„Die vielschichte, wichtige und wertvolle Arbeit der Frauenberatungsstellen ist ab dem nächsten Jahr finanziell nicht mehr ausreichend abgesichert“, sagt Stefanie Seppelt, Leiterin der Lüdenscheider Beratungsstelle am Raithelplatz. Die Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen Sie würden vor dem Hintergrund des aktuellen Haushaltsplans des Landes NRW „im Regen stehen gelassen“.
Obwohl die Bundesrepublik Deutschland das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (Istanbul-Konvention) ratifiziert habe, sei eine bedarfsgerechte Finanzierung der Frauenhilfeinfrastruktur bis heute nicht gewährleistet.
In einem Pressegespräch verdeutlichten die beiden Beraterinnen Stefanie Seppelt und Birgit Reckermann die prekäre Lage.
„Eigentlich müssten die Personalstellen zu 100 Prozent vom Land finanziert werden“, erklärten sie. Tatsächlich würden sie nur zu 85 Prozent gefördert. Dazu komme ein Sachkostenzuschuss. „Die fehlenden Mittel müssen wir selbst erwirtschaften.“ Das geschehe durch Akquise von Spenden, Mitgliedsbeiträgen für den Trägerverein „Frauen helfen Frauen“, Bußgeldern und freiwilligen kommunalen Mitteln. So steuern die Stadt Lüdenscheid und auch der Märkische Kreis Mittel bei. „Sie müssen aber Jahr für Jahr beantragt werden.“ Im kommunalen Sektor werde aber gespart, so dass eine Weiterzahlung oder Erhöhung dieser Zuschüsse ungewiss sei.
Die vom Land eingeplanten Zuschüsse für den nächsten Förderzeitraum von 2025 bis 2027 böten keine ausreichende Finanzierung. Das voraussichtliche Defizit steige von Jahr zu Jahr. Das gefährde auf Dauer die Existenz der Beratungsstellen.
„Wir sind dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen damit gewaltbetroffene Frauen und Mädchen auch in Zukunft nicht vor verschlossenen Türen stehen“, verdeutlichte Stefanie Seppelt.
Die Frauenberatungsstelle MK unterhält neben dem Büro in Lüdenscheid ein weiteres in Hemer. Stefanie Seppelt ist für den Südkreis zuständig. Birgit Reckermann berät und hilft Frauen im Nordkreis. Allein im vergangenen Jahr haben sie fast 800 Einzelgespräche mit insgesamt 377 Frauen und Mädchen geführt. Darüber hinaus leisten sie Präventions- und Netzwerkarbeit. So werden sie aufgrund ihrer Expertise oft für Fachvorträge und Fortbildungsveranstaltungen angefragt.

Während der Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen, die zurzeit noch läuft, wenden sie sich deshalb an die Öffentlichkeit, um auf die Probleme der Beratungsstellen und auf das Schicksal von Opfern häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen.
Häusliche Gewalt sei nach wie vor ein Tabu-Thema. Dabei betreffe es Frauen aller Gesellschaftsschichten. Der Weg zur Beratungsstelle falle aber vielen schwer. Oft sei das Selbstwertgefühl durch jahrelange Erniedrigung, Schläge, Stalking oder Verunsicherung bis zum völligen Zusammenbruch (Gaslightning) kaum noch vorhanden. Dazu komme die Abhängigkeit vom gewalttägigen Partner. „Viele Frauen wollen sich nicht trennen. Sie wollen, dass sich ihr Partner ändert“, erklärte Stefanie Seppelt. Das gelinge sogar manchmal. Sei aber nicht die Regel.
Und so erleben viele Frauen mit gewalttätigen und manipulativen Partnern immer wieder Wochen des Glücks auf die dann plötzlich wieder Wochen des Schreckens folgen.
Wer die Arbeit der Beratungsstelle unterstützen möchte, kann das über eine Spende an den Verein „Frauen helfen Frauen“ tun. Spendenkonto: DE17 4505 0001 1800 0015 03