Bianca Batanas lebt mit der ständigen Ungewissheit, ob es ein Morgen gibt. „Jeden Abend gehe ich schlafen mit der Hoffnung, wieder von allein aufzuwachen“, sagt sie leise. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, während sie diese Worte spricht. Es ist ein Satz, der eine unvorstellbare Last trägt, der das Leben in eine fragile Balance zwingt. Doch er ist auch Ausdruck von Mut, von Akzeptanz, von einem tief empfundenen Bewusstsein für jeden einzelnen Moment.
Batanas arbeitete als Bankerin, war beruflich erfolgreich, verheiratet und Mutter. Sie führte ein geregeltes Leben, hatte Pläne, Zukunftsvisionen. Doch 2018, im Alter von 39 Jahren, veränderte sich alles abrupt. Sie erinnert sich noch genau an den Moment, als ein Notarzt und mehrere Notfallsanitäter mitten in der Nacht in ihrem Schlafzimmer stehen. Ein epileptischer Anfall riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Plötzlich erkannte sie weder ihren Mann noch ihre Tochter Julia. „Ich wusste nicht, wer sie waren. Ich wusste nicht einmal, wer ich war“, erzählt sie. Es war ein tonisch klonischer Anfall mit Bewusstlosigkeit – auch Gran Mal genannt.
Es folgte eine Odyssee durch Krankenhäuser und Untersuchungen. Ein MRT in Lüdenscheid, eine erste Lumbalpunktion. Die Ärzte fanden Entzündungswerte, „aber es war noch nicht klar, was mit mir los war.“ Bianca versuchte, stark zu bleiben. Für ihre Tochter, für ihre Familie. Doch die Unsicherheit nagte an ihr. Sie wollte wissen, warum ihr Körper sie im Stich ließ.

2019 kam sie an die Uniklinik Düsseldorf. „Das war meine Rettung“, sagt sie heute. Dort diagnostizierten die Ärzte eine gefährliche und vor allem gut getarnte Krankheit: eine autoimmune Enzephalitis. Dies ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Entzündung des Gehirns.
Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme oder eine erhöhte Anfälligkeit für epileptische Anfälle. Der Alltag verändert sich drastisch – immer wieder hat die Mutter weitere Anfälle. Immer nachts. Sie muss lernen, mit der neuen Realität zu leben. Für Bianca Batanas war die Diagnose ein Wendepunkt. Ihre Krankheit zwang sie, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Doch sie fand einen neuen Weg – einen, der nicht nur ihr, sondern auch Tausenden Kindern Hoffnung gibt.
Aber es war auch der Moment, in dem sie sich eingestand: „Ich habe versteckt, dass mit mir etwas nicht stimmt.“ Jahrelang hatte sie in ihrem Job als Bankerin funktioniert, hatte sich selbst durch den Alltag getragen. Neben Gedächtnisproblemen am Tag, war die Angst vor den Nächten. Die Angst vor neuen Anfällen. Immer nachts. Immer unvorhersehbar. „Ich hatte Angst, einzuschlafen. Angst, dass ich vielleicht nicht wieder aufwache.“
Heute ist sie seit zwei Jahren anfallsfrei. Doch ihre Energie ist begrenzt. Vormittags und nachmittags braucht sie Pausen. Zu viel Stress oder zu wenig Schlaf können alles wieder auslösen. „Mein Leben hat sich verändert. Ich musste lernen, damit umzugehen.“
Ein Brief für die Ewigkeit
In dieser Zerbrechlichkeit wuchs eine Idee. Eine Idee, die stärker wurde als die Angst. In einer Kur im Jahr 2018 begann sie, ihre Gedanken an ihre damals sechsjährige Tochter aufzuschreiben – auf einem Collegeblock schrieb sie einen Brief an ihre Tochter. „Ich hatte immer damit gerechnet, dass ich irgendwann nicht mehr da bin. Also wollte ich meiner Tochter die wichtigsten Dinge mitgeben.“ Sie schrieb und schrieb. Zeilen voller Liebe, voller Weisheit, voller Hoffnung. Am Ende hielt sie einen Brief in den Händen – einen Brief für die Ewigkeit.
