Die Brüder waren gerade mal Teenager, als sie ihre musikalische Reise begannen. Doch für den 17-jährigen Peter und den 15-jährigen Reiner Ruttkamp war ihr junges Alter damals kein Hindernis, um ihre Leidenschaft – die Musik – zu verwirklichen. Zusammen mit Peter Müller, Gerd Wasserberg und Donato gründeten die Träumer „The Leather Brothers“, die ihren Namen aus einem einfachen Grund ableiteten.
„Wir hatten Spaß an Lederzeug“, erklärt Reiner Ruttkamp. Von seiner damaligen Lederweste kann er sich bis heute nicht trennen. Ursprünglich hieß die Beatband „The Lightnings“, wie Peter Ruttkamp verrät. Nachdem jedoch der Schlagzeuger tödlich verunglückte, entschieden sich die Bandmitglieder mit dem Eintritt des neuen Schlagzeugers, Hanse Kohl, für eine Namensänderung.
Ein weiteres Merkmal der Leather Brothers, das in ihrer Zeit nicht allzu gerne gesehen wurde, waren ihre langen Haare. „Bei einem Auftritt in Altena trugen wir Perücken, da wir beruflich keine langen Haare haben durften. Wir waren alle in der Lehre“, schmunzelt er. Zu ihrem Vorteil hatte ihr Vater einen Friseurladen, der die Jungs regelmäßig mit Perücken versorgte.
Die ersten Erfolge der Band
Trotz einfacher Ausrüstung war die Band in ihren jungen Jahren gefragt: Zuerst spielten sie in ihrer Heimat, dann im Kreis und vermehrt in Hagen. Die Live-Musik hatte ihren Höhepunkt erreicht, den die Leather Brothers geschickt ausnutzten. Inspiriert von ihren großen Vorbildern, den Beatles und den Rolling Stones, füllten sie Kneipen und Gaststätten mit Beat- und Rockmusik der 60er und 70er Jahre – genau das, was damals populär war. „Englisch konnten wir überhaupt nicht sprechen. Wir haben uns Schallplatten gekauft und sie ganz langsam abgespielt, um die Texte zu lernen“, erinnert sich Reiner Ruttkamp lachend zurück.
Es folgten Live-Auftritte in der Lüdenscheider Schützenhalle und im alten „Café-Charlott“ in Oberbrügge, einem angesagten Treffpunkt für Beatbands, erzählt Reiner Ruttkamp. Doch ihr erster großer Auftritt fand 1964 im Haus Lennestein in Altena statt – ein Moment, den die Brüder noch heute gut in Erinnerung haben. „Das war unsere erste große Bühne. Wir haben alles gegeben und ein Stück nach dem anderen eingeübt, um natürlich ein tolles Programm zu präsentieren“, sagt Peter Ruttkamp. Hinter den vielen gebuchten Live-Acts steckte viel Arbeit. Die Brüder berichten von täglichen Auftritten und vielen schlaflosen Nächten. „Schlaf brauchten wir nicht viel“, scherzen sie. Dies wurde durch die Unterstützung und Förderung ihrer Eltern ermöglicht, die ihnen unter anderem ein Band-Auto kauften oder sich heimlich in ihre Auftritte einschlichen.
Comeback nach 35 Jahren
Obwohl die Beatband große Beliebtheit genoss, kam 1969 plötzlich das Aus. Die Heirat, der Bundeswehrdienst und die Berufe passten nicht mehr in den Lebensstil der Mitglieder. Wie es vielen anderen Bands erging, war ein „Lebewohl“ unvermeidlich. Dass sich 35 Jahre später ein Treffen ergeben würde, um die Band wieder zusammenzuführen, konnten sie Ende der 60er Jahre noch nicht ahnen. Und doch geschah es: „Im Jahr 2004 haben wir uns das erste Mal wieder getroffen. Wir hatten einen wunderbaren Abend und erinnerten uns an die alten Zeiten“, sagt Reiner Ruttkamp. Die Mitglieder nahmen sich vor, sich mindestens einmal im Jahr zu treffen und beim nächsten Mal sogar wieder gemeinsam zu musizieren – „so wie damals“.
