Jennifer Voß und Dr. Gudrun Benkhofer berichteten gemeinsam darüber, wie die Aktionsgruppe auf das Thema gestoßen ist. Vor ungefähr zwei Jahren sei es in der Obdachlosenunterkunft an der Leifringhauser Straße zu einem sexuellen Übergriff zwischen einem städtischen Mitarbeiter und einer Bewohnerin gekommen. Diese hatte den Übergriff damals zur Anzeige gebracht, woraufhin die „Aktionsgruppe Achtermaerz“ mit der Stadt Lüdenscheid ins Gespräch ging, um die Situation aufzuarbeiten. Die Gespräche seien allerdings fruchtlos gewesen, so Benkhofer. Es habe sich nichts in der Unterkunft geändert, trotz vermehrter Bemühungen seitens der Aktionsgruppe.
Gudrun Benkhofer sprach von „unzumutbaren Verhältnissen, die den Frauen weder eine menschenwürdige Unterkunft noch einen Schutzraum bieten“. Die Räumlichkeiten der Unterkunft seien von Schimmel befallen, es lägen Kabel frei, und die Frauen hätten keinen Zugang zu warmem Wasser in den Duschen. Die nächste Möglichkeit für schutzsuchende Frauen ist das Frauenhaus in Iserlohn. In Lüdenscheid werde betroffenen Frauen bereits davon abgeraten, die Unterkunft in der Leifringhauser Straße aufzusuchen, so Voß.
Die vom Land NRW zuletzt angekündigten Haushaltskürzungen erschweren den Wohlfahrtsverbänden ihre Arbeit zusätzlich. Es sollen Summen in Millionenhöhe für Hilfsorganisationen wie die Caritas und das Rote Kreuz gestrichen werden. Die Caritas ist eine der wenigen Anlaufstellen und Hilfsmöglichkeiten für Wohnungslose in Lüdenscheid.
Frauen seien in der Obdachlosigkeit oft unsichtbar, da sie aus Scham und Angst ihre Obdachlosigkeit verstecken. Sie kommen bei Freunden oder Familienmitgliedern unter oder begeben sich in unsichere Abhängigkeitsverhältnisse, um einen Schlafplatz zu haben. Viele bleiben auch in Gewaltbeziehungen, aus Angst vor der Obdachlosigkeit. Nur wenige Frauen leben auf der Straße, da sie dort leichter angreifbar sind. Im Allgemeinen sorgen all diese Faktoren und Umstände dafür, dass Frauen häufig Opfer von sexueller und psychischer Gewalt werden.
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November veranstaltet die Aktionsgruppe um 18 Uhr auf dem Lüdenscheider Rathausplatz eine Kundgebung, um sowohl auf die Situation obdachloser Frauen in Lüdenscheid als auch die damit verbundene Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Die Soroptimisten Lüdenscheid werden mit einem Redebeitrag zu der Veranstaltung beitragen.