Unaufgeregt, sachlich, fachlich kompetent – vor allem aber zuverlässig. So beschreiben ihn seine Kollegen. Er war der starke Mann aus der ersten Reihe im Hintergrund. Er hielt die Fäden zusammen, schlug neue erfolgreiche Wege ein und manövrierte sein Team auch sicher durch unruhige Gewässer. Sein Abschied kommt jedoch nicht überraschend. Über Monate wurde der Wechsel vorbereitet. Nun ist es soweit. Die aktuelle sechsjährige Amtsperiode endet und er stellt sich für keine neue Dienstzeit zur Verfügung.
„Ich mache das hier wirklich gerne. Aber ich musste mir persönlich die Frage stellen, ob ich mich so zur Verfügung stellen kann, wie es dieses Amt erfordert“, erklärt Mark Wille. Er habe sich genau überlegt und abgewogen. Typisch für ihn. Denn wenn er etwas macht, dann möchte er es richtig machen. „Ich bin in einem Lebensabschnitt, in dem ich mehr Kraft für die Familie haben muss. Die brauchen mich gerade – und in Zukunft vermutlich noch mehr“, sagt der scheidende Wehrleiter. Die Arbeit koste unheimlich Zeit und Kraft. „Ich will allen gerecht werden und es durchziehen. Ich will es richtig machen. Und das geht mit der Zeit an die Nieren“, gibt er zu. Gemeinsam mit seinen Kameraden der Wehrführung habe es etliche Gespräche gegeben. Schließlich hätten die Überlegungen wie kleine Rädchen ineinander gegriffen und es sei klar gewesen: „Es wird eine neue Wehrführung geben. Ich kann so nicht weiter machen.“
13 Jahre war er an der Spitze der Wehrführung aktiv. Zunächst in einer kommissarischen Funktion. Denn er hatte noch nicht alle erforderlichen Lehrgänge. Dann als Stellvertreter von Michael Kling. Als dieser Kreisbrandmeister wurde, rückte der Veserder vor sechs Jahren an die Wehrspitze. Seither gibt es eigentlich kaum einen Tag ohne Feuerwehr.
„Das Telefon klingelt ständig. Ich habe meiner Frau schon mal im Scherz gesagt, sie könnte mich ja auch anrufen, dann kämen wir auch mal dazu, miteinander zu sprechen“, erzählt Wille lachend. Auch Zuhause sei in den vergangenen Jahren viel liegen geblieben. 2019 sei er umgezogen und die Umlage sei immer noch nicht fertig. „Es kommt immer wieder etwas dazwischen.“
Bereut hat er die vergangenen Jahre jedoch nicht. Denn in ihm fließt einfach Feuerwehr-Blut. Schon als Kind ging er zur Jugend des Roten Kreuzes in Wiblingwerde. Als er alt genug war, wechselte er in die Feuerwehr. „Ich bin einfach ein Typ, der immer helfen möchte.“ Daher kommt für ihn ein kompletter Abschied aus der Feuerwehr nicht in Frage. Er bleibt der Wehr als „normaler“ Feuerwehrmann der Einheit Wiblingwerde erhalten. „Die Jungs werden mich schon einsetzen. Da bin ich mir sicher“, sagt Wille.
In Willes Zeit als Feuerwehrchef fielen viele große Herausforderungen. Unter anderem die Gründung der Kinderfeuerwehr. Ein echtes Erfolgsprojekt. Die ersten Mitglieder sind inzwischen schon in die Jugendfeuerwehr aufgestiegen. „Das ist eine super Sache und läuft prima.“ Geht es um die Nachwuchsarbeit wird sogar der sonst eher sachliche Wehrleiter euphorisch. Als größte Herausforderung sah Wille die Corona-Zeit. „Jeden Tag neue Regeln, die Trupps mussten auseinandergehalten werden. Es war ein riesen Organisationsding. Man konnte nicht üben, musste in Einsätzen anders vorgehen, aber gleichzeitig auch immer retten“, erinnert er sich. Täglich Telefonate, Video-Konferenzen, Fragen beantworten: „Das war definitiv die kräftezehrendste Arbeit in meiner Amtszeit. Das war wie ein Dauereinsatz. Alles, damit die Feuerwehr funktioniert.“ Typisch Wille. Was er macht, das macht er richtig. „Ich kann meiner Tochter nicht sagen ,was ich anfange, das führe ich auch zuende‘ und es selbst anders vorleben.“
Der herausragendste Einsatz sei definitiv die Flut 2021 gewesen. Als Feuerwehrchef war er tagelang im Einsatz, machte sich überall selbst ein Bild. Er koordinierte die Einsätze, motivierte die Retter, fand tröstende Worte für die Betroffenen, suchte nach Lösungen. Die Entscheidungen mussten schnell getroffen werden. Zeit, um groß nachzudenken, gab es nicht.
