Horst-Werner Maier-Hunke ist ein Mann mit Prinzipien. Dazu gehört es, heute bereits an morgen zu denken. Das hat der 84-jährige Träger des Bundesverdienstkreuzes in seinen Jahren als Vorsitzender des MAV stets getan. Unter anderem trifft das auf seinen Weitblick beim Thema Ausbildung zu. Hier galt sein Augenmerk immer sowohl der Dualen Ausbildung als auch dem Studium – Hauptsache, die Region profitiert davon.
Innovative Studienmodelle
Im Wintersemester 2000/2001 beispielsweise wurde ein seinerzeit bundesweit einmaliges Studienmodell an der damaligen Märkischen Fachhochschule in Iserlohn gestartet: Ein Verbundstudiengang, der eine technische Berufsausbildung und ein Maschinenbaustudium vereinte und bis heute berufs- und ausbildungsbegleitend studierbar ist. Entwickelt wurde er in Kooperation mit den regionalen Arbeitgeberverbänden, der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) und heimischen Unternehmen.
Die Arbeitgeberverbände finanzierten die Startphase. Horst-Werner Maier-Hunke gehörte zu den größten Treibern und Förderern des Projektes. Heute sagt er: „Bayern hatte noch Jahre später weniger Studierende im Verbundstudium als wir am Standort Iserlohn.“ Neben Maschinenbau wurden in der Folge zwei weitere Studiengänge nach diesem Modell entwickelt: Mechatronik und Elektrotechnik.
Die heutige Fachhochschule Südwestfalen lag Maier-Hunke stets am Herzen, war sie doch „nah dran“ an den Bedürfnissen der regionalen Arbeitgeber. Nach 2008 war Maier-Hunke Mitglied des Hochschulrates und Vorsitzender der Fachhochschule. Außerdem war er seinerzeit Mitglied im Senat der staatlich anerkannten privaten Fachhochschule Business and Information Technology School (BiTS) in Iserlohn.
In seinem Amt als Honorarkonsul der Republik Estland war Maier-Hunke die Bildungspolitik und insbesondere der internationale wissenschaftliche Austausch von Professoren und Studenten ein starkes Anliegen. Dank seines Engagements konnte der akademische Austausch zwischen Deutschland und Estland gestärkt und vielen Studierenden aus der Universität Tartu ein Praktikum oder Auslandssemester in Deutschland ermöglicht werden.
Engagement für die Duale Berufsausbildung
Aber natürlich kümmerte sich der MAV-Vorsitzende stets mindestens genauso engagiert um die Duale Berufsausbildung. Aushängeschild dieses Bemühens ist unter anderem die verbandseigene Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne, deren Gebäudeneubau in Letmathe Maier-Hunke 2015 vorantrieb. Die Liste weiterer Beispielprojekte ist lang.
Das Projekt „Förderung der Ausbildungsfähigkeit“ beispielsweise hatte zum Ziel, Jugendliche ohne Lehrstelle in einer siebenmonatigen Ausbildungsvorbereitungsphase für eine reguläre Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie zu qualifizieren. Außerdem kam es unter seinem Vorsitz zur Bereitstellung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen und Stellen für die Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQJ) in der Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt im Märkischen Kreis zu schließen.
Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise und unmittelbar danach startete der Märkische Arbeitgeberverband unter der Leitung von Maier-Hunke in den Jahren 2016 bis 2019 Flüchtlingsprojekte in Iserlohn, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis. Ziel war es, junge Flüchtlinge mit Duldung oder Bleiberecht und Affinität zum Metall- und Elektrobereich zu qualifizieren und auf eine Einstiegsqualifizierung, Ausbildung oder die Aufnahme einer Beschäftigung in der heimischen Metall- und Elektroindustrie vorzubereiten. Dieses Engagement für Geflüchtete bricht bis heute nicht ab, wie auch die Netzwerk-Veranstaltung für Ukrainerinnen und Ukrainer am 22. November 2022 in Iserlohn beweist.
