Detlef Krüger wird bei seiner Bürgermeisterkandidatur von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Plettenberger Wählergemeinschaft (PWG) unterstützt. Er selbst nicht Mitglied einer Partei. Der 58-jährige lernte Verwaltung von der Pike auf, zuerst bei der Bezirksregierung Arnsberg, dann als Sachbearbeiter beim Polizeipräsidenten Bonn und an der Ruhruniversität Bochum. Nach dem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt begann Detlef Krüger seine Tätigkeit beim Märkischen Kreis. Von 1995 bis 2013 arbeitete er in verschiedenen Bereichen im Personalwesen. Seit 2013 ist er Fachdienstleiter Kultur und Tourismus. Damit verbunden ist die Personalverantwortung für über 30 Mitarbeiter/innen. Als Hobbys nennt Krüger Wandern und Fahrradfahren. Er ist regelmäßiger Teilnehmer am P-Weg-Marathon. Der gebürtige Plettenberger ist u. a. Mitglied im Heimatkreis.

Herr Krüger, was motiviert Sie dazu, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren?

Ja also die Motivation hat sich daraus ergeben, dass ich angesprochen worden bin, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte für das Bürgermeisteramt hier in Plettenberg. Das hat mich natürlich vollkommen überrumpelt, weil ich das gar nicht auf meiner persönlichen Lebensagenda hatte. Aber wenn man so eine Anfrage bekommt, beginnt man natürlich drüber nachzudenken, ob das was wäre, und überlegt über das für und wieder so einer Kandidatur. Ganz entscheidend für mich, neben dem Gespräch mit der Familie und Freunden, war natürlich eine Klausurtagung mit den drei unterstützenden Parteien, wo wir uns einen Tag eingeschlossen haben und praktisch uns eine Agenda gegeben haben. Für mich war's noch mal wichtig abzuklopfen, ob wir auf einer Wellenlänge liegen, bei den Themen und bei der Herangehensweise für die Zukunft. Und nach dem Tag konnte ich sagen: Ja, das passt. Das passt von den Menschen her. Das passt aber auch von den Themen und Inhalten für die Zukunft. Somit habe ich für mich entschlossen zu kandidieren mit der Unterstützung der drei Parteien und bis zum heutigen Tag kann ich sagen, die Unterstützung ist wirklich sehr gut, auch inhaltlich sehr gut, weil ich ja in vielen Themen nicht so tief drin bin, die die einzelnen Ratsmitglieder und da hat mir die Unterstützung schon sehr geholfen, Dinge auch dementsprechend zu gewichten und für die Zukunft einzusortieren.

Inwieweit ist das ein Vorteil, dass Sie Verwaltungserfahrung mitbringen aus der Kreisverwaltung?

Also für mich sind 40 Jahre Verwaltungserfahrung ein ganz entscheidender Faktor. Ich würde mir persönlich nicht zutrauen, ohne Verwaltungserfahrung diesen Job zu machen. Job in Anführungsstrichen, das ist schon mehr als das. Ohne Verwaltungserfahrung würde ich’s extrem schwierig halten, weil neben den Inhalten, mit denen man sich auseinandersetzen muss, sind Abläufe ganz wichtig. Wie funktioniert Verwaltung? Wie funktioniert Recht, Gesetz, Verordnung? Wie sind die ganzen Netzwerke, beispielhaft zur Kreisverwaltung zur Bezirksregierung zum Land? Wenn man sich das alles noch aneignen muss, vergeht sehr sehr viel Zeit und die kann ich jetzt dafür nutzen, tatsächlich die Dinge anzugehen, mir die Zeit zu nehmen, sehr gründlich noch mal nachzuvollziehen, warum Dinge in Plettenberg so laufen, wie sie laufen.

Das Image der Verwaltung des Rathauses in Sachen Bürgerfreundlichkeit ist ein großes Thema. Sie haben ja auch schon einige Gespräche geführt. Haben Sie konkrete Vorstellungen, welche Maßnahmen greifen könnten, um das zu verbessern?

