Lüdenscheid. Der Chef der NRW-Landesregierung kommt pünktlich an diesem frühen Vormittag. Nur drei Minuten Verspätung sind angesichts der enormen Verkehrsprobleme in der Region tatsächlich nicht die Rede wert. Die Gesamtschule am Wehberg ist die erste von insgesamt sieben Stationen, an denen Hendrik Wüst an diesem Tag in Südwestwestfalen Halt machen wird.
Warum gerade die Gesamtschule? Die Schul-Sozialarbeiterinnen Stephanie Tilsch und Bergita Unteregger haben in einem Brief an die Staatskanzlei in Düsseldorf die Probleme ihrer Schule geschildert und Hendrik Wüst eingeladen. „Rund 80 Prozent der Lehrkräfte pendeln. Sie haben schon lange keine Lust mehr, jeden Tag bis zu zwei Stunden im Stau zu stehen“, berichten die beiden Frauen. Viele Kollegen hätten bereits Versetzungsanträge gestellt. Was könnte helfen? „Zum Beispiel eine Klassenarbeit weniger. Das würde die Zeit für Korrekturen sparen.“
Was auch noch helfen könnte: Lehrer mit Zertifikatskursen sollen am Wehberg eingestellt werden dürfen, um die Personalsituation zu verbessern. Also Lehrer, die eigentlich ein anderes Fach unterrichten, aber mit einer Zusatzqualifikation dort helfen können, wo Hilfe gebraucht wird.

Was der Ministerpräsident davon hält, bleibt offen. Bei der Gesprächsrunde im Raum A2/12 mit Schulleiter Sven Arriens und den 15 Schülerinnen und Schülern aus der Jahrgangsstufe 10 dürfen die Medien nicht dabei sein. Man wolle sich in einem geschützten Raum unterhalten.
Klar ist, dass auch die jungen Leute große Sorgen haben. Viele von ihnen haben einen Ausbildungsplatz und müssen zu den Berufsschulen nach Iserlohn, Hagen oder Dortmund fahren. Wie sollen sie das angesichts der gesperrten A45 schaffen?
In seinem offiziellen Statement nach der Gesprächsrunde wird Hendrik Wüst sagen: „Die Wege sind weit und unberechenbar. Aber wir haben ja schon nach Lösungen gesucht. Die theoretischen Teile können inzwischen per Videokonferenz gemacht werden. Auch Hilfen bei eventuellen Übernachtungen gibt es, wenn es nötig wird.“
Was nimmt er aus der Gesamtschule mit? „Ich habe hoch motivierte und höfliche junge Leute getroffen, die eine Ausbildung machen wollen. Das brauchen wir.“ Ein Glas Honig aus dem Schulgarten nimmt der Ministerpräsent auch noch mit. Jerome Hoffmann überreichte es Hendrik Wüst vor dem Beginn der Gesprächsrunde.
Schulleiter Sven Arriens ist zufrieden. „Erstmal bin ich froh, dass der Besuch so reibungslos verlaufen ist“, sagt er, als die Delegation aus Düsseldorf den Schulhof verlässt. Zum Inhalt der Gesprächsrunde will er sich vorerst nicht äußern. „Es war ein gutes und lösungsorientiertes Gespräch“, sagt er.
Weitere Stationen am Südwestfalen-Tag des Ministerpräsidenten waren ein Rundgang am Campus Buschhütten in Kreuztal, die Viega World in Attendorn, das Pumpspeicherwerk in Finnentrop-Rönkhausen und die Freiwillige Feuerwehr in Meschede. Ein Bürgerempfang in Eslohe bildete den Abschluss des Tages.
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