Die zwei Ahorn-Bäume auf dem AFG-Schulhof haben Glück. Denn sie bekamen bereits Bewässerungssäcke – und zwar von Ajana (12) und Lucretia (13). Die Schülerinnen von der Umwelt-AG sind ihre Paten und werden in den kommenden Monaten aufpassen, dass die 30 Jahre alten Bäume immer ausreichend zu trinken haben. Dazu befüllen sie die Säcke regelmäßig mit Wasser. „Ich möchte dafür sorgen, dass die Erwachsenen nicht weiter unsere Umwelt versauen“, sagt Lucretia entschlossen. Das sei ihre Motivation, die Bäume zu retten; ihren Teil zum Umweltschutz zu leisten. Und das Team vom Baumverein kann sich derweil auf all die anderen Bäume in Halver konzentrieren, die noch Paten suchen.
Warum die Not der Bäume so groß ist und die Bewässerungssäcke so wichtig sind, erklärt Martin Hallbrügge vom Baumverein: „Unsere Bäume sind trotz des Regens bedürftig. Ihnen geht es schlechter, als wir glauben. Der Niederschlag kommt zwar heftig, aber ist dann schnell wieder weg.“ Die Erde oberhalb des Wurzelballens sei derart verdichtet, dass das Wasser kaum eindringen würde. Es perlt quasi ab. Die rettende Idee: Eigens konzipierte Säcke, die per Reisverschluss individuell an die Dicke des Baumstammes angepasst werden können, nehmen je nach Umfang entsprechend viel Wasser auf. Je mehr Elemente desto mehr Wasser. So kann dieses langsam, aber stetig den Baum versorgen.
Kunststoffeimer unter Halvers Bäumen
So komfortabel war’s nicht immer. Vor fünf Jahren waren es noch Kunststoffeimer, die der Baumverein oberhalb des Wurzelbereichs platzierte. Über kleine Bohrungen konnte so das Wasser tröpfchenweise versickern. „Damals wurden wir von den Halveraner Imbissbetrieben unterstützt, die uns die Eimer sponserten,“ erinnert Hallbrügge an die Anfänge.
Aber es gab ein Problem: Passanten nutzten die Behälter für ihren Abfall. Die professionellen Säcke lösten dann gleich zwei Probleme: Es passt mehr Wasser rein – und das Müllproblem ist ebenfalls passé. Von der Idee überzeugt war auch der Baubetriebshof der Stadt Halver, sodass diese ebenfalls ein Kontingent an grünen Wasserspendern anschaffte, um so städtische Bäume über den Sommer hinweg zu versorgen.
„Wir alle sind gefragt“
Inzwischen – so schätzt Hallbrügge – seien locker 120 Säcke im Umlauf. Doch da ist noch Luft nach oben. Beziehungsweise sind da noch viele Bäume ohne Paten. Und sicher gibt es auch noch Exemplare, die zwar bedürftig, aber noch nicht auf dem Radar der Baumfreunde sind. „Die Stadt alleine kann das nicht schaffen. Wir alle sind gefragt, wenn wir unsere Bäume schützen, erhalten und retten möchten“, bringt es Uta Hentschel auf den Punkt. Die AFG-Lehrerin leitet zusammen mit Oliver Henze, ebenfalls AFG-Lehrer, die Umwelt-AG. In das Projekt „Baum-Patenschaften“ sind sie mit ihren Schülern im vergangenen Jahr eingestiegen. Eigens dafür schaffte Schulleiter Paul Meurer einen Schlauchwagen an, mit dessen Hilfe die Kinder komfortabel „ihre“ Bäume versorgen können.
Baum-Pate werden – so geht’s
Und wie wird man nun ein Baum-Pate? Geeignet ist prinzipiell jeder – sogar Kinder können schon mitmachen, wie die AFG-Schüler beweisen. Man sucht sich also einen Baum aus oder lässt sich einen vorschlagen. Für diesen ist der Baum-Pate dann verantwortlich. Regelmäßig sollte der Bewässerungssack mit Wasser aufgefüllt werden. Dafür gibt es keinen festen Zeitplan – je nach Wetterlage können die Abstände variieren. Auf den Tag kommt’s also nicht an, aber die Paten sollten ihre Schützlinge schon beobachten und zuverlässig sein. Generell gilt: Lieber immer mal wieder etwas zu gießen, als gar nicht.
Und wo kommt das Gießwasser her? Auch dafür gibt es nicht die eine Lösung. Ob aus einem Regenfass in der Nähe, von einem Wasseranschluss oder aus dem Garten eines lieben Nachbarn. Es gibt bereits vielfältige Lösungen und Modelle. Manche der 36 teilnehmenden Halveraner teilen sich die Patenschaft auch – einer gießt und einer sponsert das Wasser. Martin Hallbrügge hofft, dass für das Projekt „Baumpaten“ noch viel häufiger Regenwasser zum Einsatz kommen kann: „Wie toll wäre es, wenn unsere Bäume das regelmäßig bekommen könnten?“. Doch dafür brauche es – zum Beispiel auch an öffentlichen Gebäuden – Regentonnen, die dann für die Baumpaten zur Verfügung stehen.
Welche Bäume suchen noch einen Paten? Im gesamten Stadtgebiet warten Bäume noch auf Paten, die sie regelmäßig mit Wasser versorgen. Die Bewässerungssäcke stellt der Baumverein zur Verfügung. Manche Bäume machen bereits durch rote Banner mit dem Aufdruck „Pate gesucht“ auf sich aufmerksam. Das Schild „Pate gefunden“ markiert die Bäume, die bereits versorgt werden. Interessierte können aber auch selbst Vorschläge machen, wenn sie von einem Baum wissen, der Hilfe benötigt.
Einige Kandidaten vom Parkplatz des Bürgerzentrums sind auch noch „auf der Suche“. In diesem Bereich hat die Umwelt-AG im vergangenen Jahr bereits damit begonnen, die verdichtete Erdschicht aufzulockern, sodass hier mehr Regenwasser die Wurzeln der Bäume erreichen kann (LokalDirekt berichtete).
Mehr Infos gibt’s beim Baumverein.