Ja, interessanterweise rankt sich sehr sehr viel in den Gesprächen um das Rathaus. Das hat mich persönlich überrascht, weil ich gedacht habe, es gibt auch viel mehr Themen, die in Plettenberg relevant sind. Aber tatsächlich ist das Rathaus bei sehr vielen Bürgerinnen und Bürgern im Fokus. Also für mich ist ganz klar, so wie ich Verwaltung kennengelernt habe und wie ich meinen eigenen Fachdienst seit über zwölf Jahren anführe, so erwarte ich auch das neue Rathaus: offen und kommunikativ. Für den Bürger da sein, das heißt für mich: Die Verwaltung muss den Bürger ganz klar im Fokus haben. Er ist ganz einfach der, der uns bezahlt. Er hat das Anrecht darauf, ehrlich, offen und schnell seine Probleme gelöst zu bekommen. Da muss man hinkommen. Aber, was ich ganz klar auch immer wieder sehe, ist, ich sitze auf der anderen Seite des Tisches. Ich muss, das wird für mich eine ganz klare Kernaufgabe sein der ersten Wochen, mich mit den Kolleginnen und Kollegen unterhalten. Das ist nicht nur die Führungsriege, das ist ganz klar auch der Sachbearbeiter. Mit dem muss ich mich zusammensetzen und hören, wie Abläufe sind, warum Abläufe so sind, wie sie sind, und am Ende muss ich, und dafür bin ich ganz klar auch Bürgermeister dann dieser Stadt, ganz klar sagen, wie es ablaufen soll. Ich möchte auf jeden Fall dahin, dass wir wieder zu einer offenen, kommunikativen Verwaltung kommen, die den Bürger im Fokus hat.

Das Thema Finanzen ist ein Dauerthema und wird uns auch die nächsten Jahre begleiten. Was wird da möglich sein und wie kann man von städtischer Seite arbeiten unter diesem Finanzdruck?

Der Finanzdruck ist auf jeden Fall da. Dass wir in ein Haushaltssicherungskonzept rutschen, das wird höchstwahrscheinlich passieren. Was auf gar keinen Fall passieren darf ist, dass wir den Sparkommissar aus Arnsberg hier hinbekommen. Dann haben wir nämlich gar keine Gestaltungsmöglichkeiten mehr. Das heißt allerdings, dass wir dann auch für die nächsten zehn Jahre uns intern so aufstellen müssen, dass wir sagen, welche Dinge können wir uns erlauben und welche Dinge müssen wir schieben oder müssen wir vielleicht sogar erst mal ganz von der Agenda nehmen. Für mich ist ganz wichtig, erst mal den Fokus zu setzen: Wenn wir Schulden machen, dann nur für investive Sachen. Also für Straßenerneuerung, Kanalerneuerung, Schulen und Kitas. Das ist für mich explizit wichtig in dieser Stadt.

Da muss man natürlich sagen, da klafft eine Lücke, wenn man im Haushalt schaut, die ist, mal mehr mal weniger, aber so um die zehn Millionen. Wir müssen natürlich auch Einnahmen generieren. Das wird schwierig, weil unsere Wirtschaft ist gerade ja in einer großen Veränderungsphase. Wir haben hier viel Automotive in Plettenberg. Wie sich das die nächsten 15 Jahre entwickelt, wissen wir nicht, aber es wird mit Sicherheit schwieriger an dem Markt. Aus diesem Grund möchte ich auch auf jeden Fall vermeiden, dass die Gewerbesteuer erhöht wird. Alle anderen Dinge sind marginal und zu hoffen, dass vom Bund das große Füllhorn jetzt ausgeschüttet wird und dass die Kommunen jetzt viel Entlastung bekommen, das sehe ich persönlich noch nicht. Wenn's denn kommt, wäre es gut, aber auch dieses Geld will ich ganz klar nur für investive Maßnahmen einsetzen.

