Mit Blick auf das nahende Gewitter machte Schick deutlich, wie gut es ist, dass der Planfeststellungsbeschluss vorliegt und damit diese Gespräche ganz anders laufen als noch vor einer Woche zu erwarten gewesen wäre. „Der Ton wäre sicherlich ein ganz anderer“, sagte Schick bereits im Vorfeld. Denn bevor es zu den Bürgern ging, fand ein Treffen inklusive Pressekonferenz im Amtshaus statt. Mit dabei waren die Bürgermeisterin sowie Vertreter aus den Fraktionen. Die Erleichterung, dass der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, war allgemein zu spüren. „Das zeigt, dass es eine Priorisierung zu Gunsten Ihrer Stadt gegeben hat“, betonte Matthias Goeken.
Im Amtshaus ging es auch um die Frage der Kapazitäten der Auftragnehmer. Viele Ausschreibungen in der Gemeinde verliefen in den vergangenen Wochen ins Leere. „Planer können wir nicht backen. Und natürlich gibt es viele Maßnahmen. Aber dieses Vorhaben hat Priorität. Und hat den Vorteil, dass es durch den Planfeststellungsbeschluss schon eine sichere Rechtslage gibt“, betonte Goeken.
Vom Amtshaus ging es in Richtung Lenneterrasse. Dort sollten die Politiker auf die Nachrodt-Wiblingwerder treffen. Wie viele da sein würden, war nicht bekannt. Eine Anmeldung war nicht erforderlich. Vor Ort war das Ergebnis doch beachtlich. Etwa 50 Nachrodter und Wiblingwerder hatten sich versammelt, um alle Informationen rund um die Brücke und das weitere Vorgehen zu bekommen. Schick und Goeken nahmen sich Zeit, antworten auf jede Frage ausführlich. Das kam bei den Nachrodt-Wiblingwerdern gut an.
„Vor allem ist die Sorge behoben, dass es sich um ein ganz langes Verfahren handeln wird“, betonte Schick und verwies damit erneut auf den Planfeststellungsbeschluss und erklärte: „Klagen haben jetzt keine aufschiebende Wirkung mehr.“ Goeken lobte derweil das Engagement der Nachrodt-Wiblingwerder, das zeige, wie wichtig die Brücke ist. Er erklärte aber auch, dass die neue Brücke natürlich nicht vom Himmel falle: „Wenn die Bagger kommen, wird es zwangsläufig noch einmal zu Unannehmlichkeiten kommen. Eine leise Baustelle ohne Einschränkungen gibt es nicht. Oder würde den Bau unbezahlbar machen.“
Natürlich kamen auch die Bürger zu Wort. Friedrich Petrasch äußerte deutliche Bedenken. „Wie soll denn die ganze Trasse geführt werden? Eigentlich ist das doch alles noch ein Luftschloss. Von seriöser Planung erwarte ich gerade im Blick Richtung Altena mehr. Müssen im Ortskern Häuserzeilen abgerissen werden?“ Bürgermeisterin Birgit Tupat erklärte, dass in Nachrodt bereits alle möglichen Tatsachen geschaffen worden seien. So sei das Baufeld auf der Rastattseite nach dem Abriss der Baugenossenschaftshäuser frei. Dort müsse nichts mehr abgerissen werden.
Christian Pohlmann fragte, wie lange sich ein Gerichtsverfahren hinziehen könnte. „Da müssen wir natürlich auf die Gerichte hoffen und dass sie um die Dringlichkeit wissen. Aber seit dem 26.1., als die Katastrophe über uns hereinbrach, (Anm. d. Red.: Gemeint ist die Vollsperrung der Lennebrücke) sind alle für das Thema sensibilisiert“, sagte Tupat.
Unternehmer und Brücken-Kämpfer Uwe Hell war natürlich auch vor Ort. Er fragte ganz direkt: „Wann können wir mit dem ersten Spatenstich rechnen?“ Die Antwort von Matthias Goeken ließ die Beteiligten aufhorchen. „Ich möchte, dass es schneller geht. Vor 2027 muss das Ziel sein.“ Und machte noch einmal deutlich: „Hier müssen wir vorankommen. Wir müssen ein Zeichen setzen. Die Leute müssen sehen, dass da ein Bagger ist und es los geht. Es gibt genügend vorbereitende Maßnahmen für so ein Bauprojekt, die beispielsweise auf dieser Lenneseite stattfinden können, wo bereits alle Grundstücksangelegenheiten geklärt sind.“ Dass die Politiker in Nachrodt seien, sei kein Zufall – auch wenn in NRW zahlreiche Brücken marode sind. „Jetzt sind wir erstmal hier, weil die Not hier am größten ist. Hier brauchen wir eine schnelle Lösung und nicht erst 2027“, sagte Goeken.
Matthias Goeken betonte noch einmal, wie wichtig eine Priorisierung ist:
Uwe Hell fragte auch noch einmal nach, was passiere, wenn 2027 im Rahmen der Landtagswahlen eine andere Regierung gewählt werde. Auch da beruhigten Schick und Goeken und betonten, dass die Maßnahme gesichert sei. Mit dem Planfeststellungsbeschluss habe man nun ein „scharfes Schwert“. Auch die Finanzierung sei über die Neuwahlen gesichert und geregelt.
Otmar Zilt erkundigte sich noch nach den Umleitungen: „Wer zahlt das? Es ist doch alles kaputt.“ Birgit Tupat verwies darauf, dass das eines der Themen des nächsten Infrastrukturgipfels sei: „Bereits beim letzten Gipfel forderten die Bürgermeister die Vorlage entsprechender Pläne seitens des Landes. Und uns ist allen klar, dass zu den Umleitungsstrecken nicht nur die ausgewiesenen Strecken zählen, sondern beispielsweise auch die K24, der Honsel und die L692. Wir können diese Mehrbelastung durch den Ausweichverkehr eindeutig belegen.“