Herr Emmerichs, wie fühlt es sich an, auf 40 Jahre im öffentlichen Dienst und insbesondere in der Bauverwaltung zurückzublicken?
Oliver Emmerichs: Ein gutes Gefühl. Häufige Stellenwechsel waren in meiner Generation ja ohnehin nicht so üblich. Aber 40 Jahre bei einem Arbeitgeber und noch dazu in einem Amt sind dann vielleicht doch schon ungewöhnlich. Nach der Ausbildung von 1984 bis 1987 zum Gemeindeinspektor habe ich nach Bestehen der Prüfung eine Stelle im Bauamt bekommen – und da bin ich noch heute. Langweilig ist es dennoch nie gewesen.
Wie haben sich die Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Laufe Ihrer 40-jährigen Karriere in der Gemeinde Schalksmühle verändert?
Am Anfang ist man für eine gewisse Zeit noch immer der Azubi. Da muss man sich erstmal freischwimmen. Im Laufe der Zeit verändert sich dann natürlich der Aufgaben- und auch der Verantwortungsbereich. 2006 habe ich die Sachgebietsleitung übernommen und seit 2014 habe ich die Fachbereichsleitung. Damit sind dann natürlich auch komplett neue Aufgaben auf mich zugekommen.
War es schwierig, diese neue Position zu bekleiden?
Nicht schwierig, aber ungewohnt. Der Wechsel vom „Kollegen“ zum „Vorgesetzten“ bringt natürlich auch neue Herausforderungen mit sich. Dank des guten Teams wurde mir aber das Hineinwachsen in die neue Position sehr einfach gemacht.

Welche (Bau-)Projekte haben Ihnen besonders am Herzen gelegen und warum?
Im Laufe von 40 Jahren hat man natürlich viele Projekte begleitet, angefangen von diversen Straßen- und Kanalbaumaßnahmen, Um- und Neubau von Schulgebäuden, Feuerwehrgerätehäusern, Ortskernsanierungen bis hin zur Kanalnetzübernahme. Besonders am Herzen gelegen haben mir aber zwei Projekte. Zum einen der Um- und Neubau der Primusschule, da hier der Verlust der einzigen noch verbliebenen weiterführenden Schule in Schalksmühle drohte. Eine weitere Maßnahme, die mir zum einen am Herzen lag, zum anderen aber auch viel Ausdauer gefordert hat, war die Umgestaltung des Volmeparks. Da gab es ja zunächst einigen Gegenwind. Dass der Teich verschwinden sollte, war kaum vorstellbar. Aber am Ende konnte das Ergebnis dann doch überzeugen.
Mit Blick auf die kommenden Jahre: Welche Pläne oder Ziele haben Sie für die Zukunft der Bauverwaltung in Schalksmühle?
Nach 40 Dienstjahren bleibt ja nicht mehr so viel Zeit – aber trotzdem viel zu tun. Der Neubau eines Pflegeheims mit Seniorenzentrum an der Bergstraße ist sicherlich ein Projekt, mit dem wir uns noch in der Zukunft befassen werden. Und dann hat die Gemeinde – das ist ja bekannt – das Hotel zur Post gekauft. Der Erhalt von Gastronomie und Hotelbetrieb an diesem Standort ist für den Ortskern sehr wichtig. Nach einer Renovierung, die voraussichtlich in 2024 kommt, soll das Gebäude dann verpachtet werden. Es gab ja seitens der Gemeinde auch schon im Rahmen der letzten Ortskernsanierung die Idee, die Kegelbahn aufzugeben und die Fläche zum Volmepark hin zu öffnen. Das ließe sich jetzt realisieren. Für die weitere Entwicklung der Gemeinde ist zudem die Ausweisung neuer Wohnbau- und Gewerbeflächen ein ganz wichtiger Punkt.
Ein Projekt, wo ich wohl nicht mehr ans Ziel komme, ist der Volmetal-Radweg. Da war ich wesentlich optimistischer, aber inzwischen glaube ich, dass der während meiner aktiven Zeit nicht mehr fertiggestellt wird. Das liegt insbesondere an den langwierigen Abstimmungen mit der Deutschen Bahn zur Bereitstellung der notwendigen Flächen. Und wenn man dann überlegt, das die Bahnstrecke fast zwei Jahre nicht in Betrieb war und man die Zeit für den Bau nicht nutzen konnte. Eine bessere Gelegenheit wird so schnell nicht wiederkommen.
Wie gehen Sie in Ihrem Fachbereich mit Herausforderungen, wie etwa mit Starkregen und Hochwasser, um?
Man sieht ja immer wieder Berichte über Starkregen und Hochwasser und welche Schäden diese Ereignisse anrichten können. Aber erst wenn es einen unmittelbar selbst betrifft, wird einem bewusst, dass man diesen Kräften nichts entgegenzusetzen hat. In den ersten Stunden und Tagen ist dann nicht viel Zeit nachzudenken, da heißt es erstmal „einfach machen“. Alle waren im Einsatz und haben geholfen, wo es nötig war. Aber so ein Ereignis zeigt dann auch die Schwachstellen auf, die man zukünftig in den Blick nehmen muss und für die Lösungen gefunden werden müssen. Die demnächst zur Verfügung stehende Starkregen-Gefahrenkarte ist zum Beispiel ein Instrument, was dabei helfen kann.
War der Aspekt des Klimawandels damals schon relevant?
Vor 40 Jahren wurde eher über Atomkraft, Waldsterben und Umweltverschmutzung diskutiert. Es gab auch schon Warnungen vor einem bevorstehenden Klimawandel und natürlich bestehen da Zusammenhänge. Aber wie viele Dinge, bei dem die Auswirkungen nicht unmittelbar oder kurzfristig erkennbar sind, hat man die Dringlichkeit unterschätzt oder mögliche Folgen nicht so ernst genommen. Das hat sich grundlegend geändert. Der Klimawandel, oder besser Maßnahmen, die in Folge des bereits eingetretenen Klimawandels und zur Anpassung an die weiter zu erwartenden Folgen notwendig sind, prägen die tägliche Arbeit auch in der Gemeinde.
Wie hat sich die Technologie im Bauverwaltungsbereich während Ihrer Karriere entwickelt und wie hat dies Ihre Arbeit beeinflusst?
(Emmerichs schmunzelt) Technologie… Wir hatten, als ich angefangen habe, nicht einen Computer hier stehen. Es gab nur Schreibmaschinen. Wenn man Sitzungsvorlagen geschrieben hat – die gingen gerne schonmal über drei bis vier Seiten – und sich mal verschrieben hat, blieb nur: Seite raus und wieder neu anfangen. Dann kamen irgendwann die ersten Schreibautomaten, dann Computer. Aber bis tatsächlich alle Mitarbeitende über einen eigenen PC verfügten, hat es auch dann noch lange gedauert. Und für viele heute kaum vorstellbar: es gab damals noch kein Internet oder E-Mails. Die heute verfügbare Technik bietet natürlich enorme Vorteile. Auf der anderen Seite entsteht aber auch eine riesige Informationsflut, die hier auf uns alle einprasselt und die man kaum noch bewältigen kann. Und die ständige Erreichbarkeit, sei es per E-Mail oder Handy, ist auch nicht immer von Vorteil. Für Leute, die noch aus der Steinzeit kommen, war das schwierig. (Emmerichs lacht).
Vielen Dank für das Gespräch!