„Wir haben eine Trendwende eingeleitet“, sind sich Andreas Engelhardt und Dr. Walter Stadlbauer sicher. Anfang April dieses Jahres haben sie gemeinsam mit Philipp Neuhaus das Ruder der Otto Fuchs KG übernommen. Acht Monate, in denen das Trio den angeschlagenen Weltkonzern wieder in ruhigere Fahrwasser bringen musste. Stabilisierung der wirtschaftlichen Position, vertrauensbildende Maßnahmen innerhalb der Belegschaft, Restrukturierung und Transformation waren die Anforderungen an die neue Konzernspitze. Mit einem leichten Plus wird das Familienunternehmen aller Voraussicht nach das laufende Geschäftsjahr abschließen, nach Verlusten im Vorjahr.
Anders als ihre Vorgänger setzen Engelhardt und Stadlbauer nach wie vor auf enthierarchisierte Strukturen, mehr Transparenz und Kommunikation gegenüber der Belegschaft, fordern aber zugleich die bedingungslose Umsetzung des Transformationsprozesses „Mission One“, der zum Ende des Jahres nahezu abgeschlossen sein soll, sowie weiterer Umstrukturierungen, die der nachhaltigen Stärkung des Unternehmens dienen.
Dass im Zuge dieser Prozesse deutlich weniger Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen, als noch vor einem Jahr angenommen, sei der wohl deutlichste Beweis für die erfolgreichen Maßnahmen in Meinerzhagen. Nicht mehr 500, sondern bislang gerade einmal 21 Angestellte haben Fuchs verlassen, zehn davon gingen in Altersteilzeit, führte Dr. Walter Stadlbauer aus. Sogenannte betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben. Insgesamt seien 160 Mitarbeiter von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffen. 109 „Füchse“ wechseln oder wechselten innerhalb des Unternehmens von der angeschlagenen Automobil- zur starken Aerospace-Sparte, wofür in den meisten Fällen interne Umschulungen notwendig sind.
„Wir haben das große Glück, bei den Kunden ein kompetenter und anerkannter Entwickler und Lieferant für die Luftfahrtindustrie zu sein“, gab Engelhardt Einblick, von wo der „Rückenwind“ für das Unternehmen derzeit weht. Denn: „Wir verdienen im Automotiv kein Geld. Wir müssen es schlank und bezahlbar machen.“ Es sei ein Glücksfall, dass Otto Fuchs dort, wo Mitarbeiter nicht mehr in großer Anzahl gebraucht werden, betriebsinterne Alternativen anbieten könne. Sein Credo: „Der Konsens macht stark.“
Konzentration auf „historisches Urprodukt“
Im Automobilbereich konzentriert sich Otto Fuchs auf sein “ historisches Urprodukt“, wie Räder und Felgen. Derzeit gehe man an dieser Stelle von einem stabilen Gewinn Ende des Jahres aus. Gerade die Produktion von hochwertigen Rädern verhalte sich antizyklisch, „es sei extrem viel zu tun“, so Stadlbauer. In diesem Jahr verkaufte das Unternehmen 1,3 Millionen Räder.
Joint Venture mit Asien denkbar
Im Lenkergeschäft sei das anstrengender. „Das ist ein Massengeschäft, da kann es sein, dass man sich mal mit einem Partner zusammentun muss, um Stärken zu bündeln.“ Das könne auch ein Joint Venture mit Asien sein. Es sei aber nichts konkret, betonte Engelhardt. „Wir denken in den sehr angespannten Bereichen darüber nach, um das Ganze zu retten und in eine stabile Profitabilität zu bringen.“ Darüber kommuniziere man, zuletzt auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch mit 1500 Mitarbeitern, ganz offen.
Die konsequente Umsetzung der divisionalen Organisation des Unternehmens in drei Sparten hat auch im kommenden Jahr Priorität, erklärte Stadlbauer die weitere Marschroute. Neben den Sparten Aerospace und Automotiv wird ab Januar der Bereich Industrial „scharf geschaltet“. So könnten sich die Einheiten stärker auf ihren Markt konzentrieren. Sie würden geführt wie eine unternehmerisch eigenständige Einheit.
Investitionen in Aerospace-Sparte
Investitionen möchte Otto Fuchs vor allem in das Wachstum der Aerospace-Sparte tätigen, 20 Prozent Wachstum verzeichnete der Bereich bereits 2024, im Jahr 2025 sollen weitere 25 Prozent hinzukommen – Tendenz steigend. Investiert werden soll zudem im Automobilbereich in die Bereiche, die helfen, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, so Stadlbauer.