Meinerzhagen. Kurz zuvor hatte noch ein Pärchen an die Tür des Kassenhäuschens geklopft, gefragt, ob sie schon fahren können. Michael Koch vertröstet sie: Freitag um 14 geht es los. Dann, hofft er, könne der Lift übers dritte Januarwochenende hinweg laufen. Vielleicht auch noch Montag oder Dienstag darauf. – Wenn es nicht zu schnell taut.

Für das Team, neben Michael Koch noch seine Eltern und seine Schwester Andrea Müsse mit Mann Frank und Sohn Jonas, beginnt die Saison zum Volkstrauertag im November. Das ist das Wochenende, an dem der Lift in Möllsiepen – auf halber Strecke zwischen Meinerzhagen und Valbert – startklar gemacht wird.
Das ist Tradition. Friedrich-Wilhelm Koch (83), Senior im Team, bringt die Begrenzungen an, die die Besucher am Lift kanalisieren, stellt die Schilder auf. Und wenn es dann richtig weiß ist, wie derzeit, walzt er mit der Raupe die Piste.

Viel Arbeit für kurze Saison
Ob dann auch Schnee kommt, der Lift die Kosten einspielt, ist dann keineswegs sicher. Sieben Betriebstage braucht es. „Dann kommt man erstmal klar, dass man alles bezahlen kann“, schätzt Michael Koch. Bevor die ersten Skiläufer auf dem 300 Meter langen Hang talwärts rutschen, haben die Betreiber etwa 50 Arbeitsstunden investiert. Früher konnte der Lift wochenlang laufen. „Nicht so Kurzperioden wie jetzt“, bilanziert Michael Koch. Immerhin gab es in dieser Saison schon zum ersten Advent Schnee und jetzt wieder. Das war in den Vorjahren nicht immer so.
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Der Lift ist der einzige, der im Südkreis noch in Betrieb ist. Dass er noch läuft ist auch dem Idealismus der Betreiber zu verdanken. Die Skifahrer, viele Familien oder junge Leute, die nicht so mobil sind, um ins Hochsauerland zu fahren, kommen aus der Region. „Was hinter der Rahmedebrücke liegt fällt weg“, meint Michael Koch mit Blick auf Kundschaft aus dem Ruhrgebiet. Viele schätzen den Charme des Hangs in Möllsiepen. Günstige Preise, keine Warteschlagen. Da nimmt man die kurze Abfahrt in Kauf und fährt halt öfter.
Angefangen hat der Liftbetrieb vor 55 Jahren. Die Riemenscheibe eines 15-PS-Deutz-Trecker dienste als Antrieb für den Lift. Wer abfahren wollte bekam ein Holzbrett mit einer Kerbe, die er isn Seil einklemmen musste, erinnert sich Michael Koch. Zehn Pfennig musste die Wintersportler zahlen, quasi eine Leihgebühr für das Klemmbrett. 1984 wurde dann die neue Technik eingebaut. Der Skiclub bot Kurse an. An den Hütten am Rande der Piste gab es heiße Suppe, Würstchen, warme Getränke.
Kinderpunsch am Kassenhäuschen
Wenn der Lift am Wochenende läuft, können sich die Skifahrer mit einem Glühwein oder Kinderpunsch am Kassenhäuschen des Lifts erwärmen. Den Kochs und Müsses stehen dann lange Schichten bevor. Von neun bis 21 Uhr sind Abfahrten möglich, abends idyllisch unter Flutlicht.. Danach habe man gefühlte „20 Grad Körpertemperatur, also durchgefroren“, sagt Michael Koch. Wie lange das noch so funktioniere sei nicht absehbar. „Wenn man Vater das nicht mehr kann….“, skizziert Michael Koch ein mögliches Szenario. Andererseits gehört der Lift auch zur Familientradition. Und Jonas Müsse, jüngster im Team, packt mit an. Er tritt am Donnerstagabend noch auf Skiern den Übergang vom Lift zur Piste fest. Letzte Schritte, damit der Lift ab Freitagmittag laufen kann. Vielleicht auch Schritte, die zeigen, dass es weitergehen könnte mit dem Wintersport in Möllsiepen.
INFO
- Von einst sieben Liften im Volmetal und an der Nordhelle sind nur die beiden in Halver und Meinerzhagen geblieben.
- Der Hang in Möllsiepen ist 300 Meter lang.
- Öffnungszeiten: Montag – Freitag 14 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag 9.30 bis 21 Uhr, abends unter Flutlicht.
- Der Lift am Collenberg (Halver) ist nicht in Betrieb. Auch die Langlaufloipen sind nicht gespurt, wie der Homepage zu entnehmen ist: www.skiclub-halver.com