Zu einem Highland Blast, einem schottischen Festivalabend, hat die Stadt Halver eingeladen. Bereits um 18 Uhr füllte sich die Fläche vor der Konzertmuschel nach und nach. Wer etwas später kam, war froh, wenn er sich eine Picknickdecke oder sogar Stühle mitgebracht hatte. „Ich freue mich über das große Interesse“, sagte Inge Zensen, die das Publikum und die Musiker begrüßte. „Aber wenn ich gewusst hätte, dass so viele kommen, hätte ich auch ein paar Bänke mehr aufgestellt.“
Um 19 Uhr begann der Konzertabend mit dem Duo Mairi McGillivray und Paul McKenna. Die beiden studierten Musiker gewannen gleich mit dem ersten Lied die Herzen des Publikums. Die glockenklare, hohe Stimme von Mairi McGillivray und die sanften Töne von Paul McKenna ergaben eine perfekte Harmonie, passend zu den oftmals traurigen gälischen Weisen.
Damit das Publikum den Inhalt der Lieder verstehen konnte, übersetzte Mairi McGillivray, die von der kleinen Insel Islay vor der Westküste Schottlands stammt, viele Lieder vor Beginn auf Englisch, mit einem kleinen Augenzwinkern: „I try hard.“
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Ihr Versuch, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, funktionierte allerdings nur bedingt. Nur einige wenige Zuhörer trauten sich, sich der grandiosen Stimme von Mairi McGillivray anzuschließen. „Das macht nichts“, sagte die Sängerin nach dem Konzert. „Das Publikum hier ist trotzdem richtig toll, und wir würden gerne noch einmal nach Halver zurückkommen.“
Die Sängerin, die gleichzeitig auch hervorragend Geige spielte, liebt vor allem die alten, teils jahrhundertealten Lieder, die aus der Zeit stammen, als in Schottland die Dudelsäcke verboten wurden. „Ohne diese alten Lieder gäbe es ja keine neuen“, meinte sie. Aber auch die neuen Lieder – natürlich im Stil der schottischen Highlands – trägt sie mit viel Liebe vor. Einige dieser Lieder wurden von Paul McKenna selbst komponiert.
Der Vollblutmusiker, der mit seiner Band schon seit 17 Jahren durch Europa, Amerika und Australien tourt, begeistert auch durch seine Interpretationen von Songs von Phil Collins.
Nach dem beeindruckenden Auftritt des Duos folgte nach einer kleinen Pause Frauenpower aus Glasgow. Die aus sechs Frauen bestehende Gruppe „Heisk“ brachte Lebensfreude pur auf die Bühne. Mit Geigen, einem Keyboard, Schlagzeug, Akkordeon und einer Harfe versetzten sie die Besucher in die Stimmung eines irischen Pubs.
Wie virtuos die Musikerinnen miteinander spielten, überraschte umso mehr, als die eigentliche Geigerin des Sextetts auf Auftrittstour in Schweden ist und Madeleine Steward als Ersatz extra für zwei Konzerte aus den USA zur Gruppe gestoßen ist.
Obwohl ihrer Aufforderung zum Tanz zumindest anfangs niemand nachkommen wollte, ließ sich bei kaum einem Zuhörer ein Mitwippen der Füße verhindern. Die Musik ging jedem ins Herz und in die Beine. Der letzte Bann brach, als sie dem besten Tänzer im Publikum eine kostenlose CD versprachen. Da hielt es dann tatsächlich viele nicht mehr auf ihren Stühlen.
Am späteren Abend veranlasste leicht einsetzender Niederschlag viele Gäste, das Konzert vorzeitig zu verlassen. Die Band entschuldigte sich für den Regen, den sie wohl aus Schottland mitgebracht hätten. „Danke, dass ihr trotzdem bleibt“, freute sie sich über die verbliebenen Zuhörer.
Diese wollten die Gruppe nach dem letzten Lied noch nicht von der Bühne lassen und verlangten eine Zugabe. Ein Wunsch, der die Band überraschte, denn sie sagten: „Was wir können, haben wir schon gespielt.“ Aber sie wollten den Halveranern den Wunsch nach mehr Musik doch nicht abschlagen und spielten einfach eines der bereits gehörten Stücke noch einmal.
Standing Ovations mit langem Applaus belohnten die Band für ein mitreißendes Musikerlebnis. „Zu diesem tollen Publikum kommen wir gerne noch einmal“, sagten sie am Ende des Abends.
In der Pause und am Schluss des Konzerts sammelten Inge Zensen und ihre Mitstreiter noch Spenden, mit denen ein Teil der Finanzierung des Abends gedeckt werden sollte. Die meisten Zuhörer gaben auch gern etwas in das Spendennetz, denn obwohl die Schottische Nacht auch ohne Eintritt besucht werden konnte, ist den meisten Halveranern doch bewusst, dass das abwechslungsreiche Kulturprogramm, das Inge Zensen und ihr Team Jahr für Jahr auf die Beine stellen, nicht kostenlos zu haben ist. So konnte sie aber auch schon berichten, dass für den kommenden Sommer eine afrikanische Nacht mit Musik aus Südafrika und Ghana geplant ist. Dafür kann man sich schon den 2. August 2025 im Kalender ankreuzen.