Nun ist Schluss. Ein Abschied, der auch seinen Wegbegleitern durchaus schwer fällt. Da Mark Wille explizit keine Abschiedsfeier wünscht – denn, im Mittelpunkt stehen, mag er ja nicht – sagen seine Kollegen und Wegbegleiter hier etwas über ihren scheidenden Wehrleiter:
Jens Klatt, stellvertretender Wehrleiter: „Mark sagt, was er denkt und wenn man mit ihm etwas abgesprochen hat, dann hat seine Wort Gültigkeit. Was besprochen war, wurde auch immer gemacht, da brauchte es nicht ewig lange Schreiben für. Insbesondere während Corona hat er einen super Job gemacht. Logistisch war das eine richtige Herausforderung.“
Michael Kling, Kreisbrandmeister: „Ich habe Mark immer als sehr zuverlässig und werteorientiert erlebt. Er stand für die Werte in der Feuerwehr, vorallem für Kameradschaft und Respekt – insbesondere den Einsatzkräften gegenüber. Es war immer seine höchste Priorität, dass es allen gut geht. Lange Einsätze waren für ihn nie selbstverständlich. Menschlich zeichnen ihn defintiv seine Ehrlichkeit und Kollegialität aus.“
Svenja Lüno, Kinderfeuerwehr: „Egal welcher Einsatz, er stand immer hinter seiner Mannschaft. Er hat immer ein offenes Ohr gehabt – auch in besonderen Situationen. Und er war auch für die Kinder- und Jugendfeuerwehr immer da und hat sich auch bei Diensten miteingebracht. Wir werden ihn als Wehrleiter vermissen.“
Tobias Murza, Einheitsführer Nachrodt: „Als ich noch in der Funktion des Einheitsführers in Nachrodt war, haben wir viele gemeinsame Einsätze erfolgreich abgearbeitet, die Zusammenarbeit hat immer sehr gut geklappt. Egal ob ein junger Gruppenführer oder ein erfahrerner Mann den Einsatz geleitet hat, mit Mark hatte man immer einen kompetenten Wehrleiter im Hintergrund, auf den man sich verlassen konnte, auch in schwierigen Situationen. Wir als Feuerwehr sind froh, ihn nicht als Feuerwehrmann zu verlieren und er uns weiterhin bei Einsätzen und Diensten mit seiner Erfahrung unterstützt.“
Marco Bauersfeld, Löschgruppenführer Wiblingwerde: „Mark sticht durch seine ruhige und offene Art heraus. Er ist fast immer ruhig und gelassen, egal wie stressig die Situation erscheint. Mark hat für jeden ein offenes Ohr und ermöglicht uns fast immer all unsere Wünsche. Natürlich war man nicht immer einer Meinung, denn sonst wäre es auch langweilig. Themen, die angesprochen wurden, wurden ernst genommen und verfolgt, bis es Lösungen oder Antworten gab. Mark hat für jede Einheit, sowohl Löschzug I und Löschzug II, als auch für die Kinder- und Jugendfeuerwehr ein offenes Ort und geht auf Wünsche und Anregungen ein. Wir sind dankbar für die letzten Jahre, in denen er dieser Aufgabe nachgegangen ist. Wir freuen uns, dass er weiterhin bei uns bleibt, und unterstützt und nicht komplett von der Bildfläche verschwindet.“
Bürgermeisterin Birgit Tupat: „Mark Wille ist fachlich kompetent, er ist aber auch empathisch. Er hat gut mit den anderen Feuerwehrmännern und -frauen zusammengearbeitet. Aber auch mit der Verwaltung war es immer ein vertrauensvolles Verhältnis. Wo ich mich besonders dran erinnere, sind die Einsätze während der Flut 2021. Ich weiß gar nicht wie viel Zeit er da bei Einsätzen und im Gerätehaus verbracht hat. Er hat sich fast jede Einsatzstelle selber angesehen und Entscheidungen getroffen.“