Lüdenscheids größter innerstädtischer Leerstand soll verschwinden. Dafür will die Stadt sorgen, in deren Besitz das früher einmal ansehnliche und inzwischen sehr heruntergekommene Forum am Sternplatz seit Anfang 2024 ist. Wie das Areal über dem Rathaustunnel künftig genutzt werden könnte, war am heutigen Mittwoch Thema im Stadtentwicklungsausschuss.
Abriss, Umbau oder Neubau, Seniorenwohnanlage mit Supermarkt und Büroräumen, Markthalle, Kartbahn oder großzügige Grünanlage – vieles ist denkbar, aber nicht alles machbar. Interessant sind jedoch alle Varianten, die die Stadtentwicklungsgesellschaft Lüdenscheid (SEG) vorstellte. Um auch die Öffentlichkeit zeitnah zu informieren, hatten Frank Kuschmirtz, persönlicher Referent des Bürgermeisters, SEG-Geschäftsführer Holger Moeser und Dirk Aengeneyndt (ebenfalls SEG) vor der Ausschusssitzung zu einem Pressegespräch eingeladen.

„Wir befinden uns noch ganz am Anfang der Überlegungen“, betont Frank Kuschmirtz und spricht von Ideen, deren Machbarkeit erst noch geprüft werden müsse. Auch die Bürgerschaft soll am Findungsprozess beteiligt werden. Mit der Erstellung der Machbarkeitsstudie war im Sommer des letzten Jahres die Aachener DERICHS u KONERTZ GmbH & Co. KG beauftragt worden. In Zusammenarbeit mit der SEG und Vertretern der Stadtverwaltung wurden fünf Varianten mit ganz unterschiedlichen Angeboten und Vorzügen entwickelt. Dabei hatte man den Bedarf der Stadtbewohner ebenso berücksichtigt wie die Nachhaltigkeit. In allen Fällen bleibt die 4.600 m² große Tiefgarage erhalten. In drei Varianten ist der Abriss des Forums vorgesehen.

Von einem Abriss geht bereits die Konzeptvariante 1 aus. Das Forum soll einem Neubau mit Wohnraum für betreutes Wohnen (3.500 m²), einem Bürogebäude (3.100 m²) und einem Supermarkt (1.600 m²) weichen. Dazwischen wird Raum für eine Grünanlage geschaffen. Von dieser Variante gibt es zwei Versionen, die sich nur geringfügig unterscheiden.

Auch Konzeptvariante 2 sieht den Abriss des Forums vor. Während in der ersten Variante die Bebauung zum Rathausplatz mit einbezogen ist, bleibt sie in diesem Entwurf bestehen. Wohnraum für betreutes Wohnen ist diesmal nicht vorgesehen. Bürogebäude und Supermarkt sind wie in Variante 1 eingeplant, ebenso der Platz für eine Grünfläche.
Eine völlig andere Idee liegt der Konzeptvariante 3 zugrunde. Nur ein Teil des Forums wird abgerissen. Der über dem Rathaustunnel liegende Teil wird saniert und umgebaut, um als Markthalle genutzt zu werden. Das würde einen Umzug des Wochenmarktes in diese Halle mit sich bringen – in Anbetracht des Lüdenscheider Wetters für viele Marktbesucher sicherlich ein reizvoller Gedanke.

Variante 4 geht wieder vom vollständigen Abriss des Forums aus. Auf der so entstandenen Freifläche soll eine großflächige Grünanlage geschaffen werden. Um eine Sichtachse zum Rathaus bilden zu können, wäre dafür der Abriss des ehemaligen Café Kersting und des daneben stehenden Gebäudes notwendig.

Kurzfristig hat sich noch eine fünfte Variante gefunden. In einem Gespräch mit Lüdenscheids Wirtschaftsjunioren sei der Vorschlag aufgekommen, das Gebäude für die Einrichtung einer Kartbahn umzubauen. Eine reizvolle Idee, findet Holger Moeser, zumal auch in diesem Fall kein oder nur ein Teilabriss des Forums notwendig wäre.
Gebäude für Kartbahn umbauen?
Bei genauerer Betrachtung zeigen sich allerdings auch die Schwachstellen der Entwürfe. Keine der angesprochenen Supermarktketten habe sich an dem Projekt interessiert gezeigt, bedauert Dirk Aengeneyndt. Varianten 1 und 2 setzen jedoch genau auf das Zusammenwirken von Wohnanlagen für betreutes Wohnen, Bürogebäuden und Einkaufsmöglichkeiten. Der Umbau des Forums zur Markthalle macht die Verstärkung des Tiefgaragendachs notwendig, damit die Halle von den Fahrzeugen der Markthändler befahren werden kann. Die Errichtung einer Grünanlage auf dem Tiefgaragendach birgt die Gefahr des Wurzeleinwuchses und damit von Undichtigkeiten. Für mehrere Lösungsvorschläge müssten von der Stadt Gebäude angekauft werden. In dieser Hinsicht habe man bereits mit den Eigentümern gesprochen, die sich allesamt „neutral und abwartend“ verhalten würden, meinte Dirk Aengeneyndt.

Und dann stellt sich natürlich auch die Frage nach den Kosten. Abhängig vom Umfang der Maßnahme entstünden geschätzte Kosten in Höhe von 6 Millionen Euro (Variante 4) bis 23 Millionen Euro (für Variante 1). Allein ein Komplettabriss müsse mit 3 Millionen Euro kalkuliert werden – viel Geld für eine Stadt, die „nicht gerade auf Rosen gebettet ist“, findet Moeser. Gleich, welche Lösung in Angriff genommen wird, die Stadt werde wohl auf Fördergelder angewiesen sein. Und Förderanträge brauchen ihre Zeit. Daher wird es noch dauern, bis Lüdenscheid ein neues Forum erhält.
Weiterführende Informationen: Konzept zum Download.
