Nachdem sie 2012 mit dem Roman „Wir sind doch Schwestern“ Erfolg hatte, sattelte die Journalistin um. 2014 gab die sie Moderation des ARD-Morgenmagazins auf, um sich mehr aufs Schreiben zu verlegen. Angeblich weil ihrem Mann die ungewöhnliche Arbeitszeit nicht passte. Der sah sich nach dem ersten Romanerfolg bestätigt: „Es gibt Sinnvolleres für dich.“ Und weil das Glück schon mal angeklopft hatte, griff Anne Gesthuysen zu. Im alten Kino unter der Stadthalle stellte sie nun mit „Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ ihren fünften Roman vor.
In die Geschichte vom dörflichen Leben in ihrer Heimat am Niederrhein hat sie auf den 400 Seiten eigene Erlebnisse und Erfahrungen einfließen lassen. Tratsch und Klatsch, Außenseitertum, Umgang mit Behinderten, Eheprobleme oder Aufregung um „diskriminierungssensible Sprache“ bei der Probe der Schlager-Potpourris aus den vergangenen 90 Jahren und Liebeleien schildert sie bodenständig, schnörkellos. Kritische Zwischentöne sind liebevoll verpackt. Dennoch wird die Ambivalenz dörflichen Lebens deutlich: brodelnde Gerüchteküche, soziale Kontrolle einerseits, Hilfsbereitschaft, Gemeinsinn und Geborgenheit andererseits. Hinter Alltagsgeschichten werden tiefere Probleme sichtbar.
Anne Gesthuysen mag die Menschen ihrer Heimat und macht Werbung für die Region. Die Schilderung des Spargelfestes verbindet sie mit dem Praxistipp, zur Spargelzeit nach Veen, dem Ort ihrer Kindheit, zu kommen. Die Autorin liest und erzählt – locker, unkompliziert, gradlinig. Ihr zuzuhören macht Spaß. Einzig das Video, mit dem sie ihrem Mann zeigen will, mit wem sie wo liest, wirkt etwas befremdlich. Das Publikum, überwiegend Besucherinnen, winkt gerne. Sie hatten an dem Abend offenbar nichts Besseres vor und haben den Besuch nicht bereut. Die Buchhandlung Schmitz und die Stadtbücherei als Träger der Literaturtage haben mit der Gesthuysen-Einladung einmal mehr für einen entspannenden Abend gesorgt.