„Mehr Prävention in allen Altersklassen“, das soll die Konsequenz für die Polizei im Märkischen Kreis sein, angesichts der aktuellen und jüngst vorgestellten Zahlen zur Verkehrsunfallstatistik aus dem Jahr 2023. Polizeioberrat Guido Bloch brachte es am Montagmittag im Polizeipräsidium Lüdenscheid auf den Punkt: „Jeder Verkehrstote, jeder Verletzte, ist einer zu viel.“ Dass die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr stagnierten, teilweise sogar zurückgingen, bestätige die Verkehrshüter in ihrer bisherigen Arbeit, umfassende Präventionsarbeit zu leisten.
Insgesamt zwölf Menschen haben im vergangenen Jahr auf den Straßen im Märkischen Kreis ihr Leben verloren – zwei weniger als noch im Vorjahr. Fast die Hälfte der verstorbenen Unfallopfer waren Fußgänger, erläuterte Bloch im Rahmen der Pressekonferenz. Das seien „auffallend viele“. Zurückzuführen sei dies häufiger auf schlechte Sichtbarkeit und Wahrnehmbarkeit von Autofahrer und Fußgänger. Zwei Unfälle mit tödlichem Ausgang führt die Direktion Verkehr zudem auf überhöhte Geschwindigkeit am Steuer zurück – im August verunglückte ein 20-Jähriger in Schalksmühle, im Mai ein Autoinsasse in Halver. „Überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit stehen bei der Unfallursache mit Toten oder Schwerverletzten immer noch an erster Stelle“, weiß Bloch. Schwerpunktkontrollen zur Überwachung würden daher weiterhin stattfinden und Verstöße konsequent verfolgt. „Hinter jedem Verkehrstoten stecken viele weitere Schicksale, die es mit Prävention und Sensibilisierung zu vermeiden gilt“, so Bloch.
Insgesamt registrierte die Kreispolizeibehörde 15.116 Verkehrsunfälle im Jahr 2023, ein Plus von 1,57 Prozent. 1091 Unfälle hatten tote, schwer verletzte oder leicht verletzte Personen zur Folge – ein Rückgang um 13 Prozent. Sachschadensunfälle unter Alkohol- und Betäubungsmitteleinfluss nahmen leicht zu: rund zehn Prozent mehr. 3234 mal notierten die Beamten zudem Verkehrsunfälle mit Unfallflucht – das sind 39 Fälle mehr. Die mögliche Legalisierung von Cannabis und die damit einhergehenden Auswirkungen auf den Verkehr „können wir derzeit nicht abschätzen, aber wir stellen uns drauf ein“, so Bloch.
Als etwas „Herausragendes“ beurteilte Bloch, dass es 2023 keinen einzigen Schulwegunfall gegeben hatte. Gerade die Arbeit in den Kitas und Schulen zeige Wirkung. Zudem sei kein Kind (bis 14 Jahre) im Straßenverkehr ums Leben gekommen, es habe jedoch geringfügig mehr verletzte Kinder gegeben: 129 insgesamt, zwölf davon schwer. Auch unter den Jugendlichen (15 bis 17 Jahre) müsse kein Toter beklagt werden, zudem verzeichne die Behörde einen Rückgang bei den Schwerverletzten.
Fünf tote Senioren
Zwei junge Pkw-Fahrer (18 bis 24 Jahre) aber verloren ihr Leben auf MK-Straßen. Neben dem in Schalksmühle auch ein Fahrer in Menden. Insgesamt wurden 238 Personen in dieser Altersklasse bei Unfällen verletzt. Fünf Unfalltote zählt die Statistik bei den Erwachsenen (25 bis 64 Jahre), 830 verunglückten insgesamt – das sind 104 weniger. Ebenfalls fünf tote Senioren (65 und älter) stehen am Jahresende im Zahlenwerk der Polizei MK, vier davon verunglückten als Fußgänger.
„Mehr im Auge“ haben die Beamten der Direktion Verkehr auch die Pedelec- und Fahrradfahrer, auch wenn die Verkehrsunfälle unter deren Beteiligung von 336 auf 302 gesunken ist.
Ein Schwerpunkt der verkehrspolizeilichen Maßnahmen ist die Bekämpfung der Hauptunfallursachen. Mehr als 42.800 Mal schrieben die Beamten eine Anzeige wegen überhöhtem Tempo. 3349 Mal hatten Fahrer das Handy in der Hand, 1947 Mal fehlte der Gurt bei Fahrer oder Mitfahrern. Insgesamt erfolgten 76.665 sogenannte Maßnahmen, ein Rückgang um 13 Prozent.
Um die Unfallzahlen im Kreis weiter zu schrumpfen, sind Opferschützer und Verkehrssicherheitsberater auch in diesem Jahr unterwegs, um Präventionsarbeit zu leisten. Verkehrserziehung in der Kita, Radfahrausbildung an Grundschulen, Fahrsicherheitstraining, Crashkurs-Veranstaltungen oder Pedelec-Trainings sind nur einige der Maßnahmen, die angeboten werden und – sofern öffentlich angeboten – genutzt werden sollten, bitten Guido Bloch und Armin Kibbert (Führungsstelle Verkehr).
Die Auswertung für Nachrodt-Wiblingwerde lesen Sie hier: Unfallstatistik: Ein Toter, aber weniger Verletzte