Horst-Werner Maier-Hunke ist außerdem ein überzeugter Förderer der regionalen Kultur. Unter seiner Leitung beteiligte sich der MAV beispielsweise an der Märkischen Kulturkonferenz (MKK). Die MKK vergibt jährlich Stipendien auf den Gebieten Bildende Kunst, Literatur und Musik. Der MAV unterstützt aber auch bis heute Veranstaltungsreihen des Parktheaters Iserlohn. Eben dort veranstaltete der Verband 2012 auch eine hochwertige Karikaturenausstellung zu dem Thema „Was ist sozial?“.
Das tarifpolitische Meisterstück
Seinen Platz in den Geschichtsbüchern jenseits der Verbandsgrenzen des MAV sicherte sich Maier-Hunke als Präsident und Verhandlungsführer des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), als er mit der IG Metall NRW den Pilotabschluss in der M+E-Tarifrunde 2010 mitten in der bis dahin schwersten Krise der Nachkriegszeit in Düsseldorf aushandelte. Dass die Tarifparteien damals ein Ergebnis schon in der zweiten Verhandlungsrunde und noch innerhalb der Friedenspflicht erzielten, gilt bis heute als ein Sonderfall.
Der Abschluss 2010 sah erst zum 1. April 2011 eine Entgelterhöhung um 2,7 Prozent vor, deren Beginn um bis zu zwei Monate vorgezogen oder nach hinten geschoben werden konnte. Überdies wurde mit dem Tarifvertrag „Zukunft in Arbeit“ (TV ZiA) eine Vereinbarung getroffen, mit deren Hilfe den Betrieben die Beschäftigungssicherung erleichtert werden konnte.
Fairness gegenüber seinen Verhandlungspartnern war Maier-Hunke in den Tarifauseinandersetzungen mit den Gewerkschaften stets grundsätzlich wichtig. Die Kommentare der Medien nach dem Pilotabschluss von Düsseldorf sind auch Beleg für die Grundüberzeugung des Iserlohner Unternehmers: „Ein solches Vorgehen von tarifpolitisch historischer Dimension muss von Menschen mit Mut und Weitblick, mit Verantwortungsbewusstsein und Kompromissbereitschaft angestoßen werden“, urteilte etwa die Stuttgarter Zeitung nach dem Tarifabschluss. Und das Handelsblatt fügte hinzu, der Tarifabschluss 2010 habe „das Zeug, selbst Fundamentalkritiker des Flächentarifsystems nachdenklich zu stimmen.“
Dass es gemeinsam am besten geht, unterstrich Maier-Hunke auch durch Förderung und Begleitung der Gründung von Mitarbeitergesellschaften zur Rettung von Insolvenz bedrohter Unternehmen. Ein Beispiel aus der Geschichte des Verbandes ist seine zehnjährige Tätigkeit im Beirat der Fa. Schütte, Meyer + Co. Gusstechnik GmbH in Iserlohn-Letmathe, die als Mitarbeitergesellschaft schließlich noch Jahre lang unternehmerisch erfolgreich fortgeführt wurde. Heute ist sie Teil der heimischen Industriegeschichte.
Krisen-Management
Horst-Werner Maier-Hunke hat viele Krisen erlebt und mit dem Verband überstanden: Basel II, die Wirtschaftskrise 2008/2009, die Flüchtlingskrise. Aber sicher hätte auch seine Fantasie nicht ausgereicht, um vorauszusehen, was sich zu Beginn der 2020er-Jahre innerhalb kurzer Zeit noch zusammenbrauen würde: die historische Corona-Pandemie, die Hochwasserflut im Verbandsgebiet, weltweite Lieferprobleme für Rohstoffe und Computer-Chips, die Sperrung einer Autobahn-Lebensader der Region – und schließlich: ein Krieg in Europa.
„Wohl noch nie in der Nachkriegsgeschichte war die Liste der Herausforderungen so lang“, resümierte Maier-Hunke. Selten zuvor hätten die internationalen Ereignisse allen derart klar vor Augen geführt, wie wichtig wirtschaftliche Stärke und Autarkie für unser Land sind.