Allerdings muss man da jetzt auch noch mal drauf schauen. Wo kann man denn tatsächlich den Hebel ansetzen? Wie ist der Stellenschlüssel bei der Stadt Plettenberg? Wer macht was mit welchen Inhalten? Und was erlauben wir uns gerade, tatsächlich? Sind das ein Stück weit Dinge, die wir uns nicht leisten können? Ich mache das immer gern mit dem Beispiel: Statt Mercedes würde es auch ein VW Golf tun, wenn wir im Grunde die gleiche Leistung bekommen. Es ist vielleicht nicht mehr so schick, nicht mehr so oft, aber es ist trotzdem ausreichend, ohne dass jetzt Sicherheit verloren geht oder sonstige Dinge für den Bürger. Aber man muss wirklich mal genau nachschauen, was machen wir in welchem Bereichen und was kostet uns das am Ende? Das sind für mich die zentralen Dinge.

Und auch da muss man sich wieder genau die Abläufe anschauen. Zum Beispiel im Bauhof. Ich kann jetzt nicht sagen, was der komplette Bauhof für Aufgaben hat, wie oft sie die erledigen und mit welcher Mannstärke welche Aufgaben erledigt werden. Aber solche Dinge müssen natürlich auf dem Prüfstand. Man muss sich genau anschauen, wer macht was mit welcher Qualität, dann ist die Aufgabe eines Bürgermeisters natürlich, in allen Bereichen den Rat so zu beraten und solche Konzepte vorzustellen, wo er dann tatsächlich drüber entscheiden kann. Das heißt der Rat muss im Grunde so von der Verwaltung gebrieft werden, wenn ihr eine Entscheidung trefft, dann hat das die und die Konsequenz. Der Bürgermeister hat auch nur eine Stimme im Rat, ist dementsprechend sozusagen das Scharnier zwischen Rat und Verwaltung. Er hat natürlich die zentrale Aufgabe, den Rat zu beraten und Dinge zur Entscheidungsreife vorzulegen. Und dann kann der Rat dementsprechend entscheiden.

Detlef Krüger führte in den vergangenen Monaten Gespräche mit vielen Bürgerinnen und Bürgern.
Foto: privat

Die Stadt Plettenberg erfüllt einige Aufgaben selbst, die andere Kommunen an den Kreis abgegeben haben. Zum Beispiel die hauptamtliche Feuer- und Rettungswache. Müssen diese Aufgaben auch überprüft werden?

Das ist die Aufgabe des Bürgermeisters mit seinem Team. Alternativen aufzeigen. Wenn ich die Rettungswache behalte, kostet uns das soundso viel. Was sparen wir, was kostet es uns trotzdem über die differenzierte Kreisumlage. Welche Vor- und Nachteile habe ich bei welchen Varianten. Dass ich dann dazu eine Meinung haben werde als Bürgermeister und die auch vertreten werde, das ist ganz klar. Aber der Rat entscheidet am Ende. Der Rat muss dann so informiert sein zu beiden Varianten, dass er eine gute Entscheidung treffen kann.

Wie stehen Sie zum Thema Elsetalentlastungsstraße?

Es gibt eine ganz klare Entscheidung des Rates, die sagt, wir planen das bis zum Ende durch und ganz klar sie wird gebaut, wenn das Land NRW den Straßentausch macht. Somit ist das entschieden zur Zeit und es gibt da jetzt keine andere Herangehensweise. Wie jeder in Plettenberg weiß, hat beides natürlich wieder Vor- und Nachteile. Alle können die Anwohner verstehen, die an dieser Straße leben und den Verkehrslärm mitbekommen. Wir sehen die Vorteile natürlich über die Erschließung, wissen aber auch, was die Firmen sagen dazu, dass sie teilweise da keine Notwendigkeit mehr sehen.

Mit der Innenstadtsanierung sind viele Plettenberger nicht glücklich. Sehen Sie Möglichkeiten, da nachzubessern? Wie sehen Sie die Aufgabe der Innenstadt in Zukunft?

