Einem Halveraner wird vorgeworfen, in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung im Streit und unter „erheblichem Kraftaufwand“ so lange gewürgt zu haben, bis sie starb. Die Getötete wurde am nächsten Tag von einer Spaziergängerin in einem Ennepetaler Waldstück gefunden. Der Ehemann selbst meldete seine Frau am Freitag, 31. Mai, als vermisst. Erste Ermittlungen der Mordkommission führten zu einem dringenden Tatverdacht gegen den damals 55-Jährigen. Er wurde festgenommen und sitzt seit dem 1. Juni in U-Haft. Die Anklage lautet auf Totschlag.
Das öffentliche Interesse zum Prozessauftakt war groß: Neben mehreren Pressevertretern verfolgten auch zahlreiche Besucher, darunter eine Schulklasse, die Verhandlung im Schwurgerichtssaal. Der angeklagte 56-jährige Halveraner wohnte der Verhandlung unter Vorsitz von Richterin Heike Hartmann-Garschagen nahezu regungslos bei.
Spaziergängerin hielt Leiche zuerst für Rucksack
Am frühen Nachmittag des 26. Mai ging eine Ennepetalerin in einem Waldstück an der Holthauser Talstraße mit ihrem Hund spazieren. Dieser verließ an der Fundstelle den Weg: „Ich dachte, er sei auf einer Wildspur.“ Kurz darauf kehrte das Tier zu ihr zurück und zeigte sich, wie die Zeugin ausführte, „verängstigt“. Sie setzte ihren Weg zunächst fort, jedoch bewegte sie das ungewöhnliche Verhalten ihres Hundes dazu, noch einmal zurückzugehen und nachzuschauen. „Ich habe zunächst gedacht, dass dort jemand seinen Rucksack entsorgt hat. Erst bei näherem Hinsehen habe ich erkannt, dass es sich um eine leblose Person handelte.“ Sie verständigte daraufhin zunächst ihren Mann: „Ich war so geschockt, dass mir die Notrufnummer nicht mehr einfiel.“ Anschließend verständigte sie die Polizei.
Der Partner der Finderin wurde ebenfalls vernommen: „Ich wusste, wo meine Frau sich aufhielt, da wir anschließend noch zum gemeinsamen Hundetraining verabredet waren. Nach ihrem Anruf war ich besorgt und habe mich sofort auf den Weg gemacht.“ Nach seinem Eintreffen nannte er der Polizei, die seine Frau noch am Telefon hatte, den genauen Fundort und erklärte den Weg dorthin. Anschließend begab er sich selbst zum Fundort: „Ich habe Fliegen auf der Leiche gesehen. Da war mir klar, dass hier jede Hilfe zu spät kommt.“
Auch der Notarzt sowie die Kriminalbeamten stellten den Tod der Frau fest. Die Spurensicherung fand Schleifspuren und plattgedrücktes Gras vom Weg bis zum Fundort der Leiche. Ein Polizist gab außerdem an, dass die Position der Leiche darauf hindeute, dass sie an den Füßen zum Fundort gezogen wurde. Die Socken waren nur an den Fersen verschmutzt und die Hände der Toten lagen am Ende der Schleifspur. Unterhalb des Leichnams waren außerdem keine Fußabdrücke zu sehen.
Bodenproben wurden genommen
Am Fundort wurden Proben und Grasarten entnommen und an eine Biologin des Landeskriminalamts in Düsseldorf geschickt. Diese verglich die Bodenproben mit den Gräsern und Erdanhaftungen, die unter dem Fahrzeug des Angeklagten gefunden wurden. Die Expertin stellte fest, dass Gras der Art „zarte Binse“ sowohl am Fundort als auch am Pkw des Angeklagten zu finden waren. „Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Spuren am Unterboden des Wagens von dem Waldweg stammen.“
Liegezeit von Insektenforscher berechnet
Der Insektenkundler Prof. Dr. Jens Amendt aus Frankfurt bestätigte mit seinen Untersuchungen, dass die Leiche zwischen Sonnenuntergang des Vortages (25. Mai) und den frühen Morgenstunden des 26. Mai in dem Waldstück abgelegt wurde.
Erstickungstod durch Erwürgen
Abschließend wurde am ersten Prozesstag die zuständige Gerichtsmedizinerin aus Dortmund befragt. Sie gab an, dass bereits bei der ersten Blickdiagnose Flecken am Hals sowie Einblutungen am Kiefer und am Hinterkopf aufgefallen waren. Diese seien typisch für einen händischen Angriff durch Würgen. Außerdem stellte sie ein bereits vor dem Tod entstandenes Schädel-Hirn-Trauma, diverse Hämatome und passive Abwehrverletzungen fest. Auch die Verfärbungen im Gehirn der Toten sprechen laut ihrer Aussage für einen Erstickungstod durch Erwürgen.
Der Prozess wird am kommenden Montag, 2. Dezember, fortgesetzt.