Die Freie Wählergemeinschaft Kierspe (FWG) hat die Kiersper Bürger gebeten, sich an ihrer Umfrage zum Warntag zu beteiligen (LokalDirekt berichtete). Sie wollten von den Kierspern wissen: „Haben Sie die Sirene gehört und haben Sie per ‚Cell Broadcast‘ eine Benachrichtigung bekommen?“ Nachdem sich die FWG zufrieden über die Resonanz zeigte, wie wir berichteten, liegt nun das Ergebnis vor: Bei sechs Sirenen auf Kiersper Stadtgebiet und Lücken im Handynetz fiel das Resultat „unbefriedigend“ aus – das zumindest stellten Georg Würth und Monika Hofmann am Montag, 13. Februar, auf ihrer Präsentation fest.
„Wir wollten wissen, ob die Sirenen wirklich in jeder Ortschaft und auf jedem Gehöft gehört werden“, so Würth. Ausschlaggebend sei der Brand Auf der Mark im September 2022 gewesen, nach dem es trotz Stadtalarm Rückmeldungen gab, dass die Sirenen nicht gehört wurden.

Bei den nun 241 Rückmeldungen, die zwischen dem 8. Dezember 11 Uhr und dem 15. Dezember per Anruf, E-Mail, WhatsApp und SMS eingegangen seien, sei das Ergebnis aber keinesfalls repräsentativ, wie beide mehrfach betonen. „Wenn wir aus bestimmten Ortsteilen nur eine oder gar keine Rückmeldung bekommen haben; ist das nicht belastbar“, so Würth gegenüber LokalDirekt. Das betreffe etwa die Ortschaften Beckinghausen und Immelscheid.
Anlässlich ihres „Sirenen-Hörtest“ schrieben Hofmann und Würth einen Brief an den Kiersper Bürgermeister Olaf Stelse und den Leiter des Ordnungsamtes Sebastian Laatsch, der LokalDirekt vorliegt. Darin heißt es, dass 122 Personen mitgeteilt haben, dass sie die Sirenen zum Alarmzeitpunkt gehört hatten. 77 Personen hingegen hätten mitgeteilt, keinen Sirenenton gehört zu haben. 42 Personen gaben Angaben zum „Cell Broadcasting“ an.

Die sechs Sirenen auf Kiersper Stadtgebiet befinden sich laut Würth auf der Pestalozzi-Grundschule, der Gesamtschule, der Bismarck-Schule, am Alten Amtshaus in Rönsahl, am Herlinghauser Weg in Volme und Auf dem Loh. Die Sirenen auf der Pestalozzi- und der Gesamtschule seien moderne elektronische Sirenen, die nach 50 Jahren die des alten „Schüssel-Typus“ ersetzt hätten. Letztere hätten allerdings den Vorteil, dass sie ihren Ton in einem 360-Grad-Radius ausstrahlen, wohingegen die neuen Modelle nur eine „trichterförmige Ausstrahlung“ hätten. Auffallend ist, dass 13 Rückmeldungen vom Haunerbusch vom Kreisverkehr bis hinter die Pestalozzischule besagen, die Sirene nicht gehört zu haben.
Nach der Wiedervereinigung habe man 1992 die Sirenen stark abgerüstet – von 56 auf nun sechs.
Würth berichtet von seinen Nachbarn Auf den Höhlen, die zwar ein Sirenengeräusch vernommen hätten, das aber seiner Einschätzung nach aus Meinerzhagen oder Marienheide kommen musste.
„Sirenen-Hörtest“: Im „Tal der Ahnungslosen“
Besonders das Bollwerk sei nach den Rückmeldungen „das Tal der Ahnungslosen“, so Würth. Hier hätten sich Anwohner schon nach dem Aufruf zur Teilnahme vor dem eigentlichen Warntag bei ihm gemeldet und sich über mangelnde Sicherheitssysteme beschwert. Hier hörten die Anwohner überhaupt nichts. Die nächste Sirene sei am Herlinghauser Weg in Volme. Ungünstige Landschaftszüge wie Hügel könnten die Ausbreitung der Töne zusätzlich behindern, die maximal eine Lautstärke von 118 Dezibel erreichen dürfen bei einer Höhe von 20 Metern. Würth geht davon aus, das etwa die Sirene an der Pestalozzischule sowohl tiefer hänge als auch leiser sei.
„Aus Rönsahl kamen sowohl Rückmeldungen, dass man die Sirenen nur schwach gehört habe und das „Cell Broadcast-System“ nicht funktioniert habe, als auch dass beides versagt hat“, so Würth mit Blick auf die einzige Versorgung Rönsahls durch die zentrale Sirene am Alten Amtshaus.
Erstaunt sei er über „eklatante Schwächen“ im Industriegebiet gewesen: „Es gab Rückmeldungen von Leuten, die in unmittelbarer Nähe zur Gesamtschule nichts gehört haben. Auch der Padberg ist nicht versorgt.
Enttäuscht sei er gewesen, dass von der Kölner Straße unten an der B54 keinerlei Rückmeldungen zur Umfrage gekommen seien. „Ein Ergebnis wäre hier aufgrund der starken Bebauung interessant gewesen.“
Forderung nach unabhängigem Schallgutachten
Sein Fazit: „Es gibt offenbar Lücken und die müssen wir finden. Eventuell lassen sich Mängel leicht nachjustieren, indem man etwa Sirenen höher hängt oder deren Lautstärke erhöht. Wir fordern die Verwaltung auf, ein unabhängiges Beschallungsgutachten erstellen zu lassen, mit dem wir das Ziel verfolgen können, das ganze Stadtgebiet abzudecken. Wichtig ist, die Bevölkerung wieder für Sirenentöne zu sensibilisieren und ein Verständnis für die verschiedenen Alarm-Arten zu generieren.“
Sein Ergebnis als Schulnote? „Unbefriedigend. Vier Minus“, so Würth abschließend.