Ich glaube nicht, dass wir jetzt ein Füllhorn an Geld bekommen für irgendwelche Sanierungen oder Verbesserungsmöglichkeiten. Ich glaube, ein Stück weit müssen wir mit den Gegebenheiten leben und müssen die Plettenberger wieder ihre Innenstadt annehmen. Für mich ist es ganz wichtig, dass zum Beispiel die Stadtbücherei in der Innenstadt bleibt. Die hat eine Frequenz von über 30.000 Besuchern pro Jahr, die die Innenstadt besuchen. Wir müssen es wieder schaffen, dass mehr Plettenberger in die Innenstadt kommen, das heißt mehr Aufenthaltsqualität dort schaffen. Wir haben einen kleinen Restaurantbereich am Alten Markt. Da hat jetzt im Haus zur Sonne eine Gastronomie aufgemacht. Wir haben das Märcheneis vis a vis. Wir haben die Stadtbücherei. Es wäre sehr schön, wenn wir eine Open Library hinbekommen würden in den nächsten Jahren. Die könnte auch am Wochenende besucht werden, ohne Personal. Da gibt es schon Ideen. Das finde ich extrem interessant, weil dann hätten wir auch Frequenz am Wochenende in der Innenstadt, die sich dort Medien ausleihen.

Es ist ganz wichtig für die Zukunft, da geht die Kultour GmbH jetzt auch in ihren Überlegungen hin, dass wir wieder mehr Dinge von Plettenberger für Plettenberger machen, dass wir wieder mehr kleine, feine Veranstaltungen von unseren Verein in die Innenstadt bekommen. Wir werden den Kulturring wieder aufleben lassen vom Heimatkreis. Die Idee ist, kleinere Veranstaltungen um die Christuskirche herum zu bieten, wo wir einfach Aufenthaltsqualität schaffen, indem wir Dinge anbieten. Wir werden in den nächsten Jahren nicht viel Geld ausgeben können, um hier große Headliner hinzubekommen. Das ist meiner Ansicht nach auch nicht notwendig. Ich glaube, es ist wieder ganz wichtig, dass wir diesen Gedanken Plettenberger für Plettenberger wieder mehr hinbekommen, dass wir uns treffen und gemeinsam feiern, schöne Tage und Abende verbringen. Das ist bezahlbar. Das stärkt auch wieder Gemeinschaft in dieser Stadt.

Wir müssen den Aufenthaltsort Innenstadt wieder beleben, indem wir ihn selber beleben. Es wird keine Veränderung des Einkaufsverhaltens kommen. Wir werden hier nicht eine Innenstadt bekommen, in der sich auf einmal wieder Einzelhändler ansiedeln. Das ist in anderen Kommunen auch nicht so. Aber wir haben eine Innenstadt, die von Externen als sehr angenehm empfunden wird. Hier kommen viele hin, die sagen mir: Ihr habt einen schönen Modepark Röther, man kann ein nettes Eis essen, dann gehen wir noch mal durch die Fußgängerzone und trinken uns unten noch ein Weinchen oder ein Bier und fahren dann nach Hause. Ich glaube, viele Besucher sehen Plettenberg anders als der kritische Plettenberger seine eigene Stadt.

Die Kultour GmbH bündelt die Bereiche Kultur, Tourismus und Veranstaltungen, wird finanziert durch die Gewinnausschüttung der AquaMagis GmbH. Hat das weiterhin Zukunft?

Der größte Teil fließt in die Stadtbücherei und gar nicht mal in die Kultour GmbH. Ich bin froh und glücklich, dass wir die Stadtbücherei als freiwillige Aufgabe nicht mehr im Haushalt haben, sondern ausgegliedert. Da kommt kein Sparkommissar dazwischen. Es ist für mich eine elementare Aufgabe einer Stadt, sowas anzubieten wie die Stadtbücherei. Besonders wenn es dann noch ein Aufenthaltsort wird. Wir werden die dementsprechend auch noch ausbauen. Dafür gibt es jetzt entsprechende Fördermittel. Da werden wir jetzt auch die Kultour GmbH komplett mit reinziehen und im Gegenzug Räumlichkeiten aufgeben.

