Kommentar.

Die Verweigerung eines Interviews durch den Bürgermeisterkandidaten Christian Breddermann kommentiert LokalDirekt-Redaktionsleiterin Friederike Kämper.

Bislang ist Christian Breddermann als parteiloser „Last-Minute“-Bürgermeisterkandidat vor allem positiv aufgefallen. Er pflanzte Bäume, statt Wahlplakate aufzuhängen. Er sammelte Spenden fürs Tierheim und für die Tafel und bereichert Schalksmühle als Veranstalter und Kneipier mit Festen und Partys wie zuletzt „Bock am Dorf“. Da kommen seine Mitstreiter kaum hinterher. Nicht ohne Grund steht der ehemalige Polizist am 28. September in der Stichwahl gegen Roman Bossart.

Der „Breddermann-Way of Wahlkampf“ zahlt sich für ihn aus. Sein Wahlkampf, seine Regeln. Nun aber ist er übers Ziel hinausgeschossen. Als er am Dienstag, 23. September, das Social-Media-Interview mit LokalDirekt emotionsgeladen verlassen hat, weil ihm die Fragen „zu durchgekaut“ und die Themen „zu abgedroschen“ waren und er sich dazu „nicht vor eine Kamera zerren“ lassen wollte, hat Christian Breddermann eine andere Seite von sich präsentiert; eine unprofessionelle. Und sein Verhalten wirft die Frage auf, ob er wirklich Bürgermeister sein kann.

Denn die Fragen, die ihm in Presseinterviews zu lästig sind, mit denen würde er sich in den kommenden fünf Jahren beinahe jeden Tag und zum Teil stundenlang beschäftigen müssen. Haushalt, Finanzen, Wirtschaft, Infrastruktur und Energiewende – die Themen eines Bürgermeisters, der Lokalpolitik und einer Verwaltung können zäh sein. Und sie haben wirklich gar nichts mehr mit Bar, Musik und Party gemeinsam. Ein Bürgermeister aber muss sich ihnen stellen, immer und immer wieder. Er muss um Lösungen bemüht sein und kann Gespräche sicher nicht einfach so verlassen, wenn’s ihm „nicht mehr schmeckt“.

Eine Bürgermeisterwahl ist in vielen Fällen eine emotionale, eine personenbezogene Entscheidung. Frei von kommunalen Themen ist sie aber sicher nicht. Das wissen auch die Bürger. Und Christian Breddermann muss sich am Ende selbst die Frage beantworten, ob er der Herausforderung „Bürgermeister“ gewachsen ist.

Bürgermeister-Kandidat verweigert Interview: "zu abgedroschen" | LokalDirekt

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