Gesagt, getan: Ein Jahr später, im Oktober 2005, waren The Leather Brothers wieder zurück. Ihre Instrumente brachten sie mit, sofern sie nicht bereits 1969 verkauft worden waren. Bis Januar 2006 probten sie erneut die alten Lieder ein, um den sechzigsten Geburtstag von Peter Ruttkamp als das Comeback der Leather Brothers zu feiern. Das Wiedersehen versetzte die Band wieder ins Jahr 1963: Einige Monate nach dem Geburtstag hielten die Mitglieder ihren ersten offiziellen Auftritt im „Haus Hülsche“ in Haspe ab – eine große Sache für die erst kürzlich wiedervereinigte Beatband. „Der Auftritt war ein großer Erfolg, da wir bereits einen großen Bekanntenkreis hatten. Das Publikum war großartig. Es hat einfach riesigen Spaß gemacht“, freut sich Peter Ruttkamp. Es folgten Auftritte auf der Hasper Kirmes, vor über anderthalbtausend Zuschauern.
Die Musik der 60er und 70er Jahre ist laut den Brüdern immer noch sehr gefragt. Das Publikum blicke gerne nostalgisch zurück: „Die Leute freuen sich, wenn sie mal zu einer Veranstaltung gehen können, wo sie 60 Jahre zurückversetzt werden. Deswegen kommen wir von unserem Weg nicht ab“, betont Reiner Ruttkamp. Der „moderne Kram“ passe einfach nicht zu den Leather Brothers – das will die Band lieber den den jüngeren Leuten überlassen.
Jubiläumskonzert im Hotel Zur Post
Von der Originalbesetzung der Band sind 60 Jahre später nur noch die Ruttkamps übrig geblieben. Die restlichen Mitglieder sind entweder verstorben, umgezogen oder haben sich neu orientiert. Mit dem Beginn dieser neuen Ära stellte sich den Brüdern eine neue Herausforderung: „Das größte Problem war, dass wir jedes Mal neue Leute finden mussten. Das war für uns schon ein Rückschlag“, bedauert Peter Ruttkamp. Diese mussten zum Stil der Band passen, Beat- und Rockmusik lieben und verinnerlichen sowie motiviert sein. Nicht immer wurden diese Kriterien erfüllt, weshalb es häufig zu einem Wechsel der Mitglieder kam. Peter und Reiner Ruttkamp sind jedoch unzertrennlich – die Zusammenarbeit hat ihr brüderliches Verhältnis um einiges gestärkt, erklären sie.
Die derzeitige Besetzung besteht aus Reiner Ruttkamp (Rhythmus-Gitarre und Gesang), Peter Ruttkamp (Gesang), Robert Quambusch (Solo-Gitarre und Gesang), Sven Wilke (Bass und Gesang), Dietmar Göbel (Schlagzeug und Gesang) und Jochen Schlechttin (Keyboard und Gesang). Einmal pro Woche trifft sich die Band im Proberaum der alten Feuerwache in Hagen-Haspe, um ein „ordentliches Programm“ einzustudieren. Immerhin stehen noch die letzten beiden Auftritte für das Jahr 2023 in Planung: Am Samstag, 4. November, werden die Leather Brothers beim 39. Hagener Live-Musik-Event „Hagen Live!“ auftreten. Unter dem Motto „Back To The Roots“, passend zur 60-jährigen Bandgeschichte, findet am 2. Dezember um 20 Uhr ein Jubiläumskonzert im Hotel Zur Post statt. Der Vorverkauf startet im November.
The Leather Brothers hoffen auf weitere erfolgreiche Jahre. Aufhören werden sie erst, „sobald die Gitarre aus der Hand fällt“.