„Mit so einem großen Andrang hatte hier definitiv niemand gerechnet. Das ist wirklich super“, freute sich Kindergartenleiterin Marina Hoheisel. Zwei Stunden lang war der Kindergarten am Herlsener Weg für Interessierte geöffnet. „Wir haben bewusst ein Angebot für Eltern geschaffen, die sich expilzit für diese Kindergartenform interessieren, um auch auf Detailfragen eingehen zu können“, erklärt die Leiterin. Das Konzept Waldkindergarten sei oft immer noch mit Vorurteilen behaftet. „Viele waren verwundert, was wir alles mit in den Wald nehmen. Also wir sind ja beispielsweise nicht spielzeugfrei und auch gebastelt wird im Wald“, erklärt Miriam Kollar, pädagogische Leiterin des Kindergartens. Es sei also auch keinesfalls so, dass die Kinder feinmotorisch nicht gefördert würden oder nicht lernen, wie ein Stift gehalten wird oder eine Schere richtig benutzt wird. „Wir machen das auch alles. Wie in anderen Kindergärten auch, gibt es hier natürlich auch ein pädagogisches Konzept, Ziele die wir erreichen möchten und Förderung – nur dass halt fast alles draußen stattfindet und der Wald unser Lern- und Entwicklungsraum ist“, erklärt Miriam Kollar.
Einen großen Raum habe das Thema Eingewöhnung eingenommen. „Das hat wirklich fast jeder gefragt. Das war uns im Vorfeld zum Beispiel gar nicht so bewusst. Da müssen wir vielleicht dann auch noch mal mehr in unseren Informationsmaterialien drauf eingehen“, berichtet Kollar. Die Eingewöhnung erfolge im Waldkindergarten ganz individuell. Eltern begleiten ihre Kinder in den ersten Tagen durch den Alltag. Der Abschied erfolgt in Etappen. Zudem kümmere sich immer eine Erziehrin um ein neues Kind, sodass schnell ein enger Bezug entsteht, der den Abschied vereinfacht. „Es gibt Kinder, die bleiben schon ab Tag zwei alleine hier und es gibt Kinder, da dauert die Eingewöhnung vielleicht auch Wochen. Da sind wir immer im ganz engen Kontakt mit Eltern“, betont Kollar.
Was vielen Eltern sofort auffiel: Trotz der vielen Besucher, war es ruhig. „Kinder haben einen starken Bewegungsdrang. Den können sie hier voll ausleben und sich richtig austoben. Gleichzeitig gibt es hier aber viel Ruhe. Bei uns gibt es keine Wände, der Schall kann entweichen und somit gibt es keine Lärmbelästigung. Für die Kinder bedeutet das deutlich weniger Stress“, erklärt Marina Hoheisel. Gleichzeitig lernen die Kinder, sich an Regel zu halten. Viel Freiraum bedeute nämlich zugleich auch viele Regeln. „Den Kindern fällt das gar nicht so schwer, denn sie verknüpfen die Regel direkt mit dem Erleben. Die Kinder lernen beispielsweise bis wo sie laufen dürfen, was sie mit Stöcken dürfen und was nicht. Wie sie sich in der Natur und Miteinander verhalten“, erklärt Kollar.
Interessiert zeigten sich die Eltern auch am Konzept einer Elterninitiative. Denn hinter dem Waldkindergarten steht ein Elternverein – und kein großer Träger. „Wir sind beispielsweise selbst für das Gebäude und das Gelände zuständig“, berichtet Vanessa Grüber, Vorsitzende der Elterninitiative. Natürlich bedeute das auch, dass Eltern, deren Kinder den Waldkindergarten besuchen, mit eingebunden werden. So gibt es beispielsweise Arbeitseinsätze im Frühjahr und Herbst. Immer mal wieder kleinere Reparaturen und andere Dinge, die erledigt werden müssen. Beispielsweise, wenn die Reinigungskraft krank ist oder Urlaub hat. „Und wir müssen uns finanzieren. Das heißt, wir beteiligen uns am Gemeindeleben und verkaufen auf Veranstaltungen Waffeln oder Würstchen. So kommen schon ein paar Stunden für jede Familie zusammen“, erklärt Grüber.
Schon jetzt steht fest, dass es auch im kommenden Jahr einen solchen Informationstag geben wird. Wann genau, steht allerdings noch nicht fest.