Sommer, Sonne, Wochenende. Tausende tummeln sich in der Herpine in Halver. Klasse Konzerte, bekannte Kabarettisten, Top-Kulturangebote in Kierspe und Meinerzhagen. Kinderfußball und Fitnesskurse für Senioren in den Sportvereinen. Tafeln und Kleiderkammern für die, die besonders knapp bei Kasse sind. Organisiert wird das alles von Menschen. Ehrenamtlich. Ohne sie wäre unser Alltag ärmer, zeigt ein Blick in den „EhrenamtAtlas – So engagiert sich NRW“.
Laut IT-NRW, der Statistikbehörde des Landes, gehen 5,1 Millionen Erwachsene in NRW einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Fast jeder Zweite von ihnen sechs oder mehr Stunden pro Monat. Die Zahlen aus 2022 gelten bereits als überholt. Während einerseits viele in Vereinen und Organisationen über fehlendes Personal klagen, hat die Zahl der Ehrenamtlichen noch zugenommen. „Etwas mehr als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen (54 Prozent) und somit etwas mehr als noch Anfang 2022 engagiert sich derzeit ehrenamtlich“, heißt es im „EhrenamtAtlas“ Die Studie, vorgelegt von WestLotto, basiert auf einer aktuellen Forsa-Umfrage.

Die Ergebnisse beeindrucken. Im NRW-Durchschnitt investieren die ehrenamtlich Tätigen 208 Stunden im Jahr für ihre Arbeit. Im Märkischen Kreis liegt die durchschnittliche Stundenzahl etwas darunter, bei 177. Volkswirtschaftlich entspricht die ehrenamtliche Arbeit einem Wert von 20,9 Milliarden Euro in NRW und gut 469 Mio. Euro im Kreisgebiet. Für viele Kommunen heißt das: Ohne die vielen unbezahlten Freiwilligen könnten sie viele Aufgaben, gerade auch im Bereich Brandschutz und Rettungsdienst, aber auch im Freizeitbereich kaum stemmen.
Engagement in kleineren Kommunen weiter verbreitet
Auffällig: Menschen mit formal höherer Bildung engagieren sich etwas stärker als mit formal niedrigerer Bildung. Und: In kleineren Kommunen (unter 100.000 Einwohnern) ist das Engagement häufiger als bei „Befragten aus urbanen Gebieten mit mehr als 100.000 Einwohnern“. Hier spielt möglicherweise das soziale Gefüge (man kennt sich) eine Rolle, aber auch der Aspekt, „dass sie ihr Engagement in der Nähe ihres Wohnorts ausüben können (86 Prozent) und gut funktionierende Strukturen sowie Ansprechpartner“ vorfinden (81 Prozent), so die Studie. Dazu passt, dass die Ehrenamts-Quote mit 63 Prozent im Märkischen Kreis auch höher liegt als im Landesdurchschnitt (54 Prozent). Andersrum: Von drei Märkern sind zwei ehrenamtlich aktiv.
Die Motive, sich in den Dienst an der Allgemeinheit zu stellen, sind unterschiedlich. 92 Prozent der Befragten möchten das gesellschaftliche Miteinander unterstützen, ebenso viele gaben an, dass ihnen die Arbeit Spaß mache. 82 Prozenten möchten Verantwortung für ihre Mitmenschen übernehmen. Mehr als jeder Zweite will sich persönlich weiterentwickeln und 45 % möchten neue Menschen kennen lernen.
Studie: Befragte wünschen sich mehr Wertschätzung
Weniger eindeutig sind die Ergebnisse in punkto Wertschätzung. 46 Prozent fühlen sich von ihren Mitmenschen und der allgemeinen Öffentlichkeit wertgeschätzt. 49 Prozent gaben an, „weniger stark oder gar nicht von der Gesellschaft für ihr Engagement wertgeschätzt“ zu fühlen. Von der Politik fühlen sich nur jeder Fünfte wertgeschätzt. Auch hier sind die Ergebnisse in kleineren Kommunen besser.
Obwohl NRW-weit mehr als acht Millionen Menschen ehrenamtlich aktiv sind, ist eines der größten Probleme der Personalmangel und die Verfügbarkeit. Jeder zweite Befragte sah hier Schwierigkeiten, gefolgt von „zu wenig Zeit“ (44 Prozent), „Bürokratie“ (32 Prozent) und fehlendes Geld bzw. fehlende Finanzierung (27 Prozent).
Sichtbar werden als Sicherungs-Rezept
Dass ehrenamtliches Engagement unser aller Lebensqualität fördert und bereichert steht außer Frage. Ob es so bleibt, liegt auch an der Gesellschaft. Ein klare Mehrheit der Befragten gab an, „insbesondere die finanzielle Unterstützung ehrenamtlicher Strukturen und Projekte durch Unternehmen oder die Politik sowie persönliches Lob und Feedback (jeweils 83 Prozent) für (sehr) gut geeignet zu halten, um ehrenamtliches Engagement zu fördern und zu motivieren.“
Das Engagement sichtbar zu machen, sehen zudem viele auch als eine Form der Wertschätzung. Knapp zwei Drittel gaben an, dass sie „gern mehr über ehrenamtliche Projekte und freiwillige Tätigkeiten erfahren würden. „Lokale und regionale Medien sind dabei die bevorzugten Quellen“, gefolgt von Veranstaltungen vor Ort. Sichtbar werden, sich in Erinnerung bringen, scheint da ein Überlebensrezept zu sein.
Links:
- IT-NRW: Statistik zum Ehrenamt:
www.it.nrw/nrw-gut-ein-drittel-der-erwachsenen-hatte-2022-ein-ehrenamt-126570
- Studie Westlotto – Ehrenamt-Atlas:
www.ehrenamtatlas.de/index.html
