„Zuerst einmal: Die Geschichte, dass sieben Stiche ein Pferd und drei einen Menschen töten, stammt aus dem Reich der Fabeln“, erläutert Christian Monier, den der Imkerverein Halver-Schmidthausen zu seiner monatlichen Vereinsversammlung eingeladen hat. Monier ist Fachmann für die Beratung und Umsiedelung bei Problemen mit Wespen und Hornissen. Zu seinem Vortrag zu den neuesten Erkenntnisse über die Vespa velutina nigrithorax, auf Deutsch: die gelbfüßige Hornisse, vielen besser bekannt als die ‚asiatische Hornisse‘, kamen nicht nur die Imker aus Halver, sondern auch einige Gäste des befreundeten Imkervereins aus Schalksmühle.
Für die Imker war die Frage, welchen Einfluss diese invasive Hornissenart auf den Bestand ihrer Bienen hat und wie sie sich ihrer erwehren können sehr wichtig, da diese Hornisse im Ruf steht, ganze Bienenvölker zu vernichten.
„Es ist ein spannendes, wenn auch wenig erfreuliches Thema, das in den Medien leider häufig nicht objektiv behandelt wird“, begann Christian Monier, seine Erläuterungen zu der Invasion dieser Hornissenart. „Die gelbfüßige Hornisse ist zu Beispiel kleiner als unsere heimische Art und eine ‚Killerhornisse‘ ist sie schon mal gar nicht. Die gibt es zwar, aber tatsächlich kommt diese Art nur in Asien vor“, beruhigt er die Anwesenden. Gefährlich kann sie aber tatsächlich für unsere heimischen Bienen und Hummeln werden, wie er ergänzt. Für die Aufzucht ihrer Brut benötigt sie unbedingt Eiweiß, welches sie durch das Töten von Insekten (davon 66 Prozent Bienen) oder dem Fressen von Aas bekommt.
Aber auch für die Landwirtschaft ist sie in einigen Landstrichen bereits ein großer Schädling, denn sie benötigt neben Eiweiß auch viel Zucker, den sie sich in den großen Weinanbaugebieten in Spanien gern durch das Fressen von Weintrauben holt. Diese Vorliebe hat dort bereits große Ernteverluste verursacht.
„Ein gesundes, starkes Bienenvolk können die Hornissen zwar nicht eliminieren, aber die Honigproduktion geht deutlich zurück, da die Bienen gestresst sind“, erläutert Monier. „Ein schwaches Volk hingegen kann sich nicht genügend schützen. Hier müssen die Imker eingreifen.“ Dieser Schutz kann beispielsweise durch den Vorbau von Drohnengittern oder Mäusegittern am Einflugloch erfolgen, so dass die Hornissen nicht mehr im Sturzflug an- oder abfliegende Bienen erbeuten können. Außerdem sollte das Flugloch maximal verkleinert werden, so dass die Bienen ihren Eingang besser verteidigen können.
Von den teilweise im Handel erhältlichen Insektenfallen rät Monier dringend ab, da sie viel zu viele Nutzinsekten töten. „Hier stimmt das Verhältnis von Nutzen und Schaden nicht.“
Nach den aktuellen Sichtungsberichten ist Halver inzwischen von der gelbfüßigen Hornisse „umzingelt“, denn es gab Sichtungen in Hückeswagen, Radevormwald und Altena. „Es ist also davon auszugehen, dass sie auch bereits in Halver ist“, ist sich Monier sicher. „Sie wurde bisher nur entweder nicht gesichtet, oder nicht erkannt.“
Dabei ist es relativ einfach, die heimische und die gelbfüßige Hornisse zu unterscheiden. Wie der Name schon besagt, hat die invasive Art auffallend gelbe Füße, die der heimischen Art sind schwarz. Außerdem ist ihr Brustbereich tief schwarz (Nigrithorax), der der heimischen Hornisse ist rot-braun.

Wer glaubt, eine Velutina Nigrithorax gesichtet zu haben, sollte sie auf keinen Fall fangen oder gar töten. „Es besteht zu leicht die Gefahr, doch eine heimische Hornisse zu töten, und die steht unter Naturschutz. Der richtige Weg ist, ein Foto des Tieres zu machen und dieses Bild, mit der Angabe des Ortes, wo sie gesichtet wurde, an die zuständige Untere Naturschutzbehörde zu melden“, erklärt der Fachmann. Solange man die Tiere nur beobachtet, sind sie im Normalfall auch sehr friedlich. Dem Nest sollte man aber nicht zu nahe kommen, denn dieses verteidigen sie vehement und stechen dabei nicht nur, sondern verspritzen ihr Gift auch. Für einen Kontakt mit den Augen wäre das fatal. Das Nest darf daher nur von Fachleuten mit entsprechender Schutzausrüstung entfernt werden.
„Die Tiere wandern sehr gern entlang von Flüssen oder Straßen und können dabei in einem Jahr, durch Bildung von so genannten „Filialen“, ihren Ausbreitungsradius um 40 Kilometer erweitern“, sagt Monier und gibt den Imkern gleich noch einen wichtigen Tipp mit auf den Weg, wie sie erkennen können, ob die Hornisse schon in der Nähe ihrer Bienen ist. „Setzen Sie sich für eine halbe Stunde vor Ihren Bienenstock und beobachten Sie das Flugloch“, rät er. „Dann haben sich eventuell anwesende Hornissen an Ihre Gegenwart gewöhnt und nehmen wieder die Jagd auf die Bienen auf. Spätestens, wenn Sie das beobachten, wird es Zeit, den Bienen zu helfen.“
Infos:
- Hornissen gründen ihre Primärnester (nach dem Winter) gern in dunklen Höhlen. Gern genommen sind zum Beispiel Mülltonnen oder im Garten die Kisten, in denen Stuhlauflagen gelagert werden.
- „Filialen“, die Nester die Jungköniginnen während des Sommers gründen, werden lieber in hohen Bäumen angelegt.
- Nester der Vespa Velutina Nigrithorax können einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben
- 2004 kam die erste Velutina-Königin – wahrscheinlich per Schiff – zufällig nach Frankreich und hat dort ein Nest gebaut. Nur fünf Jahre später zählte man in Frankreich bereits über 1600 Nester. Die aktuelle Population kann nur geschätzt werden.
- In Deutschland fand die erste Sichtung 2014 in Karlsruhe statt. 2020 wurde sie dann auch in Nordrhein-Westfalen (Heinsberg) gesichtet.
- Wird ein Nest der Velutina Nigrithorax entdecket, sollte dies am Besten erst gegen Ende Juni vernichtet werden, denn dann sind normalerweise noch viele Jungköniginnen im Nest, die mit getötet würden und somit keine neuen Völker gründen können.










