Spätestens seit der A45-Sperrung in Lüdenscheid ist die Verkehrssituation in Kierspe, vor allem in den Stadtteilen Kierspe-Bahnhof und Kierspe-Dorf, angespannt. In der Ratssitzung am Montagabend, 19. März, verkündete Bürgermeister Olaf Stelse: Der Tempo-30-Bereich in Kierspe wird ausgeweitet – räumlich und zeitlich (LokalDirekt berichtete).
Stelse konnte dem Rat die Nachricht überbringen, die der Märkische Kreis erst wenige Stunden zuvor veröffentlicht hatte: Auf der Friedrich-Ebert-Straße zwischen den Hausnummern 311 und 375, also vom Abzweig Wiesenstraße bis zur Steuerberatungskanzlei GBMP, wird eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h angeordnet. Zudem, so erklärt Stelse, sei diese Anordnung nicht auf die Zeit von 6 bis 18 Uhr begrenzt, sondern gelte rund um die Uhr. Straßen.NRW soll die Beschilderung zeitnah aufbauen.
Verkehrszählungen
Der Märkische Kreis beschreibt in der Pressemitteilung das bisherige Vorgehen: Bereits im November vergangenen Jahres hatte der Märkische Kreis die zulässige Geschwindigkeit über weite Teile der Kölner Straße auf 30 Stundenkilometer begrenzt. Auch im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße in Kierspe waren Verkehrszählungen des Kreises und der Stadt erfolgt. Für den Lkw-Verkehr wurde eine Steigerung der Verkehrsbelastung von etwa 1680 Lkw (in der Zeit vor der Anordnung des Lkw-Durchfahrtverbots in Lüdenscheid) auf nunmehr etwa 1950 Lkw pro Tag festgestellt. Ebenso liegt eine Lärmberechnung des Landesbetriebs Straßen.NRW vor. Sie dient als Grundlage für die Entscheidung, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen nach Straßenverkehrsordnung (StVO) angeordnet werden können. Als Stelse im Rat vorlas, dass dem Märkischen Kreis die erhöhte Zahl der Lkw im Kiersper Stadtgebiet aufgefallen sei, kam höhnischer Applaus in den Reihen der Ratsmitglieder auf.
Zudem konnte Stelse weitere Neuigkeiten verkünden: Im ersten Halbjahr 2024 soll im Kreuzungsbereich Friedrich-Ebert-Straße / Otto-Ruhe-Straße ein neuer Blitzer errichtet werden. Weiterhin wurde die L528 nach einer gemeinsamen Begehung mit Straßen.NRW in das Schadstellensanierungsprogramm 2024 des Landesbetriebes aufgenommen.
Zweifel der Ratsmitglieder
Bei dieser Formulierung horchten die Ratsherren auf. Aus den Fraktionen kam die Sorge, dass die Ankündigung von Straßen.NRW zwar schön klinge, jedoch konkrete Maßnahmen auf sich warten ließen. Clemens Wieland, Fraktionsvorsitzender der UWG, äußerte den Wunsch, Straßen.NRW und den Märkischen Kreis als Straßenverkehrsbehörde wie schon 2022 erneut in die politischen Gremien der Volmestadt einzuladen. „Wir als UWG fordern weiterhin Tempo 30 ab dem Hedberg, nicht erst ab GBMP“ erklärte er in Hinblick auf die neu geschaffenen Tempo-30-Bereiche. Ob Straßen.NRW der Einladung – anders als 2022 – folgen wird, zweifelten gleich mehrere Ratsmitglieder an. Zudem brachte Wieland auch Rotlichtblitzer an Ampeln ins Gespräch, wie sie aktuell in Lüdenscheid geplant sind. Hier mache sich die Verwaltung jedoch keine große Hoffnung auf eine Genehmigung durch den Märkischen Kreis.
Querungshilfe in Rönsahl
Neben Kierspe-Dorf wurde jedoch auch über die Außenbezirke geredet: Mit dem Neubau eines Discounters (Netto) in Rönsahl wird auch die Verkehrsbelastung auf der L237 ansteigen. Der Rat bittet die Verwaltung, mit Straßen.NRW abzustimmen, ob hier bestehende Querungshilfen zu Zebrastreifen aufgewertet werden können.
Mit diesen teils ausführlich besprochenen Vorschlägen und Informationen mauserte sich der unscheinbar erscheinende Tagesordnungspunkt 1.4 „Aktuelle Verkehrssituation in Kierspe“ zum wichtigsten Thema des Abends.
Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels haben wir das von Clemens Wieland (UWG) im Rat getätigte Lob für die Tempo-30-Bereiche zitiert. Der ironische Unterton dieses Teils seiner Ausführung lässt sich in der Textform nicht adäquat wiedergeben und führte zu Verwunderung in Hinblick auf die Forderungen der UWG, weshalb der entsprechende Abschnitt geändert wurde.