Maier-Hunke wäre nicht Maier-Hunke, wenn er nicht auch dies als gemeinsame Herausforderung betrachten würde. „Lassen Sie uns für diese wirtschaftliche Stärke arbeiten“, forderte er 2022 vom Verband und seinen Mitgliedern und fügte hinzu: „Unternehmer tun das ja ohnehin jeden Tag.“
Horst-Werner Maier-Hunke: Funktionen
Märkischer Arbeitgeberverband
1990 Mitglied im Tarifpolitischen Beirat
1992 Vorstandsmitglied
1994 stellvertretender Vorsitzender
seit 1998 Vorsitzender (bis 2008: Arbeitgeberverband Ruhr/Lenne).
Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW)
seit 1998 Mitglied im Vorstand und Vorstandsrat
seit 2002 Vizepräsident
2006 bis 2014 Präsident
seit 2014 Ehrenpräsident
Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw)
seit 2002 Vorstandsmitglied
2004 bis 2016 Präsident
seit 2016 Ehrenpräsident
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
2004 bis 2016
Mitglied des Präsidiums
Gesamtmetall
2006 bis 2014 Vizepräsident
Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen
2001 bis 2019 Ordentliches Mitglied der SIHK
2010 bis 2013 Mitglied im Industrieausschuss
2002 bis 2006 Alternierend Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses
Fachhochschule Südwestfalen
seit 2003 Mitglied des Kuratoriums
seit 2008 Vorsitzender des Hochschulrates
Republik Estland
Seit 2009 Honorarkonsul
Ehrungen:
2006 Landesorden Nordrhein-Westfalen
2010 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
2019 Friedrich-Harkort-Medaille in Gold
Projekte über Projekte in 25 Jahren – nur ein kleiner Rückblick
Ab 2000:
Konzeption der Verbundstudiengänge Maschinenbau sowie (später) Elektrotechnik und Mechatronik an der Fachhochschule Südwestfalen. Außerdem Finanzierung mehrerer Stiftungsprofessuren.
2003:
Runder Tisch mit den Geldinstituten in der Märkischen Region, um die Kreditversorgung der heimischen Unternehmen vor dem Hintergrund der neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken durch Basel II sicherzustellen.
2008:
Fusion des Arbeitgeberverbandes Ruhr/Lenne mit dem Märkischen Arbeitgeberverband in Hagen zum neuen großen Märkischen Arbeitgeberverband (MAV).
2010:
Anlage der Mini-Phänomenta im Sauerlandpark Hemer als Projekt der Landesgartenschau. Das Projekt wird bis heute vom MAV gefördert, um junge Menschen früh an naturwissenschaftliche und technische Phänomene heranzuführen.
2010:
Verhandlung des Pilotabschlusses in der M+E-Tarifrunde – mitten in der bis dahin schwersten Krise der Nachkriegszeit.
2009 – 2011:
Umbau des Verbandssitzes Hagen (Haus der Industrie): energetische Sanierung des Gebäudes, städtebauliche Einbindung in das neue Hagener Stadtbild und ein markanter Auftritt des Büro- und Geschäftshauses innerhalb des „Platz-Ensembles“ Friedrich-Ebert-Platz / Körnerstraße.
2013:
Übernahme der Lehrwerkstatt der Hoesch Hohenlimburg GmbH in Iserlohn-Letmathe durch die verbandseigene Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne. Anschließend führt die Ausbildungsgesellschaft die überbetriebliche Ausbildung in den alten Räumlichkeiten von Hoesch Hohenlimburg weiter.
2015:
Der MAV baut als alleiniger Träger der Ausbildungsgesellschaft in Letmathe mit einem Investitionsvolumen von insgesamt vier Millionen Euro eine neue überbetriebliche Lehrwerkstatt, die für die gewerblich/technischen Berufe der Metall- und Elektro-Industrie bis heute eine Ausbildung auf höchstem technischem Stand garantiert.
2016 – 2019:
Flüchtlingsprojekte in Iserlohn, Hagen und im EN-Kreis. Der MAV spricht mit insgesamt einem Dutzend Projektdurchführungen an unterschiedlichen Orten mehr als 100 Flüchtlinge im Verbandsgebiet an. 60 bis 70 Prozent der Praktikanten können in eine Ausbildung, Arbeit oder EQ-Maßnahme bei einem Unternehmen vermittelt werden.