Die Kriminalität hat im Märkischen Kreis im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Das geht aus der jüngsten Polizeistatistik hervor, die jetzt im Iserlohner Kreishaus vorgestellt wurde. Der stellvertretende Abteilungsleiter Polizei, Polizeidirektor Thomas Eckern, Kriminaldirektor Benjamin Aufdemkamp als Leiter der Direktion Kriminalität, Kriminalrätin Julika Bremke gen. Sänger, Regierungsbeschäftigte Kira Schmitten, Polizeisprecher Marcel Dilling und weitere Polizeibedienstete erläuterten das umfassende Zahlenwerk.
„Corona ist vorbei. Die Fallzahlen sind deutlich gestiegen – vor allem die Betrugsdelikte“, kommentierte Thomas Eckern die Daten. 24.872 Straftaten wurden insgesamt aktenkundig – 4.021 (19,28 Prozent) mehr als noch ein Jahr zuvor. Besonders stark gestiegen sind die Diebstahlsdelikte (+1.379), die Straßenkriminalität (+1.004), Körperverletzungen (+591) sowie Betrug (+515). Um 72 Taten zurückgegangen sind die Sexualdelikte. 579 sind aber immer noch viel zu hoch – so die Polizei-Führung.
Benjamin Aufdemkamp führt die Zunahme bei der Straßenkriminalität – 5.143 Fälle – auch auf die gesunkene Schwelle der Opfer zurück, Anzeige zu erstatten. Aufdemkamp: „Da helfen sicher auch unsere Angebote, Anzeige online zu erstatten.“ Das Fünf-Jahres-Hoch bei den Straftaten führt auch er auf das Ende der Corona-Pandemie zurück. Aber das sei es nicht allein. „Die Leute gehen wieder mehr raus. Es gibt wieder mehr Veranstaltungen. Deshalb haben auch die Raubdelikte zugenommen.“
Gestiegen ist auch die Anzahl der Angriffe auf Einsatzkräfte und Vollstreckungsbeamte sowie deren Beleidigung. „Das geht nicht nur der Polizei so, das trifft alle Hilfsorganisationen“, beklagt der Leiter der Direktion Kriminalität. „Wir gehen konsequent dagegen vor.“ Die Aggression auf der Straße habe ebenfalls deutlich zugenommen. Das zeige sich auch bei den Körperverletzungen und Gefährlichen Körperverletzungen. Die Hochburgen dafür im Märkischen Kreis sind die drei großen Städte Lüdenscheid, Iserlohn und Menden. Hier fänden eben mehr Veranstaltungen statt.
Vorzeige-Kommune Halver
Vorzeige-Kommune im Märkischen Kreis war im vergangenen Jahr die Stadt Halver. Hier gingen die Straftaten (insgesamt 699) um 52 (-7,42%) zurück. Halver war die einzige Stadt mit rückläufiger Kriminalität im Kreis. Die größten Steigerungen gab es in Iserlohn (+902), Lüdenscheid (+672) und Menden (+668).
Dass die Täter von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden können, liege auch an der guten Arbeit der Polizei „Wir haben alles getan“, so Benjamin Aufdemkamp. Es gebe regelmäßigen Austausch zwischen Polizei und Justiz. Hilfreich für eine schnelle Verurteilung der Täter ist eine gute Aufklärungsquote. Die liege im Bereich der Kreispolizeibehörde bei 56,56 Porzent. Aufdemkamp: „Damit liegen wir NRW-weit auf Platz 8 von 47 Polizeibehörden. Das ist so schlecht nicht, kann aber immer noch besser werden.“
Setzt man die Straftaten in Beziehung zur Einwohnerzahl, dann sind 6.114 Delikte pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr notiert. Fünf Automatensprengungen beschäftigen die Polizei im MK im Jahr 2022. Bei dreien davon machten die Täter auch Beute. Die Gesetzeshüter schließen nicht aus, dass sich die Automatensprenger verstärkt auf Deutschland konzentrieren, nachdem die Niederlande wirksame Mittel gegen die Attacken eingeführt haben.
Besonders verwerflich findet der Kriminalist Straftaten zum Nachteil von älteren Menschen. Dazu zählen auch die sogenannten Enkel-Anrufe. Durchschnittlich entstehe pro Fall ein Schaden von rund 17.000 Euro, rechnet Aufdemkamp nach. Um es den Tätern schwerer zu machen, stehe man in engem Austausch mit den Banken. „Die melden sich manchmal bei uns, wenn ihnen etwas nicht geheuer ist bei einer Abhebung oder Abbuchung.“
Genaue Zahlen aus den vergangenen Jahren, auch zu der örtlichen Entwicklung, finden sich auf der Internet-Seite der Polizei MK.
Lesen Sie hier die Auswertung für Nachrodt-Wiblingwerde.
Lesen Sie hier die Auswertung für Halver.
Lesen Sie hier die Auswertung für Kierspe.