Die Stadt Halver und der regionale Energiedienstleister Mark-E kooperieren bei der Planung, Errichtung und dem Betrieb der Windenergieanlage (WEA) im Ortsteil Schwenke am Standort des ehemaligen „Munitionsdepots“. Bereits im Dezember 2021 hatten die Stadt Halver und Mark-E hierzu eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Das Projekt ist mittlerweile weit fortgeschritten: Der Märkische Kreis als zuständige Behörde hat die Genehmigung gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) bereits erteilt.
Emotional und kritisch waren die meisten Fragen, die Christian Kunz, Tobias Patzwald und Sebastian Meurer von der Mark-E am Dienstagabend im Kulturbahnhof beantworten mussten. Kein Wunder, treffen doch beim Thema Windenergieanlage viele unterschiedliche Interessen aufeinander. Vor allem, wenn es sich, wie in diesem Fall, um derart finale Planungen handelt. Am ehemaligen Munitionsdepot in Halver-Schwenke soll 2027 ein rund 230 Meter hohes Windrad den Betrieb aufnehmen und circa 13 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von circa 3700 Drei-Personen-Haushalten mit Einfamilienhäusern und könnte nach Angaben von Mark-E 4940 Tonnen CO2 einsparen.

Das klingt hinsichtlich regenerativer Energiegewinnung vielversprechend. Einige Anwohner und Bürger aber hinterfragten das Projekt bezüglich Schattenwurf, Schallimmission und Standort und äußerten ihre Sorgen und Bedenken. Maximal 30 Stunden im Jahr und maximal 30 Minuten am Tag darf eine Anlage Schatten werfen, erfuhren die Bürger. Überschreitungen gebe es in mehreren bewohnten Bereichen – dort aber greife dann eine Abschaltautomatik zur Unterschreitung der zulässigen Werte, versicherte Patzwald.
„Unbedenklichkeit“ wiederum bescheinigte er der Anlage hinsichtlich der Schallimmission. Demnach erreiche die Anlage einen maximalen Messwert von 41 Dezibel in den Radevormwalder Siedlungen Hahnenberg und Borbeck. Halver-Schwenke (Linde 1) beispielsweise erreiche maximal 40 Dezibel, Halver-Buschhausen kommt demnach auf maximal 37 Dezibel. Erlaubt sind im Außenbereich maximal 60 Dezibel am Tag und 45 Dezibel in der Nacht. Zum Vergleich: Nieselregen wird von der emfa ebenfalls mit 40 Dezibel angegeben, Umgangssprache wird hier mit 65 Dezibel aufgeführt. Der Beginn der Schmerzgrenze des Gehörs beginnt laut emfa bei 85 Dezibel. „40 ist mehr als nichts, vor allem wenn’s vorher ruhig war“, kritisierte ein Anwohner.

Durchgeführte Untersuchungen für den Arten- und Umweltschutz hätten ergeben, dass das Vorhaben problematisch für verschiedene Fledermausarten sein könnte. Maßnahmen, versicherte Meurer, seien an dieser Stelle erforderlich. Vögel, Reptilien, Amphibien und die meisten Säugetiere seien hingegen nicht gefährdet. Sodann schilderte ein Bürger, dass er von Spaziergängen in diesem Bereich von Kolonien nistender Rotmilane wisse. „Wie werden die geschützt?“, fragte er. Meurer erläuterte, dass sogenannte Horst-Begehungen im Herbst und Frühjahr stattfänden und es Abschaltungsmechanismen der Anlage zu bestimmten Anlässen wie der Mahd gebe, wenn davon ausgegangen werden müsse, dass die Greifvögel die Route über die Anlage nutzten. Eine fotovisuelle Erkennung von Greifvögeln sei in NRW derzeit noch nicht zugelassen.
Um die WEA am Munitionsdepot errichten zu können, wird eine – zum Teil – temporäre Baustelle mit Anlagen installiert. Zu Gute kommt dem Errichter die vorhandene Infrastruktur in Form eines vier Meter breiten Weges. Angeliefert werden die zum Teil überdimensionalen Bauteile über Remscheid/Radevormwald, kurz vor Schwenke geht’s dann links ab zum Standort.

Nicht minder Interessant waren am Dienstagabend die Ausführungen zu möglichen Bürgerbeteiligungen. Wenngleich das Prozedere an dieser Stelle noch nicht ausgereift ist, stellten alle drei Partner der unabhängigen Projektgesellschaft – die Mark-E, die Stadt Halver und die Stadt Radevormwald – attraktive Beteiligungsmöglichkeiten in Aussicht. Die Bitte einiger Bürger ging an diesem Abend sogar noch weiter: Wer nicht das nötige Kleingeld habe, sich monetär zu beteiligen aber in unmittelbarer Nähe zur WEA wohne, solle vergünstigten Strom bekommen können. „Das wäre sozialverträglich und bringt Sie nicht um. Das wäre richtig werbewirksam“, so der Bürger. Michael Brosch sagte zu, das Thema auf die politische Agenda zu packen. Zudem erläuterte er, dass es für jeden Bürger, der Interesse habe, eine faire Möglichkeit zur Beteiligung an der Wertschöpfung geben werde.
Das Projekt „Windenergieanlage Halver-Munitionsdepot“ im Überblick
Errichtet wird eine Windenergieanlage des Herstellers Enercon mit einer Nennleistung von 4,26 Megawatt, einer Nabenhöhe von 160 Metern und einem Rotordurchmesser von 138,25 Metern. Der Wind-Standort auf einer Höhe von 378 Metern über N.N. sorgt laut Mark-E für eine prognostizierte Stromproduktion von circa 13 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Dies reiche aus, um rechnerisch rund 3700 Durchschnittshaushalte mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen. Zudem erspare die WEA der Umwelt pro Jahr fast 5000 Tonnen CO2 im Vergleich zum aktuellen Strommix. Die offizielle Inbetriebnahme der Anlage soll im zweiten Halbjahr 2027 erfolgen.

Hersteller: Enercon
Anlagentyp: E.138 EP3 E3
Nennleistung: 4,26 Megawatt
Nabenhöhe: 160 Meter
Rotordurchmesser: 138,25 Meter
Gesamthöhe: 229 Meter
Prognostizierter Jahresertrag: circa 13 Millionen Kilowattstunden
CO2-Einsparung/Jahr: circa 4940 Tonnen
geplante Inbetriebnahme: 3. Quartal 2027
So geht’s weiter
Sicherung der Zuwegung und Netztrasse im zweiten und dritten Quartal 2025
Baugenehmigung für die Zuwegung und Netztrasse für das erste Quartal 2026
Abschluss des Kaufvertrages der Anlage im dritten Quartal 2025, die Lieferzeit beträgt circa 1,5 Jahre
Infrastrukturarbeiten und Anlagenerrichtung vom vierten Quartal 2026 bis dritten Quartal 2027
Probebetrieb und Inbetriebnahme im dritten Quartal 2027
Am Donnerstag, 22. Mai, findet eine weitere Infoveranstaltung zur Errichtung einer WEA in Halver statt. Diesmal geht’s um die Ausweisung von Windenergiegebieten nördlich Glörfeld – LokalDirekt berichtete.
Los geht’s um 17 Uhr im Saal des Kulturbahnhofs.