von Shada Karnib und Tanja Satur
Die bröckelige, beschädigte und holprige Glörstraße wird am 15. November 2024 Geschichte sein – so versprechen es zumindest die Beteiligten, die im Februar mit dem Bau begonnen haben. „Ich bin zuversichtlich, dass wir rechtzeitig fertig werden. Auf der Baustelle sind wir gut aufgestellt, ich bin zufrieden“, betont Ingenieur Dr. Ulrich Höfer vom Geotechnik-Institut Höfer. Auch Uwe Schmidt, Vorstand des ausführenden Bauunternehmens Gebr. Schmidt, unterstreicht: „Wir werden alles daransetzen, dass wir den vertraglich festgelegten Zeitplan einhalten.“
Die Gespräche über die Sanierung der Glörstraße gehen zurück bis ins Jahr 2011, als die Stadtverwaltungen Breckerfeld mit dem damaligen Kreisbaudirektor des Ennepe-Ruhr-Kreises, Wolfgang Flender, überlegte, wie eine Sanierung der Glörstraße durchgeführt werden könnte.
Großprojekt kostet mehr als 2,8 Millionen Euro
Im Verlauf der Jahre wurden mit allen Beteiligten unterschiedliche Modelle diskutiert. In die Gespräche involviert waren die Gemeinde Schalksmühle, die Städte Breckerfeld und Halver sowie als Gesellschafter der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre GmbH. „Die geografischen Gegebenheiten sind sehr komplex, wir mussten alle Planungen nochmals überarbeiten, nachdem festgestellt wurde, dass die Glörstraße als solches gar nicht mehr ausreichend standfest ist“, erklärt Dr. Ulrich Höfer.
Nach zahlreichen weiteren Gesprächen sei schließlich 2021/2022 ein Konsens gefunden und eine Finanzierungsvereinbarung für das insgesamt 2,864 Millionen Euro teure Großprojekt beschlossen worden. Aus dem Flurbereinigungsverfahren standen Eigenmittel in Höhe von 416.000 Euro zur Verfügung. Den größten Beitrag leistet der RVR mit 949.000 Euro. An zweiter Stelle steht die Stadt Breckerfeld mit 879.000 Euro, gefolgt vom Ennepe-Ruhr-Kreis mit 475.000 Euro. Die Gemeinde Schalksmühle beteiligt sich mit 100.000 Euro, die Stadt Halver mit 45.000 Euro.
Sollte die Kostenplanung dieses Budget übersteigen, gibt es einen Plan B: „Falls das nicht ausreichen sollte, wird die Stadt Breckerfeld zunächst die zusätzlichen Kosten zahlen, die später über die Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre GmbH abfinanziert werden“, erläutert André Dahlhaus, Bürgermeister der Stadt Breckerfeld. „Wir bedanken uns aber schon heute herzlich für die Solidarität unserer Nachbarkommunen.“
Glörtalsperre als „Schatz“ der Region
„Es ist ein richtiger Schatz, den wir hier vor der Haustür haben. Und dieser Schatz braucht eben eine gute Anbindung“, betont der Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, Olaf Schade. Die Glörtalsperre sei als Erholungsort ruhrgebietsweit von Interesse, und dieser müsse erhalten bleiben – auch wenn die Kosten hoch sein mögen. Markus Schlüter vom RVR bezeichnet die Sanierung als „letzter Meilenstein, mit dem wir die Glörtalsperre als Freizeit- und Naherholungsgebiet für die Zukunft rüsten“.
Schalksmühles Bürgermeister Jörg Schönenberg unterstreicht aus Sicht seiner Gemeinde die Wichtigkeit der Erhaltung der Glörtalsperre für die Bürger und hofft darauf, dass man mit der „besten Infrastruktur in die Badesaison 2025 starten kann“. Auch das Restaurant „Haus Glörtal“, das derzeit im „Hotel Zur Post“ in Schalksmühle untergebracht ist, soll im November zurückkehren. Dann können die Renovierungsarbeiten am „Hotel Zur Post“ beginnen (wir berichteten).
Nur 51 statt 580 Parkplätze
Im Gespräch betonte André Dahlhaus nochmals ausdrücklich, dass die Glörstraße während der Sanierungsarbeiten nicht befahrbar ist: „Ausschließlich für Anwohner wurde eine alternative Verbindung geschaffen. Und das Ordnungsamt wird in den kommenden Sommermonaten ein verstärktes Auge auf die Anbindung haben“, deutete Breckerfelds Bürgermeister an, dass eine widerrechtliche Nutzung nicht geduldet werde.
Doch es ist nicht nur die Anfahrt, auch die Parkmöglichkeiten sind während der gesamten Baumaßnahme sehr begrenzt: Anstatt der üblichen 580 Parkplätze stehen nur noch 51 Parkplätze auf einem ausgewiesenen Parkplatz am Loh zur Verfügung. Auch Doreen Gössinger von der Freizeitgesellschaft Glörtalsperre (FSG) plädiert dafür, die Glörtalsperre als Ausflugsziel zu meiden – zumal nun feststehe, dass die DLRG die Station in diesem Jahr nicht besetzen wird. Daher appelliert sie an die Bürger: „Bitte suchen Sie diesen Sommer alternative Bademöglichkeiten auf.“
Bauliche Herausforderung
Zum offiziellen „Spatenstich“ nutzten Dr. Ulrich Höfer und Uwe Schmidt die Gelegenheit, die baulichen Herausforderungen zu erläutern. Die Hanglage und das Gefälle der Glörstraße machen es nötig, dass die Baumaßnahme nach dem Prinzip der „bewehrten Erde“ durchgeführt werden muss. Dabei handelt es sich an der Glörstraße um eine Erdstützkonstruktion, bei der der Boden – beziehungsweise die verfüllte Erde – in ein spezielles Kunstoffgitter eingehüllt und dadurch in Stand gehalten wird. Der Vorteil: Anders als Stützmauern aus Beton kann „bewehrte Erde“ später begrünt werden.
FSG informiert online über Baufortschritte
Die FSG hat für alle Interessierten eine Webseite eingerichtet, auf der sie über den Baufortschritt an der Glörstraße informiert.
Noch nicht in den jetzigen Bauauftrag integriert, aber dennoch schon „als Zukunftsvision im Hinterkopf“ haben die beteiligten Kommunen und Ingenieure einen Fußweg, der teilweise parallel entlang der Glörstraße zur Talsperre führen soll. Diese Vision soll bei den aktuellen „Erdbewegungen“ aber zumindest teilweise schon berücksichtigt werden.