Eigentlich begann die Jahreshauptversammlung unspektakulär: Der Vorsitzende Ulrich Knoop berichtete vom Osterfeuer, vom Trödelmarkt auf dem Edeka-Parkplatz, der Teilnahme an Lenne lebt und am Weihnachtsmarkt. Die Bilanz fiel positiv aus und alle Veranstaltungen sollen in diesem Jahr wieder stattfinden. Nur die Teilnahme an Lenne lebt ist noch ungewiss, da bisher noch gar nicht klar ist, ob das Fest überhaupt stattfinden kann. Die Wahlen waren dann schon etwas holpriger. Ulrich Knoop berichtete, dass Sabine Karisch sich nicht erneut als zweite Vorsitzende zur Wahl stellen wolle. Sie selbst war an diesem Abend krankheitsbedingt nicht anwesend. Da sich niemand aus der Versammlung meldete, bleibt Sabine Karisch nun doch im Amt. Das gebe die Satzung so her.
Sebastian Even, der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit war ebenfalls nicht da. Habe sich aber bereit erklärt, das Amt weiter auszuführen. Das befürworteten jedoch die Mitglieder nicht. „Eigentlich hat er nichts gemacht“, gab Schriftführerin Martina Humme zu bedenken. Nach einigem Hin und Her – „aber, wenn er es doch weiter machen möchte“ und „wenn es aber doch einen gibt, der es besser macht“ – wurde schließlich Barbara Rautenberg gewählt, da sie als neue Vorsitzende des Trägervereins eh schon im Thema sei.
Update 9.30 Uhr: Stellungnahme Sabine Karisch
Sabine Karisch, zweite Vorsitzende des Fördervereins meldet sich in Sachen Personalie Sebastian Even zu Wort. Sie selbst war, wie bereits erwähnt, an dem Abend nicht anwesend:
„Herr Sebastian Even konnte sein Amt in den letzten Jahren nicht ausfüllen, er bat um nicht Wiederwahl. Sein auf der Sitzung anwesender Vater hat dieses auf der Sitzung deutlioch bestätigt.“ Letzteres stimmt. als es darum ging, dass Sebastian Even keinen großen Beitrag im Vorstand leiste, sagte Heinz Even: „Das wird auch so bleiben.“ Es sei laut Satzung so, dass wenn kein neuer gefunden werde, der Amtsinhaber automatisch im Amt bleibe. So sei es auch bei ihr selbst. „Da bei mir leider keiner gefunden wurde, bleibe ich zweite Vorsitzende, damit der Verein weiter bestehen kann.“ Es sei nicht so, dass Sebastian Even durch Martina Humme herausgekickt worden sei. Sie könne allerdings auch nur sagen, was im Vorfeld besprochen war: „Sebastain wollte nicht mehr und ich auch nicht mehr.“
Es war eine Frage aus der Mitgliederrunde, die schließlich den Stein ins Rollen brachte: „Ich bin eigentlich hier, um mal einen aktuellen Stand in Sachen Bad zu hören“, sagte ein Mann. Janina Jochheim sagte: „Wir hatten jetzt die Begehung und es gibt noch keinen gut zusehenden Aufbau.“ Martina Humme ergänzte: „Ganz ehrlich, wenn wir nicht den Daumen immer wieder darauf legen würden, gäbe es noch nicht einmal diesen Stand.“ Aus dem Publikum kam der Einwand: „Klar, Sabine ist ja nicht umsonst gegangen.“ Der Besucher spielte damit auf Sabine Karischs Ausstieg aus dem Trägerverein an. Martina Humme wurde noch deutlicher: „Wir haben für viele Sachen dort hunderte Würstchen gedreht und Waffeln gebacken, jetzt treten die unsere Sachen mit Füßen. Es ist schlimm, wie damit umgegangen wird.“ Janina Jochheim gab zwei konkrete Beispiele: „Die Föhne, die eigentlich noch gut waren, wurden nicht abgedeckt und sind zugestaubt.“ Außerdem seien die Toiletten von den Bauarbeitern genutzt worden, obwohl das Wasser abgestellt war. Die bekäme man nun nicht mehr sauber. Zur Sprache kam auch das fehlende Dach, durch das viel Wasser bis in den Keller gelaufen sei, wodurch es ebenfalls zu vermeidbaren Schäden gekommen sei. Und auch aus Reihen der Mitglieder gab es durchaus den einen oder anderen bissigen Kommentar. Beispielsweise als es um die geplante Fertigstellung ging. Der Temin rückt immer weiter nach hinten. Aktuell sei die Rede von Oktober. „Fragt sich nur in welchem Jahr“, witzelte ein Besucher. „Hoffen wir das Beste“, sagte Martina Humme und Janina Jochheim ergänzte: „Es bleibt uns ja nichts anderes übrig.“ Ein anderer Besucher sah es noch düsterer: „Wenn da so ein rundlicher Architekt am Werk ist, wird eh abgerissen.“
LokalDirekt hat Bürgermeisterin Birgit Tupat einmal mehr um Stellungnahme gebeten. Die zeigte sich enttäuscht und war sichtlich bemüht, Sachlichkeit zu bewahren. „Wir hatten am Donnerstag Baubesprechung. Da waren alle mit dabei. Da haben wir alles erklärt und alles war gut. Keiner hat etwas gesagt“, sagt die Bürgermeisterin. Alle Mitarbeiter seien bemüht, das Beste aus dem Bad zu machen. Natürlich laufe nicht immer alles rund, aber letztlich bekomme Nachrodt-Wiblingwerde ein komplett modernisiertes Bad. „Es verwundert mich sehr, dass sich offensichtlich die Personen, die regelmäßig an den Treffen teilnehmen, jetzt wieder beschweren“, sagte Tupat.

