Der Ortsteil Twieströmen liegt an der Flussschleife der Volme stromabwärts von Dahlerbrück und wird seit dem 17. Jahrhundert ununterbrochen als Industriestandort genutzt.
1687 erbaute Thomas Trimpop aus Hülscheid ein Hammerwerk, das während des 18. Jahrhunderts im Besitz der weitverzweigten Familie Trimpop blieb. 1810 kaufte Joh. Kaspar Goebel, Kaufmann aus Breckerfeld, der auch Pächter der Glörmühle in Dahlerbrück war, das Hammerwerk.
Die Nachfolge des „Kuhbierschen Unternehmens“
1854 trat Carl Kuhbier Senior als Teilhaber in die Firma ein. 1880 übernahm er die Firma und von da an firmierte die Firma unter C. Kuhbier & Sohn. 1883 verstarb Kuhbier Senior und sein Sohn Carl Kuhbier Junior wurde neuer Besitzer der Firma. 1892 verstarb Carl Kuhbier Junior. Sein Bruder Paul Kuhbier kehrte nach Dahlerbrück zurück und übernahm die Nachfolge in der Leitung des „Kuhbierschen Unternehmens“.
Erweiterung der Firma unter Paul Kuhbier
Der Name Kuhbier und die unternehmerische Schaffenskraft von Paul Kuhbier war für die Entwicklung der Firma über Jahrzehnte von besonderer Bedeutung. 1896 wurden die Werksanlagen für Walz- und Raffinier-Stäbe, die durch Nutzung der Wasserkraft betrieben wurden, durch die Errichtung eines Kaltwalzwerkes und einer Drahtzieherei erheblich erweitert.
Ein Foto der Drahtzieherei aus dem Jahr 1903:
Drahtziehmaschinen für mittlere Drahtstärke in der Feinzieherei, Foto aus dem Jahr 1959/60:
Der Aufstieg des Unternehmens
Der Aufstieg des Unternehmens lässt sich auch an der Anzahl der Mitarbeiter belegen: Im Jahr 1853 begann es mit 16 Angestellten. Bis 1870 hatte sich diese Zahl bereits auf etwa 60 erhöht, was auf ein kontinuierliches Wachstum hindeutete. Das Unternehmen setzte diesen Trend fort und erreichte im Jahr 1900 bereits eine Belegschaft von rund 200 Mitarbeitern.
Innerhalb weniger Jahre verdoppelte sich diese Zahl, als im Jahr 1909 bereits rund 400 Mitarbeiter beschäftigt wurden. Dieser Aufwärtstrend setzte sich weiter fort und bis 1950 konnte das Unternehmen sogar eine Belegschaft von rund 700 Mitarbeitern verzeichnen. Der Höhepunkt des Mitarbeiterwachstums erreichte das Unternehmen im Jahr 1961 mit bis zu 1200 Mitarbeitern.
Der industrielle Fortschritt zeigt sich auch in der Entwicklung von Handarbeit auf maschineller Produktion. Im 17. Jahrhundert war im Volme- und Hälvertal in den Hammerwerken die Wasserkraft üblich, die vom Wasserstand der Flüsse abhängig war. Ende des 19. Jahrhunderts wurde bei der Firma Kuhbier auch die Dampfkraft eingeführt. Nach dem Bau mehrerer Talsperren, die beständigen Wasserstand garantierten, wurde 1922 eine Turbinenanlage errichtet.
Das Ende des Familienunternehmens
In den nächsten Jahren bestand eine enge Verbindung zur Firma Friedrich Krupp, Essen, von der sämtliche Edelstähle zur Weiterbearbeitung bezogen wurden. Ein weiterer Eckpunkt in der Entwicklung der Firma war die Aufnahme der Produktion von Magneten, insbesondere für die aufstrebende Elektro- und Rundfunk-Industrie, im Jahre 1931 in einer Fabrik in Rummenohl.
Am 26. Juni 1951 verstarb Paul Kuhbier. Am 1. Oktober 1970 ging die Firma Kuhbier in ihrer Gesamtheit in das Eigentum der Deutschen Edelstahl Industrie AG, Krefeld, die spätere Thyssen Edelstahlwerke AG, über. Im Dezember 2012 übernahm der finnische Konzern Outokumpu die Edelstahlwerke, die seitdem unter dem Namen Outokumpu Nirosta Precesion GmbH firmieren. Mitte Dezember 2023 gab die Firma Outokumpu bekannt, die Produktion frühestens Ende 2024 in Dahlerbrück einzustellen. Die Betriebsrat gab sich noch nicht geschlagen und legte Anfang März einen Rettungsvorschlag vor. Der Arbeitgeber reagierte – und lehnte das Konzept ab. Er möchte an der Standortschließung festhalten. 160 Mitarbeiter würden dann ihre Arbeit verlieren.
Anmerkung der Redaktion: Alle verwendeten historischen Bilder sowie einige Textausschnitte stammen aus der Ausstellung „Die Geschichte des Gewerbegebiets Twieströmen“ des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Schalksmühle. Diese Ausstellung ist aktuell im Schalksmühler Rathaus zu den jeweiligen Öffnungszeiten zu sehen.