„Ein Freund von mir hat sich immer beschwert, dass seine Freundin nicht kochen kann. Deshalb wollte ich zeigen, wie leicht es sein kann, gesundes Essen auf den Tisch zu bringen“, erklärt Jens Fengler im Gespräch mit LokalDirekt. Überhaupt habe er schon immer gerne gekocht. „Meine Eltern hatten einen eigenen Gemüsegarten und ich habe meiner Mutter oft in der Küche geholfen.“
Die gelernte Erzieherin Martina Prüschenk, die seit 1991 für den Johannes-Busch Wohnverbund tätig ist, ließ sich rasch für die Idee begeistern: „Ich habe dann leichte Rezepte rausgesucht und von zu Hause mitgebracht, die wir hier nachgekocht haben.“ Und auch dankbare Abnehmer waren schnell gefunden: Die Besucher des Cafés der Einrichtung, in der auch Jens Fengler wohnt.
Der 50-Jährige lebt in einer Ambulant betreuten Wohnung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung des Johanneswerks. Bis zu seinem Renteneintritt vor fünf Jahren hat er in einer geschützten Werkstatt als Etikettierer gearbeitet.
Über einen Zeitraum von ungefähr drei Monaten wurde also in der Küche des Cafés – das als Treffpunkt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung dient – von Jens Fengler und Martina Prüschenk gekocht. Aber nicht nur das: Im Vorfeld fotografierten sie die jeweiligen Zutaten, schrieben die einzelnen Arbeitsschritte auf und machten abschließend Bilder von den Endergebnissen.
Martina Prüschenk, – die von Jens Fengler selbst übrigens als seine „Managerin“ bezeichnet wird – machte sich nach Feierabend dann daran, Beschreibungen und Bilder zusammenzubringen. Das Ergebnis: Jens Fenglers eigenes Kochbuch. Rund zwanzig einfache, schnelle und gesunde Rezepte, von Gyrossuppe über Lauchtorte bis Ananaskuchen.
Schnell war auch eine Druckerei gefunden, die – zu einem günstigen Preis – das Buch in einer Auflage von 500 Exemplaren druckte.
Die Idee fand Anklang: „Am Tag des Sommerfests war das Buch eigentlich noch gar nicht gebunden, wir hatten nur hundert provisorisch zusammen getackerte Exemplare, die wir den Leuten anbieten konnten. Trotzdem waren am Ende des Tages alle weg“, führt Martina Prüschenk aus. Der Verkaufspreis lag bei 2,50 Euro. „Wir wollten es für jeden erschwinglich machen.“
Auch über die Verwendung des Erlöses war man sich schnell einig. „50 Cent pro verkauftem Buch hat Jens bekommen, das war mir ein persönliches Anliegen“, so Prüschenk. Und was passiert mit dem Rest? Der kommt den Besuchern des Cafés zugute. „Von dem übrigen Geld machen wir einen Ausflug“, erklärt Jens Fengler nicht ohne Stolz. „Und nicht nur irgendeinen – wir fahren mit einem Partyboot unterhalb des Drachenfels über den Rhein.“
Der Ausflug soll im Juni stattfinden – und wer nicht gerne Boot fährt, so fügteMartina Prüschenk hinzu, kann alternativ dazu ins Sea Life nach Oberhausen mitkommen.
Insgesamt hat Jens Fengler durch den Verkauf einen Betrag von 1500 Euro eingenommen – und zeigt sich motiviert, bald ein weiteres Buch zu schreiben: „Ich träume von einem zweiten Kochbuch, vielleicht eins mit mehr vegetarischen Rezepten. Oder einem Backbuch.“
Scheitern könnte das Vorhaben kaum an der Motivation – von der bringt Fengler mehr als genug mit. Lediglich die Kosten sind ein Problem: „Wir hatten bei der ersten Auflage das Glück, das Buch zu einem günstigen Preis drucken lassen zu können. Für ein zweites Buch – oder wenigstens einen Nachdruck der ersten Ausgabe – würden wieder neue Kosten entstehen, die wir aktuell leider nicht tragen können“, erklärt Martina Prüschenk. Auf die Nachfrage, auf welchen Betrag sich besagte Kosten in etwa belaufen würden, antwortet sie: „Für den ersten Druck haben wir 550 Euro bezahlt.“
Also ist Jens Fengler aktuell auf der Suche nach möglichen Sponsoren. Und geht die Sache mit viel Engagement an: „Ich war neulich im Urlaub in Cuxhaven, von dort aus haben wir einen Tagesausflug nach Hamburg gemacht. Dort angekommen, habe ich dann Lilo Wanders ein Kochbuch in den Briefkasten gesteckt. Sie hat sich aber noch nicht gemeldet.“
„Es muss ja nicht gleich Lilo Wanders sein“, ergänzt Martina Prüschenk lachend, „Jens greift gerne mal nach den Sternen.“
Apropos Sterne: Sein größter Traum, so erklärt Jens Fengler abschließend, sei es, mal bei Thomas Gottschalk auf der Couch zu sitzen. „Aber natürlich nur zusammen mit meiner Managerin – die Martina verdient nämlich sowieso nur das Allerbeste.“