Die Tasten eines Aufnahmegeräts sind das Erkennungszeichen seines Podcasts, mit dem es einmal im Monat auf Reisen in die Popkultur und Persönliches von gestern, vorgestern und vorvorgestern geht. Im März machten Sebastian Göttling und seine Rückspulpartner eine Ausnahme. Anlässlich des Lichtkunst-Festivals „Lichtrouten“ haben sie deutlich häufiger auf den Aufnahmeknopf gedrückt als üblich.
Die Folgen „Die Letzte Welle“ und „Architektur der Erinnerung“ nehmen die Lichtrouten zum Anlass, in der Vergangenheit des Wellenbades zu stöben und mit Machern der Lichtrouten zu sprechen. Dazu zählen Kuratorin Bettina Pelz und Thomas Meermann, Möglichmacher der ersten Stunde bei der Geburt der Lichtrouten im Jahr 2002.
In diesen Folgen und einer weiteren, die am 28. März online gegangen ist, kommt für den 47-jährigen Lüdenscheider alles zusammen: Rückspul-Orte wie der vergammelnde Knödler-Bau werden von den sogenannten Young Masters erobert – die Fassaden der Betonsünden Sauerland- und City-Center verwandeln sich – das Wellenbad erwacht als hypnotischer Ort – und viele tausend Menschen sind im bei Dunkelheit normalerweise ausgestorbenen Lüdenscheid unterwegs. Die Nacht ist voller Kunst und Leben. Das erinnert an die spannende Kinder- und Jugendzeit von Sebastian und Co., als sie durch das heute verwaiste Forum am Stern-Center stromerten und Abstecher ins Wellenbad unternahmen.

Zahlreiche Lüdenscheiderinnen und Lüdenscheider haben schon bei Wohnzimmer-Atmosphäre auf Sebastians rotem Sofa gesessen, in Erinnerungen geschwelgt oder auch mit ihrer Stadt gehadert. Viele Menschen in Deutschland sind Fans der „Rückspultaste“. „Kein Wunder“, sagt Sebastian. „Sie haben in ihrer Kinder- und Jugendzeit Ähnliches erlebt wie wir und erkennen sich im Podcast wieder.“ Am vergangenen Wochenende rückten 40 von ihnen Sebastian auf die Pelle. Sie kamen aus dem Schwarzwald, aus Magdeburg und anderen Ecken Deutschlands und wollten die Stadt, über die sie so viel gehört hatten, mal selbst unter die Lupe nehmen. Sebastian führte sie über die Lichtrouten. Selbstverständlich wurde auch gefeiert und weil alle Kneipen schon dicht hatten, trafen sich die Fans der „Rückspultaste“ auf der Straße. Ganz so wie früher – mit einer Flasche Bier in der Hand.
Über seinen Podcast fand Sebastian auch seinen alten Schulkumpel Simon Fistrich wieder. Simon lebt seit langer Zeit in Nürnberg. Die beiden heckten einen Plan aus, aus dem sich etwas Großes entwickeln sollte. Seit April 2017 moderieren beide wöchentlich „Trek am Dienstag“ und liefern in diesem Star-Trek-Podcast scharfzüngig lästernd, mal voll nerdiger Detailbesessenheit – aber immer gut gelaunt Besprechungen der Start-Trek-Sendungen ab. Inzwischen sind sie bei Folge 414 (online seit 25. März). Die galaktisch-genialen Zwiegespräche zwischen Sebastian und Simon schlugen ein wie eine Bombe aus dem All. Inzwischen sind sie auch auf Apple Podcast, Spotify, YouTube und anderen Plattformen zu hören. Sebastian und Simon machen neben Trek am Dienstag seit 2023 auch einen Filmpodcast: die Zauberlaterne.