Wir sind ein Konzern, der heißt Stadt Plettenberg. Da sind unterschiedliche Komponenten drin und es ist mir ganz wichtig, dass die Hand in Hand arbeiten. Da ist das Aquamagis, der Tourismus, die Kultur, die Stadtverwaltung - das muss für mich aus einem Guss sein. Das heißt, es ist ganz wichtig, dass der Tourismus ganz eng verzahnt ist zum Beispiel mit dem Aquamagis. Das ist eines der größten Pfunde, die wir hier im märkischen Sauerland haben. Andere wären extrem stolz drauf, so ein Pfund zu haben. Nur die Verzahnung muss noch viel enger werden. Wir müssen den Mehrwert noch weiter heben. Es kommen sehr viele Menschen von auswrts hierhin, gerade aus dem Ruhrgebiet. Die müssen wir davon überzeugen, vielleicht wiederzukommen und nicht nur ins Aquamagis zu gehen, sondern auch vielleicht ein paar Tage hier zu verweilen, ob nun zum Wandern, zum Radfahren, wie auch immer. Das wird kein Wochen-Tourismus aber ein Wochenend-Tourismus. Im Hochsauerland beträgt die durchschnittliche Verweildauer drei Tage. Wenn wir die für Plettenberg auch erreichen könnten, hätten wir noch eine weitere Einnahmequelle, die auch sehr wichtig wäre.

Bei der Kultour GmbH müssen wir drauf schauen, welche Dinge werden vom Bürger tatsächlich angenommen. Wir haben Theatervorstellungen in der Aula, da kommen weniger als 100 Personen. Früher wenn Herbert Herrmann aufgetreten ist, war die Bude voll. Aber das Verhalten hat sich geändert, auch die Geschmäcker verändern sich. Das heißt nicht, dass wir es einstampfen und gar nicht mehr machen. Das ist genau wie beim Bachforum oder vielleicht auch bei Jazz, Blues und anderen Sparten. Die sind nicht für die breite Masse, aber es gibt einen interessierten Kreis, der gerne solche Veranstaltungen besucht. Man muss den richtigen Rahmen finden und ihn bezahlbar machen. Es gibt zum Beispiel in Menden zwei super Amateurtheater, die auf sehr hohem Niveau spielen. Die würden gerne in Plettenberg auftreten für kleines Geld.

Ich finde es wichtig, dass wir ein buntes Programm behalten. Plettenberg darf sich nicht auf Mainstream-Dinge reduzieren. Es hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass wir viele kleine, feine Sachen haben, für die sich viele Menschen interessieren, sei es im Bereich Heimat, sei es im Bereich Kunst. Ich sehe da viele Möglichkeiten, gerade wenn wir den Kulturring wieder aufleben lassen. wenn man sich gegenseitig unterstützt.

Welche Rahmenbedingungen kann die Stadt schaffen, um Unternehmen vor Ort zu unterstützen und generell für Unternehmen attraktiv zu sein?

Für eine Stadt, für einen Bürgermeister ist es ganz wichtig, das Lebensraum-Management in den Fokus zu stellen. Es müssen die Dinge, die wichtig sind für eine Firma, schnell unkompliziert geregelt werden. Nehmen Sie das Beispiel Bauanträge. Bauanträge müssen in Kooperation mit dem Antragsteller schnell und unkompliziert gelöst werden. Wenn Dinge nicht gehen, müssen Alternativen versucht werden aufzuzeigen. Das muss flott und unkompliziert gehen. Auf der anderen Seite muss die Infrastruktur stimmen. Straßen, aber auch Kanäle sprich Entsorgung, Versorgung mit Glasfaser müssen aktuellem Stand sein.

Dann haben wir das große Thema Lebensraum. Wir brauchen neben den Rahmenbedingungen auch das Umfeld, das stimmt. Die Entscheidung, ob jemand hier arbeitet, uns fehlen ja auch Fachkräfte in vielen Bereichen, dass jemand hier hinzieht und auch bleibt, ist doch folgendes: Wie sieht es mit unser Schullandschaft aus? Wie sieht es mit den Kitas aus? Wie sieht es mit der Gesundheitsversorgung vor Ort aus? Das sind doch ganz zentrale Dinge für Menschen, die sich ansiedeln wollen. Allein der gute Arbeitsplatz entscheidet nicht mehr, ob ich nach Plettenberg komme. Was gibt es für Freizeitangebote hier? Wir haben gerade über die Kultour GmbH gesprochen. Es ist wichtig, dass wir schöne Veranstaltungen machen, dass sich die Menschen hier wohl fühlen, dass wir ein Angebot schaffen von Wandern, Radfahren, Oestertalsperre, Aquamagis, verschiedene Dinge, die sie in ihrer Freizeit machen können. Dieses Angebot ist schon sehr gut, das müssen wir erhalten.