Die Verwaltung hat sich zu den Vorwürfen schriftlich geäußert. Hier die Fragen/Kritikpunkte und die Antworten im Wortlaut:
„Es ist noch kein guter Aufbau zu sehen“
Verwaltung: „Aufgrund der Witterung / Regen und Kälte konnte in den Wintermonaten nur wenig gemacht werden, weil insbesondere bei den Betonarbeiten Temperaturen ab 5 Grad über mehrere Tage notwendig sind.
Gleichwohl wurden die notwendigen Betonarbeiten im Keller weitergeführt. Das Dach wurde abgedichtet. Weiterhin wurden die Aufmauerungen im Bereich der Fenster fertig gestellt so dass die Pfosten-Riegel-Fassade erstellt werden kann.
Die Sanitärarbeiten sind ebenso wie das Edelstahlbecken und die Wassertechnik vergeben.
„Ganz ehrlich, wenn wir nicht den Daumen immer wieder darauf legen würden, gäbe es noch nicht einmal diesen Stand.“
„Das stimmt nicht, die Gemeinde ist in der ganzen Zeit mit Hochdruck daran, die Arbeiten fortzuführen. Wenn jedoch Angebote fehlen, oder das Wetter nicht mitspielt, können keine Arbeiten ausgeführt werden.“
„Sabine ist nicht umsonst gegangen“ (Spielt auf Konflikt mit der Verwaltung an)
„Die Verwaltung hat immer versucht sachlich mit allen Beteiligten zu sprechen!“ (Anm. d. Red. Sabine Karisch gab im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Trägervereins an, bewusst nicht an den Baustandstreffen teilzunehmen.)
„Wir haben für viele Sachen dort hunderte Würstchen gedreht und Waffeln gebacken, jetzt treten die unsere Sachen mit Füßen. Es ist schlimm, wie damit umgegangen wird.“
„Hier würde die Verwaltung gerne wissen, um welche Sachen es sich handeln soll.“
Föhne, die noch funktionierten sind nicht abgedeckt worden und kaputt
„Es ist sicherlich durch die Handwerker versäumt worden, die Föhne zu schützen. Die Verwaltung wird diese durch einen Elektriker auf Funktionsfähigkeit prüfen lassen.“
Toiletten wurden durch Bauarbeiter so verhunzt, dass sie nicht mehr nutzbar sind. Dies sei der Verwaltung nicht aufgefallen, darauf habe der Förderverein aufmerksam machen müssen.
„Die Verwaltung schaut nicht bei jeder Baubesprechung in alle Räumlichkeiten und hat davon erst am 14.03. Kenntnis erhalten und es wird natürlich ein Gespräch mit der Baufirma zum Thema Instandsetzung geben. Zudem liegen die im vorderen Bereich des Gartenhallenbades und da wird gar nichts saniert, so dass wir überhaupt kein Augenmerk auf diese Räumlichkeiten haben.“
Es sind sehrwohl Schäden durch das offene Dach entstanden.
