Rund 400 Bürger, so schätzte die Polizei, setzten genau eine Woche vor den Wahlen ein weithin sichtbares Zeichen für Demokratie, Respekt, Miteinander und Offenheit und gegen rechten Extremismus. Ausgestattet mit Plakaten und Transparenten hatte man sich trotz frostiger Temperaturen vor dem Kulturbahnhof versammelt. Dort wurden die Teilnehmer pünktlich um 16 Uhr von den beiden Veranstaltern, Oliver Henze und Maja-Carolin Kock, auf den Weg durch die Innenstadt geschickt.
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Musik von „Binyo“ und Rudolph F. Nauhauser begrüßte die Demonstranten im Rathauspark. Eine ganze Reihe von Rednern kündigte Moderator Jochen Bernsdorf an. Die wandten sich mit ihren Beiträgen entschieden gegen rechts, unterstrichen aber zugleich das Thema dieser „Veranstaltung ohne parteipolitische Färbung“: Die Sorge um den Fortbestand von Demokratie und Freiheit führte am Wochenende die Menschen in vielen Städten Deutschlands auf die Straßen. Auch in Halver wurde diesen Sonntag demonstriert, bereits zum zweiten Mal nach 2024. – Miteinander statt gegeneinander – Demokratie braucht uns alle“.
Dass man es mit dem Miteinander ernst meint, machte schon der erste Redner im Rathauspark, Bürgermeister Michael Brosch, klar. Ausdrücklich begrüßte er die Vertreter aller teilnehmenden Parteien und – zur Überraschung einiger Teilnehmer – auch die der AfD. Im beschaulichen Halver wolle man für Demokratie und Zusammenhalt ein Zeichen setzen. Er sprach von der Chance, heute miteinander ins Gespräch kommen zu können. Wohin fehlender Zusammenhalt führe, zeige der tief zerstrittene Bundestag. Der stehe ohne Ergebnisse, ohne Aussichten auf Kompromisse und ohne Perspektive da. Miteinander zu reden, sei der bessere Weg.

Halvers Bundesverdienstkreuzträgerin Anneliese Müller machte in ihrer Ansprache deutlich, dass „Miteinander“ manchmal auch auf Bundesebene funktioniert. Zuschüttungen bestehender Gräben zwischen den Partei könnten gelingen. So habe der Bundestag hat am 31. Januar 2025 das Gewalthilfegesetz verabschiedet. Es wurde in namentlicher Abstimmung mit großer Mehrheit verabschiedet. Es gab keine Gegenstimme, bei Enthaltungen der AfD und FDP. Das BSW war nicht zur Abstimmung erschienen.
„Wo Menschen zusammenhalten, gibt es keinen Platz für Extremismus“, betonte der Bürgermeister in seiner Rede weiter. Er zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der in seiner Ansprache vom Februar 2022 erklärt hatte, um aus den großen Umbrüchen einen gemeinsamen Aufbruch machen zu wollen, „müssen wir Brücken bauen“.
Auch auf die Wahlen in einer Woche kam Brosch zu sprechen und forderte die noch Unentschiedenen auf, nicht zuhause zu bleiben, sondern wählen zu gehen. Wählen sei der Mindestbeitrag der Bürger zur Demokratie. Noch besser sei es, sich aktiv politisch einzubringen. „Machen ist besser als meckern.“
Beeindruckend war die Rede des ehemaligen Realschul-Konrektors Werner Sinnwell, der an die ersten Tage der NS-Diktatur erinnerte. 1933 habe es eine Partei in den Reichstag geschafft. Sie sei demokratisch gewählt worden, habe aber innerhalb kürzester Zeit alle politischen Gegner mundtot gemacht. Von Demokratie sei dann keine Rede mehr gewesen. Er warnte vor einem „Schneeballeffekt“ und mahnte: „Demokratie braucht uns alle“.

Zwischen den Vorträgen forderten Schülerinnen des Anne-Frank-Gymnasiums mit Liedern zum Mitsingen und eigenen Gedichten zum „Aufstehen für den Frieden“ auf. So richtig warm wurde den Teilnehmern nach einer Stunde des Einstehens für die Demokratie in eisiger Kälte dadurch aber auch nicht mehr. Die ersten traten fröstelnd den Heimweg an. Dabei hatten sie längst nicht alle Reden gehört. So auch nicht die von Udo Hase. Der Vater einer AFG-Schülerin äußerte sich kritisch zur Migrationspolitik, die Menschlichkeit missachte, Migration mit dem Zusatz „illegal“ versehe und die Gesetzesverschärfungen als Lösung ganz anders verursachter Probleme verkauft. Christliche Werte wie Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe im Umgang mit Migranten sprach die Gemeindereferentin der Christus König-Gemeinde, Eva Koch, an. Mit Blick auf die fröstelnden Zuhörer meinte sie: „Wir stehen hier frierend in der Kälte, aber in den Herzen ist uns warm.“