Modern und geschichtsträchtig. Ausgeflippt und seriös. Seit mehr als 100 Jahren vereint Strodel & Jäger an der Schillerstraße Widersprüche. Es ist das Modegeschäft in der Bergstadt. Doch Ende des Jahres ist Schluss. „Zum 31. Dezember 2024 werde ich mein Bekleidungsgeschäft an der Lüdenscheider Schillerstraße schließen“, sagte Björn Jaeger auf Anfrage von LokalDirekt. „Das ist ein bitterer Entschluss, aber ich sehe für uns in dieser Stadt in den kommenden Jahren keine Perspektive mehr.“
Die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel seien insgesamt schwieriger geworden. Überlebensfähig seien allein Standorte, die gut aufgestellt sind. Jaeger: „Lüdenscheid gehört dazu im Augenblick leider nicht.“ Zu den Faktoren, die wir nicht beeinflussen konnten, gehört die Sperrung und Sprengung der Rahmedetalbrücke, die Kunden und Lieferanten seit Jahren die Zufahrt erschwert. Etwa 40 Prozent seiner Kunden kommen aktuell von außerhalb – 2010 waren es noch mehr als 60 Prozent. Björn Jaeger hat vor 14 Jahren das Geschäft von seinem Vater übernommen. Die Mode ist sein Leben – bevor Jaeger den Laden übernahm, sammelte er Erfahrungen in internationalen Textilunternehmen. Ziel war es, die guten Traditionen des Lüdenscheider Geschäfts zu wahren und gleichzeitig erfolgreiche Wege in die Zukunft zu finden. „Ich bin dankbar für die Erfahrungen dieser Jahre.“
14 Jahre war Björn Jaeger das Gesicht des Ladens – aber auch das Gesicht einer Bewegung, die die Stadt nach innen und außen vermarkten wollte. Bei „Willi und Söhne“ engagiert er sich für seine Heimat, wirbt und organisiert Veranstaltungen mit. Umso verständlicher ist seine Kritik, die er in Richtung Stadtverwaltung äußert: Er spricht von einem „toxischen Ablauf der Innenstadtsanierung, der viele Kunden vertrieben hat“. Staub, Lärm, Material vor dem Geschäft – Tage, Wochen, Monate. „Ein paar Mal war ich beim Bürgermeister und habe darum gebeten, das Lager vor dem Geschäft wegzuräumen“, sagt Jaeger. Doch die Reaktion sei ernüchternd gewesen. „Wir prüfen das.“
Björn Jaeger: „Trotz mehrfacher Bitten, das Baustellenlager zu verlegen, war es den Verantwortlichen um Bürgermeister Sebastian Wagemeyer offensichtlich nicht wichtig genug, uns zu unterstützen. Das Ergebnis: ein extremer Umsatzrückgang während der Sanierung und die Perspektivlosigkeit, die Ertragsverluste wieder aufzuholen.“ Im Gespräch mit LokalDirekt bezeichnet er die Entscheidung als eine, die er nur „schweren Herzens getroffen“ habe. Vor allem wegen seiner fünf Mitarbeiter. „Sie waren mit ihrer Servicebereitschaft, ihrer Kompetenz und ihrer Freundlichkeit das Herzstück meines Geschäfts. Für ihre berufliche und private Zukunft wünsche ich ihnen alles Gute.“
„All meinen treuen Kunden, die uns über viele Jahre die Treue gehalten haben, danke ich sehr herzlich. Sie haben uns mit ihrem Einkauf und ihrem Feedback immer motiviert, unser Bestes zu geben und zu unserem langjährigen Erfolg beigetragen. Sie bleiben uns in dankbarer Erinnerung – ich hoffe, dass sie weiterhin gute Angebote in der Region finden“, sagt Björn Jaeger.
Der Verkauf läuft bis Jahresende weiter. „Ich hoffe sehr, dass meine Entscheidung auf Respekt und Verständnis stößt.“
Auf Anfrage von LokalDirekt hat sich Bürgermeister Sebastian Wagemeyer zur Kritik geäußert.