„Durch die Fachleute wurde bestätigt, dass keine Schäden am Gebäude durch den Regen entstanden sind.“
Trotz Drängen von Träger- und Förderverein gibt es keinen Stand, wann eine Eröffnung möglich ist und somit sei keinerlei Vorbereitung durch den Träger- und/oder Förderverein möglich.
„In jedem Treffen mit den Vertretern des Trägervereins und des Fördervereins (zuletzt am 14.03.2024) wurde erklärt, dass die Verwaltung immer von einer Eröffnung im August 2024 ausgeht. Im Zuge der Auftragsvergabe zum neuen Edelstahlbecken hat sich jedoch herausgestellt, dass dieser Zeitplan voraussichtlich nicht zu halten ist und auch das wurde mitgeteilt und die Vorsitzenden des Trägervereins waren damit gar nicht so unglücklich, da dann mehr Zeit für die Vorbereitung und Einarbeitung in die neue Technik ist.“
Wie so oft in den vergangenen Monaten steht Aussage gegen Aussage. Wer hat Recht? Daniel Heyermann, zweiter Vorsitzender des Trägervereins des Gartenhallenbads zeigt sich auf Anfrage weiterhin positiv gestimmt: „Es geht an den Aufbau. Das sieht man. Ob der Termin jetzt gehalten werden kann, oder nicht, weiß ich nicht. Aber es wird ein neues, modernes Bad geben.“
Auch seitens der Politik gibt es Reaktionen. Christian Pohlmann (SPD), selbst Mitglied im Förderverein, war am Abend nicht da, da er parallel in der Ratssitzung saß. „Ich kann nur an alle appellieren, Vertrauen in die Verwaltung und die Bauunternehmen zu haben und denen die Zeit zu geben, das Bad in Ordnung zu bringen“, sagte Pohlmann. Auch solle in diesem Zusammenhang nicht schlecht über die Verwaltung gesprochen werden. Der Bauverzug könne nicht in Gänze der Verwaltung angekreidet werden. „Am Ende des Tages gibt es nur das Problem, dass es lange dauert. Es ist noch nie gesagt worden, das etwas nicht mehr möglich sei oder dafür kein Geld mehr da ist. Ich bin sehr optimistisch.“
Petra Triches, Fraktionsvorsitzende der UWG, findet das Verhalten der Mitglieder enttäuschend. Schließlich stehe überhaupt nicht zur Debatte das Bad zu schließen. Dafür sei viel zu viel Geld schon investiert beziehungsweise in den Haushalt eingestellt worden. Sie verwies auf die Parteivorsitzende Sonja Hammerschmidt, die tiefer im Thema stecke. Sonja Hammerschmidt ist ebenfalls Mitglied im Förderverein und war wegen der Ratssitzung ebenfalls nicht dabei. „Ich bin immer ein Freund davon, Dinge im Gespräch miteinander zu klären“, sagte sie. Grundsätzlich sei klar, dass das Bad aufgebaut werde. Und gerade Bauingenieurin Simone Groß lege sich dafür mächtig ins Zeug. Natürlich gebe es auch Probleme. Über die müsste offen kommuniziert werden. Sie selbst war aufgrund der Diskussionen im Hintergrund einmal mit auf einer Baubegehung und ließ sich auch den Bauzeitenplan zeigen: „Da ist alles verständlich aufgelistet.“
Auch der fraktionslose Aykut Aggül wurde deutlich: „Der Schwimmbadstandort Nachrodt-Wiblingwerde am Holensiepen wird für die Zukunft gerüstet. Das ist eine Entscheidung, die als Rat und Verwaltung zu 100 Prozent getragen wird.“ Es handele sich um eine der größten Investitionen der vergangenen Jahre. „Niemand möchte das Bad schließen. Gründlichkeit vor Schnelligkeit sollte unsere Devise sein sowie Vertrauen zu haben in alle Verantwortlichen (Bauunternehmer, Politik und Verwaltung).“
Philip Olschewski (CDU): „Die hohen Summen, die wir in die Sanierung des Bads investieren und die Beschlüsse, die wir dazu gefasst haben, zeigen doch eindeutig, dass wir als Politiker hinter dem Gartenhallenbad stehen. Wir machen das alles für Nachrodt-Wiblingwerde und die hier lebenden Menschen, das sollte unser einziger Fokus sein.“
Kämmerer Heiko Tegeler agumentiert derweil mit den blanken Zahlen. „1,5 Millionen Euro wurden bereits für das Bad ausgeben, 3,8 Millionen sind im Haushalt noch eingeplant – und das sind nicht alles Fördergelder.“