Zwei Mal am Tag wird die Behelfsbrücke kontrolliert. Morgens durch die Feuerwehr, abends übernimmt das THW. Vormittags ist meistens Sascha Panne verantwortlich. „Ich kontrolliere alle Schrauben, das Geländer – alles, was sich eben oberhalb befindet“, erklärt Panne. Dafür braucht er jeden Tag etwa 30 bis 45 Minuten. Er macht das ehrenamtlich – jeden Morgen. „Einige Schrauben müssen täglich nachgezogen werden“, erklärt er. Das nicht, weil sie locker sind, sondern weil es eine Sicherheitsauflage ist. Die Brücke liegt auf der Lenne wie ein Schiff, es ist also immer eine gewisse Bewegung im Bauwerk. Bei Regen hat er noch eine weitere Aufgabe: „Dann müssen wir die Pontons auspumpen, darin sammelt sich das Wasser“, erklärt der stellvertretende Leiter der Feuerwehr. Die Pontons sind die kleinen Boote, auf denen die Brücke liegt. Gestern war beispielsweise so ein Tag. Alleine kann er das dann übrigens nicht. Dann hilft ihm sein Kollege Mark Wille.
Mit dem großen Feuerwehrfahrzeug, das während der Brückensperrung am Amtshaus stationiert ist, geht es dann zur Brücke. „Gestern war das ein echtes Problem. Der Bereich vor der Brücke war so zugeparkt, dass wir gar nicht durchkamen“, berichtete Panne. Er appelliert daher an die Nachrodt-Wiblingwerder und die Pendler, beim Parken darauf zu achten, dass ein etwa drei Meter breiter Weg für die Einsatzfahrzeuge bleibt. Denn das Fahrzeug ist wichtig, es liefert den Strom für die Pumpen. Es muss also nah an die Brücke heran. So ein Einsatz dauert übrigens locker mal zwei bis drei Stunden.
Sowohl Sascha Panne als auch Mark Wille sind ehrenamtlich unterwegs. Beide arbeiten für die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde. „Wir fehlen dann natürlich hier. Das ist so“, sagt Wille, der hauptberuflich im Bürgerservice arbeitet. Jedoch sollen andere Arbeitgeber nicht zusätzlich unter der Situation leiden. „Es können ja nicht monatelang jeden Tag irgendwo Arbeitskräfte fehlen. Es gibt ja auch noch die normalen Einsätze, für die Mitarbeiter freigestellt werden müssen. Daher haben wir jetzt diese Lösung konstruiert. Ohne den gemeinschaftlichen Willen der Kollegen, diese fehlende Zeit gemeinsam und mit Überstunden aufzufangen, wäre das gar nicht möglich. Hinzu kommt die finanzielle Belastung“, erklärt Bürgermeisterin Birgit Tupat. Fällt ein Arbeitnehmer nämlich länger aus, können die Arbeitgeber eine finanzielle Entschädigung fordern. Das machen die meisten nicht, denn sie unterstützen die Arbeit der Feuerwehr so, dennoch würde das immens den eh schon desolaten Haushalt der Gemeinde belasten.
THW weiterhin täglich mehrere Stunden im Einsatz
Mitarbeiter des THW sind täglich im Einsatz. Einer von ihnen ist Jürgen Lux. Er ist Truppführer der Einheit mobiler Hochwasserpegel, die in Kamen/Bergkamen stationiert ist. „Eigentlich müssten wir etwa jeden zweiten Tag kommen, um das Messgerät zu kontrollieren. Aktuell sind wir aber deutlich öfter da“, erzählt der Experte. Das THW hat vor der Brücke einen Pegel installiert. Mit ihm werden alle Veränderungen aufgezeichnet. Das ist wichtig, für die Sicherheit der Brücke. Bei verschiedenen Wasserständen müssen unterschiedliche Sicherheitsprüfungen vorgenommen werden. Doch es gibt ein Problem mit dem Pegel: das Treibgut. Äste verschieben den Pegel. „Dann stimmen natürlich die Werte nicht mehr, da sich der Ausgangspunkt verändert. Wir müssen also kommen und alles neu einstellen und positionieren“, erklärt Lux. Aus diesem Grund wurde inzwischen eine zweite Messstelle in einem etwas geschützteren Bereich installiert.

Aufgrund des steigenden Pegels wurden seitens des THW auch noch einmal mehr Sicherungsseile gespannt. „Es fällt gerade am Anfang immer Mal wieder etwas auf, was wir dann in Angriff nehmen müssen“, erklärt Benjamin Muck. Der stellvertretende Truppführer aus Altena berichtet beispielsweise von Latten, die auf den Rampen angebracht wurden. Bei Regen seien diese rutschig gewesen. Kurzerhand wurde am Samstag Material besorgt und verbaut. Bis Mitternacht waren die ehrenamtlichen Helfer im Einsatz. Auch wurden sämtliche Stolperfallen gekennzeichnet. Ganz verhindern lassen sich diese nicht. Damit sie für die Fußgänger besser erkennbar sind, wurden sie gelb angesprüht. „Außerdem wird wirklich jede Mutter und jeder Riegel kontrolliert. Alle Schellenmuttern werden beispielsweise noch einmal angezogen, die Brüstung auf Splitter kontrolliert, die gegebenenfalls abgefeilt werden. Anders als am Vormittag werden auch die äußeren Bereiche der Brücke kontrolliert – und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Prüfprotokoll“, berichtet Muck. Die Kontrollarbeiten werden genau dokumentiert.
Zwei bis drei Stunden sind die THWler jeden Abend im Einsatz. Muck: „Wir teilen uns die Kontrollen mit den Ortsverbänden Balve, Lüdenscheid und Iserlohn. So muss nicht jeder jeden Tag.“ Dennoch sei die Belastung natürlich hoch. Wie lange die Ehrenamtler das stemmen können: „Ach, wir haben einen wirklich langen Atem“, beruhigt Muck lachend. Schließlich seien Einsätze wie dieser der Grund, warum man Mitglied im THW werde. „Natürlich ist es eine Belastung. Auch für die ganze Familie. Aber wir wussten alle, worauf wir uns einlassen, als wir ins THW eingetreten sind“, berichtet Muck.
Nachrodt-Wiblingwerder sind dankbar
Die Nachrodt-Wiblingwerder und die Pendler sind dankbar für die Arbeit, die an und um die Brücke geleistet wird. „Danke für eure Arbeit“, ruft beispielsweise die Nachrodterin Christina Westerwell den THWlern zu. „So etwas haben wir wirklich oft und das tut allen gut“, sagt Jan Kopatz, Ausbildungsleiter des THW Altena. Am Wochenende habe eine Frau den Helfern sogar Muffins gebracht. Auch das Interesse an der Arbeit sei deutlich gestiegen. „Wir sind sonst ja tatsächlich nicht so im Fokus der Öffentlichkeit. Jetzt gibt es schon viele Fragen“, erzählt Kopatz. Wer sich vielleicht selbst im THW engagieren möchte oder Fragen zum Ortsverband hat, kann sich via Facebook und Instagram an den Ortsverband wenden oder einfach mittwochs ab 18 Uhr zum THW-Gelände in der Brachtenbecke kommen.
Auch die Feuerwehr freut sich über Mitglieder. Wer Interesse an der Feuerwehrarbeit hat, kann sich per E-Mail an Wehrleiter Jens Klatt wenden. Er ist erreichbar unter [email protected]. Auch die Feuerwehr ist zudem über Facebook kontaktierbar. „Außerdem kann man uns auch einfach so ansprechen. Jedes Mitglied kann da gut vermitteln“, sagt Jens Klatt.