„Ich wollte ihr das mitgeben, was ihr im Leben helfen könnte.“ Herausgekommen ist ein emotionaler Werkzeugkasten fürs Leben. Fünf Leitthemen entstanden:
- Ich bin perfekt – gut so, wie ich bin.
- Ich bin dankbar.
- Ich bin meine Lieblingsfarbe. Dahinter verbirgt sich: Ich folge meiner Herzensstimme.
- Ich vertraue mir.
- Ich darf Fehler machen.
Als sie in der Kur von ihrem Brief erzählte, sagte eine andere Mutter: „Daraus musst du ein Buch machen.“ Bianca lachte erst. Doch die Idee ließ sie nicht mehr los.
Sie suchte nach einer Illustratorin, fand Danielle Telle. Gemeinsam erweckten sie Panda Paul zum Leben – einen kleinen, besonderen Panda mit einer roten Herzensform um das rechte Auge. „Er ist einzigartig und gut so wie er ist. Genau wie ihre Tochter und alle anderen Kinder auf dieser Welt.“
Ursprünglich sollten nur zwei Exemplare des Buches gedruckt werden – eines für Bianca, eines für Danielle. Doch dann passierte etwas Unerwartetes. „Plötzlich wollten andere Menschen dieses Buch haben.“ Mund-zu-Mund-Propaganda machte „Geliebtes Herzenskind“ bekannt. Heute wird es in Kindergärten, Schulen und sogar an einer Hochschule genutzt. „Mehr als 4.500 Kinder sind durch die Geschichten von Panda Paul gestärkt worden. Es ist unglaublich. Damit habe ich nicht gerechnet und es nie darauf angelegt.“
Ein Panda als Versprechen
Doch nicht nur das Buch wuchs. Bianca versprach ihrer Tochter, einen Panda als Stofftier produzieren zu lassen – ohne zu wissen, dass eine Mindestabnahmemenge notwendig war. „Ich habe mein Versprechen gehalten. Es war mir wichtig.“ Was als einfache Idee begann, wurde zur Grundlage ihres eigenen Fanshops. Heute gibt es das Buch in mehreren Sprachen, und ganze Schulklassen arbeiten damit.
Leben im Jetzt
Ihr gesundheitliches Ziel ist bescheiden: den jetzigen Zustand erhalten. Sie plant nicht weit voraus. Sie kann es nicht. Doch sie hat eine neue Perspektive gefunden. „Ich frage nicht mehr: Warum ist mir das passiert? Ich frage: Wofür ist es passiert?“
Sie lebt bewusster. Sie und ihre Tochter haben Rituale eingeführt – mindestens drei schöne Momente pro Tag. „Man muss sich darum kümmern, dass man glückliche Momente erlebt.“ Manchmal sind es Gespräche, manchmal Begegnungen oder Erlebnisse. „Es gibt immer Scheiß-Momente. Aber die guten muss man wahrnehmen.“
Während ihre Krankheit unberechenbar bleibt, hat sie etwas geschaffen, das bleibt: Die Liebe zu ihrer Tochter. Die Worte in einem Buch. Und die Hoffnung, dass Panda Paul noch viele Kinder begleiten wird. „Ich wache auf und bin dankbar für diesen neuen Tag. Mehr kann ich nicht verlangen.“
Neuer Onlinekurs beginnt am 8. Juni
Bianca Batanas hat einen brandneuen Eltern-Kind-Onlinekurs erstellt – unter dem Motto: „Wie du mit Hilfe des Mentaltrainings dein Kind auf die Einschulung vorbereiten kannst – für einen emotional gestärkten und selbstbewussten Schulstart.“ Der kleine Panda Paul und das Kinderbuch „Geliebtes Herzenskind“ sind das Herzstück des neuen Onlinekurses. Bianca möchte, dass alle Kinder die Chance bekommen, die Inhalte für sich zu nutzen. Derzeit profitieren lediglich Kindergärten und Grundschulen davon. Nun können Eltern das Konzept auch zu Hause in vertrauter Umgebung umsetzen. Die Anmeldung ist bis zum 8. Juni möglich – danach sind die Türen geschlossen. Am 9. Juni beginnt der Kurs.
Alle Informationen finden sich im Internet unter: www.geliebtesherzenskind.com