Zu Beginn der Corona-Pandemie erregte jeder Mensch draußen sofort Aufmerksamkeit, weil viele Menschen das Haus hüteten und dadurch keine Chance für ungebetene Besucher bestand. Mit der Normalisierung des Alltags steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche auch im Märkischen Kreis wieder an. Laut Polizeiangaben stieg die Zahl der Einbrüche oder Einbruchversuche in Wohnungen in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 um rund 21 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres.
Die dunkle „Saison“ für Einbrecher beginnt jedoch erst. Im längerfristigen Vergleich gibt es deutlich weniger Einbrüche. Dennoch passiert es auch im Märkischen Kreis fast täglich. Die Polizei berät, wie man sich schützen kann: Kostenlos und vor Ort. Christoph Preker, Technischer Berater der Kriminalprävention, übernimmt solche Beratungen bei der Kreispolizeibehörde. Im Interview erklärt er, worum es geht.

Wie kommen Einbrecher hauptsächlich ins Haus?
„Ca. 75 Prozent der Einbrüche finden an Fenster und Fenstertüren statt, der Rest verteilt sich auf Türen und Kellerschächte.“
Wann kommen sie?
„Um aus Sicht der Einbrecher zu antworten: Immer wenn sie glauben, dass niemand zuhause ist. Das ist statistisch gesehen am Tag bis in die frühen Abendstunden, wenn die Bewohner arbeiten, einkaufen oder bei Freunden sind. Über den Jahresverlauf gesehen finden in der dunklen Jahreszeit deutlich mehr Einbrüche statt. Zum einen können Einbrecher aufgrund der häufig nicht vorhandenen Wohnraumbeleuchtung besser erkennen, dass niemand zuhause ist. Zum anderen können sie sich aufgrund der Dunkelheit besser unerkannt an die Gebäudehülle und in den rückwärtigen Bereich der Gebäude wagen.“
Worauf haben sie es abgesehen?
„Leichte Beute, hoher Wert. In der Regel haben sie es auf Bargeld und Schmuck abgesehen.“
Wie kommt es, dass die Zahl der Einbrüche seit Jahren sinkt?
„Die Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt seit 2016. Das liegt sicherlich an den ergriffenen Maßnahmen der Polizei nach den stark steigenden Zahlen von 2010 bis 2015. Bürgerinnen und Bürger haben das Thema medial deutlicher wahrgenommen und sich sicherheitsbewusster verhalten. Insbesondere die Nachfrage nach einer polizeilichen Beratung hat stark zugenommen. Parallel dazu haben sich zunehmend Firmen auf die Herstellung und Montage wirksamer Sicherheitstechnik spezialisiert. Auch Corona hat dazu beigetragen, da bekanntlich viele Menschen mehr zuhause blieben. Das Resultat ist ein schlechteres Umfeld für die Einbrecher und damit gehen die Zahlen der Einbrüche zurück. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass es immer noch viele nicht gesicherte Immobilien gibt!“
Was muss ich investieren, um „sicher“ zu sein?
„Erst einmal ein Telefonat und eine Stunde Zeit für meinen Hausbesuch. Das ist die Investition für die polizeiliche Beratung inklusive einer Schwachstellenanalyse mit Handlungsempfehlung. Danach erst herrscht Klarheit, ob und welche Verschlusselemente des Hauses wie gesichert werden müssen. Der erste Teil der Beratung bezieht sich auf sicherheitsbewusstes Verhalten und kostet lediglich eine Verhaltensveränderung und gegebenenfalls etwas Gartenumgestaltung. Das kann schon viel bewirken. Im zweiten Teil, der Schwachstellenanalyse, werden mechanische Sicherungen empfohlen. Die Kosten hierfür hängen von verschiedenen Faktoren ab. Unsere Empfehlung ist, sich nach der Beratung ein Angebot von einer Fachfirma erstellen zu lassen. Die Kosten liegen oft unter dem, was Bürgerinnen und Bürgern erwarten.“
Warum soll ich überhaupt Geld investieren, wenn eine Versicherung doch alle Schäden deckt?
„Neben dem finanziellen Schaden berichten Geschädigte von der psychischen Belastung, die zum Teil Monate nachwirkt. Das Sicherheitsgefühl ist geschwächt und das Vertrauen in die Umwelt sinkt. Das kann eine Versicherung nicht ersetzen.“
Wie viele Beratungen führen Sie im Jahr durch?
„Ca. 400 Menschen erreichen wir direkt. Wenn ein Beratungstermin stattfindet, kommen teilweise Nachbarn, Freunde und Verwandte dazu, so dass durchschnittlich mehr als eine Person pro Termin beraten wird.„
Warum lassen sich Menschen beraten?
„Vor allem aus persönlicher Betroffenheit. Entweder sind die Beratenen selbst Opfer eines Einbruchs geworden oder ein Einbruch hat im näheren Umfeld stattgefunden. Viele Menschen wissen nicht, dass die Polizei kostenfrei Beratungen dieser Art anbietet. Über die Medien weisen wir regelmäßig darauf hin und so kommt es dann zu weiteren Anfragen.“
Was machen Sie bei einer Beratung vor Ort? Inspizieren Sie tatsächlich mein Haus von der Eingangstür bis zum Dachfenster?
„Ja, in der Tat. Wie bereits oben beschrieben besteht die Beratung aus zwei Teilen. Im ersten Teil klären wir auf, wie der Gelegenheitstäter für den Tageswohnungseinbruch vorgeht und was ihm am wichtigsten ist. Daraus leiten wir dann mit den Beratenen vor Ort am Objekt ab, welche vor diesem Hintergrund erste und wichtige Schritte sind. Das geht vom sicherheitsbewussten Verhalten über die Garten und Zuwege-Gestaltung bis hin zur Außenbeleuchtung. Bei der Schwachstellenanalyse inspizieren wir jedes Verschlusselement des Hauses, das für einen Einbruch in Frage kommen kann, prüfen den Status Quo und geben eine konkrete Empfehlung, welche Maßnahmen nötig sind, um ein Überwinden mit vertretbarem Aufwand zu verhindern.“
Halten Sie auch Vorträge vor Gruppen?
„Sehr gerne, denn wir erreichen damit viel mehr Menschen, die dann wieder als Multiplikatoren auftreten können. Daraus resultieren Einzelberatungen vor Ort. Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen mit der Präventionsbotschaft zu erreichen.“
Wie lange vorher muss ich einen Termin vereinbaren?
„In der Regel können wir jeden innerhalb von zwei Wochen bedienen.“
Die Polizei berät Mieter und Hauseigentümer kostenlos in Sachen Einbruchschutz. Viele weitere Tipps und Hinweise finden Sie auf www.polizeiberatung.de oder www.k-einbruch.de.
Den Flyer „Riegel vor“ finden Sie hier.