Auf der anderen Seite die Schullandschaft. Die ist schon sehr gut. Wir legen Grundschulen zusammen, um Synergien zu erzeugen. Jedes Kind in Plettenberg hat einen Kita-Platz. Das ist eine hervorragende Leistung von allen Beteiligten und muss auch so bleiben. Bei der Gesundheitsversorgung können wir froh sein, dass wir das Hausarztzentrum haben. Und natürlich müssen wir das Krankenhaus erhalten. Wir haben gesehen, dass wir durch persönlichen Einsatz, über Netzwerk und persönliche Ansprache bei der Landesregierung etwas erreicht haben.

Wenn ich das als Gesamtpaket nehme und einem Unternehmer sage: Guck mal, das sind die Dinge, die ich Dir anbieten kann. Du musst für Dich geschäftliche Entscheidungen treffen, aber um das andere drumherum kümmern sich Bürgermeister, Verwaltung und Stadtrat. Da haben wir schon viele Dinge gut gemacht, sind wesentlich besser aufgestellt als viele andere Kommunen im Umkreis.

Bürgermeisterkandidat Detlef Krüger im Gespräch mit LokalDirekt.
Foto: Schlütter

Fehlende Veranstaltungen für ältere Jugendliche und junge Erwachsene werden beklagt. Was können Sie sich für diese Gruppe vorstellen?

Das Problem haben nicht nur wir in Plettenberg. Kneipen oder Clubs zu betreiben, wo Jugendliche hingehen können, das ist eine unternehmerische Entscheidung. Ich als Stadt kann es nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, Clubs oder Diskotheken zu betreiben. Bei der letzten Waterkant-Party, bei der Pierre Baltins aufgelegt hat, war extrem viel junges Publikum. Das wird angenommen. Vielleicht könnten wir zwei bis drei solcher Veranstaltungen im Jahr anbieten, auf dem Alten Markt oder an einer Location, wo man ein bisschen länger machen könnte als 22 Uhr. Das könnte man auch bei der Kultour GmbH ansiedeln.

Vereine, das Ehrenamt allgemein, sind wichtig. Das betonen Sie immer wieder. Doch leiden sie unter gekürzten Zuschüssen und kritisieren aus ihrer Sicht mangelnde Würdigung. Wie würden Sie das Thema Ehrenamt angehen?

Ich habe viele Gespräche mit vielen Vereinsvertretern gesprochen. Und die Gespräche haben mir wirklich gezeigt, welches Engagement da in den Vereinen herrscht. Mir ist es ganz wichtig, dass dieses Engagement weiter gefördert wird. Wir werden nicht den städtischen Haushalt damit retten, dass wir bei einem Verein 100 Euro sparen. Wir müssen ganz klare Richtlinien festlegen, wer bekommt was für ehrenamtliche Tätigkeiten, damit die Vereine Planungssicherheit haben. Wenn Probleme entstehen, müssen die schnell gelöst werden, am besten in direkten Gesprächen. Bei den Sportplätzen hat das zum Beispiel funktioniert. Wir haben mit zwei Vereinen hier im @Krüger gesprochen und die Ratsmitglieder, die dabei waren, haben Anregungen mitgenommen und das in die richtigen Wege geleitet. So stelle ich mir eigentlich gelebte Demokratie vor und Unterstützung des Ehrenamtes, dass man Dinge anspricht und relativ zeitnah zu einer guten Lösung führt. Die Vereine sind gerade in Plettenberg der Kit, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Sie kümmern sich gerade auch um die Jüngeren; das ist schon fast Sozialarbeit.

