Jeden dritten Sonntag treffen sich hier Spinnbegeisterte. „Von der Handspindel angefangen, über das fußbetätigte Spinnrad bis hin zum Elektrospinnrad ist alles vertreten und es kann alles ausprobiert werden. Auch steht das Färben von Wolle mit Naturfarben auf dem Programm“, stellt sich die Gruppe im Internet vor. Jeden dritten Sonntag im Monat treffen sie sich hier, geben Erfahrungen weiter, fachsimpeln, klönen. Der Vorgang ist technisch der gleiche, das Ergebnis sieht bei jeder und jedem anders aus – ein Wollfaden, der weiterverarbeitet werden kann.
Etwa 30 Teilnehmer umfasst der Kreis derer, die mehr oder weniger regelmäßig mitmachen. Der Einzugsbereich reicht inzwischen bis nach Dortmund im Norden und Bergisch-Gladbach im Westen. Freude am Handwerk, eine Tätigkeit, die etwas Meditatives hat, sieht Initiatorin Beate Hoppe als Gründe für das starke Interesse an dem Angebot. Es sei entspannend, sich seinen Gedanken zu überlassen. Zudem sei das „Interesse an Rohwolle größer geworden“. Nötig sei für Einsteiger nur „Spaß an der Freude und etwas Durchhaltevermögen“. Beate Hoppe findet es „schön, dass auch junge Leute kommen“, wie Viktoria (15). Sie ist das jüngste Mitglied in der Runde. Schon als Fünfjährige hat sie die Tätigkeit fasziniert, „aber die Beine waren zu kurz“. Ein paar Jahre später, etwas größer, die Beine etwas länger, passte es. Mit zwölf Jahren bekam Viktoria ihr erstes Spinnrad.

Und wohin dann mit der versponnenen Wolle? Erstmal sei es schön zu sehen, wenn man den Faden hat, um dann zu verfolgen, wie Rohwolle zum Pullover wird. Das Endresultat „hat man selbst gemacht“, verweist Viktoria auf Künstlerehre und Handwerkerstolz. Im vorigen Jahr hat sie auch noch „mit dem Stricken angefangen. – Die Wolle muss ja auch verarbeitet werden.“
Bevor aus einem diffusen Wollknäuel ein Faden wird, hieß es „erstmal nur treten, ein Gefühl für Rhythmus und Geschwindigkeit bekommen“, schildert Viktoria die Anfänge. Sie sparte auf ihr eigenes Spinnrad hin. Die Kosten für das Hobby sind überschaubar. Spinnräder gibt es ab 200 Euro. Danach ist die Wolle der wesentliche Kostenpunkt.
Wer an gedrechselte, vielleicht etwas nostalgisch wirkende Holzgestelle denkt, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Viktorias Spinnrad ist weiß lackiert, schickes, minimalistisches Design. Einfach modern. Andere haben ein Gerät vor sich, etwa so groß wie ein Brotkorb, das elektrisch angetrieben wird. Akku statt Pedale. „Für Fußkranke“, schmunzelt Gastgeber Matthias Kretschmer. Dem Leiter des Umweltpädagogischen Zentrums liegen Traditionspflege und die Bewahrung von Kulturtechniken am Herzen.
Die Idee zu dem Treff hatte Beate Hoppe, die auch im Meinerzhagener Heimatverein aktiv ist. Über eine Annonce hatte sie Gleichgesinnte zu der Runde eingeladen. „Nach und nach kamen immer mehr“, bilanziert sie. Sie folgten dem Motto: Zu zweit spinnt man besser. Das nächste Treffen ist im August. Ob, wie und wo es dann weitergeht, ist noch nicht klar. Das Umweltpädagogische Zentrum jedenfalls schließt im September (LokalDirekt berichtete).
Zur Spinn-Runde gehören mittlerweile auch zwei Herren. „Alles, was Fell hat, kann versponnen werden“, heißt es. Beim Rohmaterial gibt es Unterschiede, weiß Beate Hoppe. „Man merkt es daran, wie sich die Wolle dreht und kräuselt“.“ Einer der Herren verspinnt die Haare seines Hundes. Problematisch ist Stroh. Daraus Gold zu spinnen wie bei „Rumpelstilzchen“, klappt nicht wirklich. Wer etwas anders behauptet, ist schnell als Spinner entlarvt.