Nach etwas mehr als einem Jahr Bauphase steigen mit dem Baufortschritt die Erwartungen. Kann die neue Rahmedetalbrücke schon vor Sommer 2026 freigegeben und damit die Sperrung der A45 aufgehoben werden? Darauf hofft die heimische Wirtschaft.
Drei Jahre nach der kurzfristigen Sperrung einer maroden Talbrücke laufen die Arbeiten an der neuen A45-Brücke bei Lüdenscheid nach Plan. „Die Arbeiten zum Ersatzneubau der Talbrücke Rahmede schreiten zügig voran“, bekräftigt Susanne Schlenga, Sprecherin der Autobahn GmbH.
Bereits fertiggestellt sind die Widerlager, also die Teile der Brücke, die den Übergang zwischen Brückenkonstruktion und Berg bilden, ebenso wie die Pfeilergründungen, bis zu 14 Meter in die Tiefe ragende Bohrpfähle aus Stahl und Beton.
Parallel dazu wird der Stahlbau der Brücke erstellt. Stück für Stück wird der stählerne Überbau, der vor Ort zusammengeschweißt wird, nun in den nächsten Monaten von zwei Seiten aus über die Pfeiler geschoben. Von Süden her ist der erste Pfeiler erreicht, aus Norden kommend hat der Verschub ebenfalls begonnen.
Der nächste Meilenstein wird die sogenannte Stahlhochzeit sein, bei der sich die Brückenhälften aus Nord und Süd treffen. Dieser Schritt ist für das Frühjahr 2025 geplant. Anschließend beginnt die Betonage der Fahrbahn.
Fotogalerie zur Brückenbaustelle am 28. November:
Am 2. Dezember 2021 hatten Experten bei einer Kontrolle an der Rahmede-Talbrücke schwere Schäden festgestellt. Wegen Einsturzgefahr war die Brücke gesperrt worden. Seither ist die wichtige Verkehrsader zwischen dem Ruhrgebiet und dem Ballungsraum um Frankfurt unterbrochen – mit massiven Folgen. Lüdenscheid und das angrenzende Gebiet sind seither von Stau-Chaos, Lärm, Abgasen, gestörtem Lieferverkehr, Umsatzeinbußen und Fachkräfte-Abwanderung schwer getroffen.
Die alte Brücke war am 7. Mai 2023 gesprengt worden. Nachdem das Baufeld freigeräumt und die Baustelle vorbereitet wurde, erfolgte im Oktober der offizielle Baustart für die neue Brücke.
Hier die Chronik der wichtigsten Ereignisse rund um die Rahmedetalbrücke:
1965 bis 1968: Der Bau der Rahmedetalbrücke, über die die A45 laufen soll, beginnt. Diese wird für 25.000 Fahrzeuge pro Tag kalkuliert. Die geschätzte Nutzungsdauer der Brücke wird auf 70 Jahre geschätzt. Kurz nach Bau stellt sich allerdings heraus, dass der Verkehr tatsächlich dreimal so viel wie geschätzt beträgt.
2010: Der Zustand der Brücke verschlechtert sich und wird mit der Note 3.0 (nicht ausreichend) bewertet. Es kommt zu Geschwindigkeitsbegrenzung und Mindestabständen. Zu schwere Lkw dürfen nur mit Sondergenehmigung fahren.
2012: Aufgrund des schlechten Zustands der Brücke wird eine Sanierung geplant. Die Kosten für diese werden auf 18 Millionen Euro geschätzt.
2014: Es stellt sich heraus, dass die Sanierung der Brücke zu teuer ist. Geplant wird stattdessen ein Neubau. Bis dahin wird das Tempolimit auf 80 km/h für Pkw und 60 km/h für Lkw ausgeweitet, um die Brücke zu entlasten.
Dezember 2021: Nach einer Laser Prüfung wird festgestellt, dass der Zustand der Brücke schlimmer als angenommen ist. Es folgt am 2. Dezember die komplette Sperrung der Brücke. Der Verkehr wird über die Stadt Lüdenscheid umgeleitet, was zu zahlreichenden Staus führt. Schließlich wird beschlossen, dass die Brücke abgerissen werden muss.
Mai 2023: Es folgt die geplante Sprengung der Brücke am 7. Mai um 10 Uhr, bei der 17.000 Tonnen Trümmer entstehen. 90 Prozent sollen wiederverwendet werde. Das Metall wird eingeschmolzen. Der Beton wird ebenfalls recycelt.
Oktober 2023: Der Wiederaufbau der neuen Brücke beginnt am 5. Oktober. Die geschätzten Kosten betragen 170 Millionen Euro.
November 2023: Die Rodungen sind abgeschlossen und die Baustraßen werden im teilweise steilen Baufeld erstellt. Bis Januar 2024 waren die Gründungspfähle des Widerlagers Frankfurt und im März das zugehörige Pfahlkopffundament fertiggestellt. Im April waren die beiden Hilfspfeiler errichtet. Seit Mai werden auf den Vormontageplätzen die angelieferten Stahlelemente zusammengeschweißt. Im Juli wurden die ersten Abschnitte der Stahlkonstruktion mit einem Schwerlastmodul zum Taktkeller transportiert.[Der Einschub der Stahlkonstruktion imTaktschiebeverfahren erfolgt von beiden Widerlagern aus über die zwei Hilfspfeiler aus Stahlbeton, die die Stützweite des ersten Feldes reduzieren.
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