Nein, eine Überraschung war es nicht, schon seit Monaten wurde hinter vorgehaltener Hand von der Kandidatur gesprochen. Doch nun ist es offiziell. Einstimmig bei einer Enthaltung sprachen die zwölf anwesenden Mitglieder ihrem Parteivorsitzenden das Vertrauen aus. Eine offizielle Aufstellung ist dies noch nicht, diese erfolgt Anfang des Jahres, wenn auch die Wahlkreiskandidaten für die Kommunalwahl festgelegt werden. Der Kandidat nutzte die Gelegenheit für eine umfangreiche Bewerbungsrede. 29 Minuten erklärte er, warum er der Richtige für das Amt ist.
Pohlmann erklärte, er habe sich genau überlegt, ob es Sinn mache und es sei eine ganz bewusste Entscheidung gewesen, die er gemeinsam mit der Familie und der SPD getroffen habe. Bereits bei der vergangenen Kommunalwahl habe er mit dem Gedanken gespielt, zu kandidieren. Letztlich sei es aber nicht vorstellbar gewesen. Denn damals sei der Zeitpunkt nicht der richtige gewesen. Vor allem weil die beiden Kinder noch klein gewesen seien. Jetzt sind sie 10 und 13 Jahre alt, Pohlmann selbst ist 50 Jahre alt. Seit 2022 ist er Vorsitzender der SPD. Er vertritt die Partei seit 2012 im Rat und in verschiendenen Ausschüssen. „Heute ist für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, diese Herausforderung anzunehmen“, sagte Pohlmann. Bereits im Alter von zwölf Jahren habe er sich ehrenamtlich in einem Jugendtreff engagiert und sich für seine Nächsten eingesetzt. Nach seinem Abschluss an der Gesamtschule habe er zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher absolviert und einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Doch so recht ausgefüllt habe ihn diese Arbeit nicht. Durch einen Zufall sei er auf seinen jetzigen Beruf als Justizvollzugsbeamter aufmerksam geworden. Und so absolvierte er eine zweite Ausbildung. „Die Aufgabe im Strafvollzug hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen und auf Menschen einzugehen“, erklärte Pohlmann.
Ehrenamtlich engagiert er sich beispielsweise beim Trägerverein Gartenhallenbad, organisiert Trödelmärke und tritt auch als Weihnachtsmann auf. „Ich wohne nicht nur in Nachrodt-Wiblingwerde, ich lebe hier“, betonte Pohlmann. Seit fast 30 Jahren arbeite er in einer Landesbehörde und war über 15 Jahre lang Mitglied des Personalrats. „In dieser Zeit habe ich nur fundiertes Wissen über Rechtsvorschriften und bürokratische Abläufe entwickelt, sondern auch wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Menschen gesammelt“, sagte der Kandidat. Er traue sich daher zu, eine Gemeindeverwaltung mit dem notwendigen Feingefühl und der erforderlichen Durchsetzungskraft zu führen. Dabei sei er ein Team-Player und könne gut zuhören.
„Unsere Gemeinde wurde über viele Jahre hinweg mehr verwaltet als gestaltet“, kritisierte Pohlmann. Es sei an der Zeit, eine Politik zu machen, die echte Perspektiven schaffe. Er habe in seiner Ratstätigkeit immer wieder Ideen und Lösungsansätze eingebracht, die über das bloße Verwalten hinaus gingen. Er zählte beispielsweise den Vorschlag der SPD auf, das Kreckelgebäude als Amtshaus zu nutzen, die Bücherei und das Jugendzentrum in einem OGS-Neubau zu integrieren. Er stehe für eine globalere und ganzheitliche Politik. „Es geht darum, unser Zuhause strategisch für die Zukunft aufzustellen“, betonte Pohlmann.
Konstruktive Kommunalpolitik entstehe durch erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Politik und den Bürgern. So sollte das Streamen von Ratssitzungen Standard sein, um mehr Teilhabe zu gewährleisten. Dazu gehöre auch, die Infrastruktur zu schaffen, die moderne Kommunikation und Vernetzung möglich mache. Dazu zähle eine digitale Verwaltung und ein ausgebautes Glasfasernetz. Es habe in der Vergangenheit an transparenten Informationen gefehlt. Viele Menschen würden sich aktuell nicht eingebunden fühlen.
Pohlmann: „Gerade als Bürgermeister hat man die Möglichkeit, Potenziale zu entfalten und mutig Ideen voranzutreiben.“ Dabei habe er den Vorteil, in einer Partei verankert zu sein. Er könne so auf Netzwerke und Strukturen zurückgreifen. „Wer Teil eines Netzwerks ist und die richtigen Ansprechpartner kennt, erlebt oft, dass die Türen schneller auf gehen“, erklärte der 50-Jährige.

Ideen hat er auch für das Rastattgelände. Dort soll ein funktionaler Bau – ähnlich wie das Vereinshaus der Spielvereinigung – Vereinen und Bürgern neue Möglichkeiten bieten. Auch wäre ein Wochenmarkt vorstellbar. „Wir müssen die Zügel selbst in die Hand nehmen“, erklärte Pohlmann. Er wolle einen Weg einschlagen, der das Gelände in einen lebendigen Ort zu verwandelt.
LokalDirekt trifft nach Weihnachten Birgit Tupat, Christian Pohlmann und Aykut Aggül zum ersten Kandidatencheck. Dann wird es noch einmal expliziter um politische Themen, Ziele und Projekte gehen.