baukloh, ca. 180 sowjetische Zwangsarbeiter in Fabriken und Rüstungsbetrieben, mehr als 120 Zivilisten, mehr als 70 Euthanasieopfer, 50 jüdische Opfer, mindestens zehn Kommunisten, mehr als fünf Fahnenflüchtige u.a.m.“