Die Riesenechse vor dem DGB-Slogan „Mach dich stark mit uns“ war ein Werbegag der zurzeit in Lüdenscheid gastierenden Dino XXL Expo. Die Gewerkschafter und ihre Gäste trugen’s mit Fassung. Fabian Ferber, 1. Bevollmächtigter der IG Metall im Märkischen Kreis, schlug später den Bogen zu Otto Brenner, einem Urgestein der Gewerkschaftsbewegung. Brenner kämpfte aktiv gegen die Nazis, musste ins Gefängnis und erlitt dunkle Zeiten. Er habe aber dennoch immer das Licht am Ende des Tunnels gesehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Otto Brenner zu einem der bedeutendsten Gewerkschaftsführer der jungen Bundesrepublik Deutschland auf.

Fabian Ferber lobte die Rolle von Gewerkschaftern als Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime damals und heute als Gegenpol gegen rechtsextreme Entwicklungen. „Wir wollen nicht, dass der Weidel-Geist in unsere Kitas und Schulen einzieht“, unterstrich er. Den Begriff AfD nannte Fabian Ferber in seiner Rede nicht.
Er räumte ein, dass es in den Betrieben Kollegen gebe, die fragten, „warum wir gegen rechts und nicht gegen die Regierung demonstrieren“. Er könne die Enttäuschung der Kolleginnen und Kollegen verstehen. „Wir sollten uns aber nicht beirren lassen“, forderte er. Die Gewerkschaften blieben erbitterte Gegner der Rechten. „Wir sind die einzige Kraft, die die Demokratie schützen kann.“
Der neuen Regierungskoalition sollten die Gewerkschaften offen gegenübertreten. Wenn sie den Schub für die Wirtschaft bringe, sei das gut. Wenn dabei aber in Jahrzehnten errungene Arbeitsnehmerrechte in Frage gestellt werden sollten, würden die Gewerkschaften Widerstand leisten.

DGB-Kreisvorsitzender Bernd Schildknecht sagte in seinem Grußwort: „Zum 1. Mai wird man nicht eingeladen. Zum 1. Mai kommt man.“ Tatsächlich nahmen geschätzte 1000 Besucherinnen und Besucher an der Kundgebung auf dem Rathausplatz teil. So wurde die Mai-Veranstaltung in Lüdenscheid erneut zum größten Arbeitnehmer-Treffen in Südwestfalen.

Bürgermeister Sebastian Wagemeyer bezeichnete den 1. Mai als einen „Tag des Zusammenhalts und der Solidarität“. Er forderte die neue Regierung auf, aktive Strukturpolitik zu betreiben. Dabei müssten öffentliche Mittel auch in den Märkischen Kreis fließen. Die Gewerkschaften sollten in diesen schwierigen Zeiten als gute Anwälte der Beschäftigten auftreten und die Wirtschaft in ihrem Transformationsprozess als starke Partner begleiten.
Eine Aktion der IG Metall-Jugend griff gängige Vorurteile auf, die in den Sozialen Medien verbreitet werden, und entlarvte sie als bloße Hetze.








Auftakt zur Mai-Kundgebung war zuvor eine Demo, die vom Kreishaus aus in die Innenstadt zog. Angeführt wurde der mehrere hundert Menschen starke Zug von Fahnenschwenkern des Lüdenscheider Bürgerschützenvereins. An den Ge-Denk-Zellen an der Marienstraße legten die Demonstranten einen Zwischenstopp ein. Hier erinnerte der Historiker Matthias Wagner an die nationalsozialistischen Gräueltaten – an die Verfolgung von Juden, Gewerkschaftern, Kommunisten und Homosexuellen und an die Misshandlung und Ermordung der Insassen von Arbeits- und Konzentrationslagern.
Das traditionelle Familienfest mit Infoständen von Gewerkschaften und Vereinen, Getränke- und Imbissständen, Bungee-Jumping, Rollenrutsche, Hüpfburg, Kettcar-Parcours und Kinderschminken rundete die Veranstaltung ab. Dazu erklangen Songs von Erkan Besirlioglu und Musik der Saz-Gitarrengruppe des alevitischen Kulturzentrums.