Milkereit hatte Bürgermeister Uwe Schmalenbach gefragt, wie es denn mit den – dieses Wort wählte er bewusst – Schrott-Immobilien weitergehe. Der Zustand sei kaum erträglich – was könne die Gemeinde tun? Bürgermeister Uwe Schmalenbach beantwortete Udo Milkereit die Fragen und legte am 4. Juni im Gespräch mit LokalDirekt noch einmal nach.
Bei der Liegenschaft in der Weißen Ahe handelt es sich um die ehemalige Firma Heinrich Schmellenkamp. Das Unternehmen wurde 1984 von der Firma Hüttebräucker & Herfel übernommen, die ursprünglich ihren Sitz im Bereich Ebbekreisel/Neuer Weg/Hohle Straße hatte und im Zuge der Fusion ins Industriegebiet Friedlin an die Osemundstraße umsiedelte.

Während der Standort in Dorfnähe für den Bau eines Verbrauchermarktes und altengerechter Wohnungen neu genutzt wurde, blieb Ex-Schmellenkamp in der Weißen Ahe Gewerbefläche. In der Schmiedehalle (links der Einfahrt) siedelte sich die Dragonja Ideal-Guss (Pfannen, Töpfe, Bräter) an. Eine Werkhalle und das Verwaltungsgebäude (rechts) übernahm der Entlackungsbetrieb Kümesta. Der langgezogene Querbau vor Kopf sah im Laufe der Zeit verschiedenste Nutzungen von Abfallsortierbetrieb bis Autowerkstatt.
2013 brannte die Kümesta-Werkhalle bei einem kaum zu löschenden Schadensfeuer ab. Das Unternehmen ging darauf in die Insolvenz. Auch in der Querhalle brannte es wenige Jahre später so verheerend, dass Teile der Halle einstürzten.
Aus der Kümesta-Insolvenz konnte die Gemeinde Herscheid 2018 den Großteil der Flächen ersteigern; seitdem gehören das Quergebäude, das Verwaltungsgebäude und der Bereich der abgebrannten und dann beseitigten Werkhalle der Gemeinde. Auf der Bodenfläche der beseitigten Werkhalle „parkt“ die Gemeinde im Winter die Container der Grünabfallbeseitigung. Nicht übernommen hat die Gemeinde die Fläche der nach wie vor intakten Schmiedehalle mit der Pfannen-Firma.

Zwischenzeitlich waren Pläne entwickelt worden, die gemeindeeigenen Flächen abzuräumen, den vom Quergebäude überbauten Bachlauf freizulegen und zu renaturieren. „Das würde aber deutlich mehr als eine Mio. Euro kosten“, rechnet der Bürgermeister im Gespräch mit LokalDirekt vor. Dies sei angesichts der Haushaltslage der Gemeinde nicht machbar.
Nun verfolgt die Gemeinde eine kleinere Lösung: Das Quergebäude ist im linken Teil noch relativ intakt; dieser soll stehen bleiben. Der rechte, größtenteils eingestürzte Bereich soll abgerissen werden. Jetzt muss ein Statiker ran, deutet Schmalenbach an. Gegenüber dem Märkischen Kreis habe die Gemeinde eine Abrissanzeige gestellt. Der Abriss des eingestürzten Querbauteils verbessere die Optik des Geländes, hofft der Bürgermeister. „Was mit dem Rest und dem Verwaltungsbau wird, müssen die nächsten Jahre zeigen.“

In Friedrichsthal findet man nur noch Ruinen
Noch schwieriger stellt sich die Situation in Friedrichsthal dar. Der Komplex der Firma Friedrich Heesemann bestand ursprünglich aus dem Schmiedebetrieb, einem Bürogebäude und der Fabrikantenvilla. In den 1990er Jahren wurde das Unternehmen von einem Iserlohner Schmied übernommen und ging kurz darauf in die Insolvenz. In die Fabrikantenvilla schlug der Blitz ein und setzte das repräsentative Schieferhaus in Brand. Beide Ereignisse besiegelten das Schicksal des Standortes. Die Schmiede- und Werkhalle sind eingestützt, die Fabrikantenvilla seit dem Brand vom Bagger eingerissen. Inzwischen hat der Märkische Kreis ein Betretungsverbot für das Grundstück erlassen; ein Erdwall versperrt Einfahrt und Zugang.

Die Besitzverhältnisse in Friedrichsthal sind ungeklärt, ließ der Bürgermeister bei der UWG-Sitzung erkennen. „Es läuft ein erb-rechtliches Verfahren; die Sache liegt noch beim Nachlassverwalter.“
Wie immer dieses Verfahren auch ausgehen mag, ob es jemanden gibt, der das Erbe antritt oder die Liegenschaft ans Land fällt: Der Trümmerhaufen ist für jedermann eine schwer beherrschbare Hypothek. Zu Vermüllung und Totalschaden kommt die Lage direkt am Bachlauf und im Außenbezirk hinzu. Eine neue Nutzung als Gewerbefläche steht damit in den Sternen.