Die Seniorenvertretung ist ebenfalls ehrenamtlich tätig. Jüngst wurde angekündigt, dass die Unterstützung durch eine hauptamtliche Kraft in der Stadtverwaltung nicht mehr geleistet werden könnte. Wie sehen Sie das?

Das ist ganz einfach. Die Seniorenvertretung ist für mich eine Abteilung der Stadtverwaltung. Wenn wir unsere Altersstruktur in Plettenberg anschauen, werden ihre Leistungen immer wichtiger. Gerade die Aufgabe der Beratung und Ansprache der Betroffenen ist extrem wichtig. Der Seniorenvertretung gehören engagierte Menschen an, die man soweit unterstützen muss, dass sie auch ihre Fortbildungen besuchen dürfen, sie die Mittel zur Verfügung gestellt bekommen und von der Stadt so gewürdigt werden, dass sie ihre Arbeit vernünftig durchführen können. Denn die ist enorm wichtig und wird für die Zukunft noch wichtiger werden.

Es gibt interkommunale Zusammenarbeit in einigen Bereichen, zum Beispiel das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg/Herscheid oder der Einsatz der Kehrmaschine aus Plettenberg in Herscheid und Neuenrade. Welche weiteren Möglichkeiten der Zusammenarbeit sehen Sie?

Das ist mein Kernthema. Wo kann man Dinge miteinander verknüpfen, wo beide Seiten Vorteile haben und beide Seiten auch noch Geld sparen, umso besser und das muss man mal gucken. Ich hab schon Gespräche geführt mit Kollegen, die höchstwahrscheinlich Bürgermeister in einer anderen Stadt werden, dass wir uns ganz eng verzahnen werden und überlegen, welche in welchen Bereichen das sinnvoll ist. Genauso gibt es die Zusammenarbeit mit dem Märkischen Kreis. Was können wir zusammen machen? Was können wir abgeben? Was macht Sinn? Was macht keinen Sinn? Als bisheriger Kreisler bin ich gut vernetzt.

Es könnte uns treffen, dass bei der Renovierung und dem teilweisen Neubau der Märkischen Kliniken drei Nordkreis-Städte ausscheren. Dann hätten wir eine differenzierte Kreisumlage und das wird uns belasten. Die Kliniken sind wichtig für die Vollversorgung im Gesundheitsbereich im Südkreis und sie sollten gut und auf dem aktuellsten Stand sein. Dort können wir hingehen in Fällen, die unser Krankenhaus nicht schafft bzw. anbietet.

Was mich extrem traurig macht bei der Geschichte ist, dass wir dann nicht nur da die Büchse der Pandora aufmachen würden, sondern in allen Bereichen. Alle Dinge, die wir bisher als Solidarpakt im Kreis gemeinsam finanziert haben, würden auf den Prüfstand kommen und differenziert abgerechnet. Dann wäre der Solidarpakt aufgekündigt. Das möchte ich unbedingt vermeiden.

Bei der Mobilität hat Plettenberg, hat der Märkische Kreis Luft nach oben. Der öffentliche Nahverkehr ist lückenhaft. Welchen Einfluss kann die Stadt nehmen, um Verbesserungen zu erreichen?

Mit der Ruhr-Sieg-Strecke haben wir eine hervorragende Anbindung für den Güterverkehr, aber auch für den Personennahverkehr. Was allerdings eine große Belastung für den Haushalt ist, ist die Zuzahlung von fast 30 Millionen Euro für die MVG, die aber gerade für Plettenberg mit seiner großen Täler-Struktur und kleinen Ansiedlungen enorm wichtig ist. Mein Wunsch wäre es, mehr über autonomen ÖPNV nachzudenken. Das gibt es schon in einigen Städten in Deutschland. Wenn es da Förderungen zu gibt oder Pilotprojekte, sollten wir als Plettenberger sofort mit am Start sein. Gerade wenn ich über solch Bereiche wie Pasel, Siesel oder Himmelmert nachdenke, wenn es da autonome Angebote geben würde, die die Menschen aus den Außenbereichen in die Innenstadt bringt. Das wäre klasse.

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